Volksfeste als Infektionsherd: Immunsystem stärken und fit feiern

Oktoberfest und die Gesundheit:Fünf Hygiene-Hacks für Wiesn und Co.

von Cornelia Petereit
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Mit Grippe oder Noro-Virus will sich auf dem Oktoberfest keiner anstecken. Doch Events sind das perfekte Klima für Krankheitserreger. Fünf Tipps, um trotzdem gesund zu bleiben.

Vor Wiesn-Start

Auf der Münchner Theresienwiese laufen die Vorbereitungen für das Oktoberfest auf Hochtouren. Der Preis für eine Maß liegt in diesem Jahr im Schnitt bei 15,25 Euro. Die Besucher hält das nicht fern.

19.09.2025 | 2:35 min

"O'zapft is!" heißt es beim Oktoberfest 2025 für über sechs Millionen Besucher, die dieses Jahr erwartet werden. Auch Viren, Bakterien und Keime haben in den Zelten Hochkonjunktur. Die schlechte Nachricht vorweg: Einen hundertprozentigen Schutz vor Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekten gibt es auch auf der Münchner Wiesn nicht.

Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht stellt augenzwinkernd fest: "Zwei Dinge schützen am sichersten vor einer Infektion: zu Hause bleiben oder ein starkes Immunsystem." Auf das Oktoberfest zu verzichten, sei für die meisten wohl keine Lösung, räumt Specht ein. Auch Abwehrkräfte ließen sich nicht in Sekundenschnelle aufbauen - weder mit teuren Nahrungsergänzungsmitteln noch mit Immunboostern. Aber es gibt Tipps, wie sich das Risiko einer Ansteckung reduzieren lässt.

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Immunsystem schonen

Specht rät, den Körper in den Tagen vor einem Oktoberfest-Besuch nicht mit Schlafmangel zu stressen. "Vorschlafen" könne man zwar nicht, erklärt Specht. Aber man könne dafür sorgen, nicht mit einem Schlafdefizit feiern zu gehen.

Schlaf ist ein großer, völlig unterschätzter Faktor für das Immunsystem.

Dr. Christoph Specht, Arzt und Medizinjournalist

Außerdem empfiehlt er vor dem Gang über die Wiesn "wenig Alkohol, gesunde Ernährung und möglichst keinen psychischen Stress", um das Immunsystem nicht zusätzlich zu schwächen.

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Desinfektionsmittel einpacken

Auch wenn die Regeln für Taschen oder Rucksäcke auf dem Oktoberfest streng sind: Laut Specht gehören Desinfektionsmittel auf jeden Fall hinein. Besonders wirksam seien diese gegen Infekte des Magen-Darm-Trakts, die durch Noro- und Rotaviren oder E. coli-Bakterien ausgelöst würden.

Vor allem vor und nach dem Toilettengang sollten sowohl glatte Gegenstände wie Türklinken oder Toilettendeckel als auch die Hände mit alkoholhaltiger Flüssigkeit oder Tüchern desinfiziert werden. Mittel mit "viruzid+" seien die bessere Wahl, da sie gegen eine breitere Virus-Palette schützen könnten, betont Specht. Wichtig sei die Einwirkzeit von einer etwa Minute, denn "erst dann werden Bakterien, Keime und Viren abgetötet."

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Frische Luft statt Wiesnzelt

Specht empfiehlt, sich beim Besuch der Wiesn möglichst viel an der frischen Luft aufzuhalten. Dort sei die Konzentration von Krankheitserregern sehr gering. In stark bevölkerten, geschlossenen Festzelten dagegen sei die Virendichte sehr hoch.

Durch lautes Reden oder Singen könnten sich die Erreger per Tröpfcheninfektion außerdem leichter verbreiten. "Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sind Festivals für Viren, Bakterien, Keime und Co.", weiß der Mediziner.

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Erreger von Atemwegskrankheiten verbreiten sich meist über Tröpfcheninfektion, zum Beispiel durch Niesen, Husten, Sprechen oder Singen. Abstand halten ist hier der beste Schutz.

Regelmäßiges und gründliches Händewaschen sowie Husten oder Niesen in die Armbeuge begrenzt die Verbreitung der Krankheitserreger genauso wie die Benutzung von Einwegtaschentüchern.

Medizinische Schutzmasken wie die sogenannten OP-Masken oder FFP-Masken bieten bei richtiger Verwendung Schutz gegen grippale Infekte, "echte" Grippe und das Coronavirus. Allerdings ist entscheidend, welche Art und Größe die Maske hat und dass sie korrekt anliegt.


Keime von Bierkrügen entfernen

"Das Glas drehen, bringt nur wenig", sagt Mediziner Specht. Dazu müsse man wissen, an welcher Stelle des Glasrands jemand vorher seinen Mund hatte. Stattdessen könne man den Glasrand mit einem sauberen Taschentuch abwischen. Das sei zwar keine Desinfektion und Taschentücher seien auch nicht steril. "Aber es entfernt die größten Ansammlungen von Keimen", ist Specht überzeugt.

Grundsätzlich schätzt er aber die Ansteckungsgefahr durch verschmutzte Gläser gering ein. Wer jedoch beim Feiern auf Nummer sicher gehen wolle, bestelle am besten Getränke in der Flasche. "Die sind kaum belastet", so Specht.

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Trotz aller Ansteckungsgefahr ist sich Mediziner Christoph Specht sicher, dass der Besuch von Großveranstaltungen positiv ist.

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Dr. Christoph Specht, Arzt und Medizinjournalist

Darüber hinaus sei es sinnvoll, genug Wasser zu trinken und sich Ruhephasen mit Spaziergängen oder ausreichend Schlaf zu gönnen. Und "bei jeglichen Krankheitssymptomen auf jeden Fall zu Hause bleiben", betont Specht.

Cornelia Petereit ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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Quelle: dpa

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