Richtig Kneippen: Wie Wassertreten im Alltag funktionieren kann

So gelingt Kneippen im Alltag:Kneippen: Wie die Gesundheit profitieren kann

von Nicole Wehr
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Ganzheitlich und selbstwirksam die Gesundheit fördern: Kneippen bringt Körper, Geist und Seele in Einklang. Die Elemente der Kneipp-Therapie sind leicht in den Alltag einzubauen.

Eine Frau geht im Storchengang durch ein Wassertret-Kneippbecken.
Langsam wie ein Storch: Regelmäßiges Wassertreten kann Gelenkschmerzen entgegenwirken.
Quelle: Imago / MIS

Menschen, die im Storchengang durch kaltes Wasser staksen: Viele, die an Kneippen denken, haben dieses Bild vor Augen. Dabei ist das Naturheilverfahren viel mehr als Wassertreten oder kalte Güsse. Der Pfarrer Sebastian Kneipp hat es bereits vor rund 150 Jahren entwickelt. Es verfolgt den ganzheitlichen Ansatz eines gesunden Lebens im Einklang mit der Natur.
Inzwischen ist Kneippen zu einem Gesundheitskonzept geworden, das Körper, Geist und Seele mit Wasseranwendungen, Heilpflanzen, Bewegung, gesunder Ernährung und innerer Ordnung stärkt.

  • Wasser (Hydrotherapie): Anregen und Regulieren durch kalte und warme Reize
  • Heilpflanzen (Phytotherapie): Anwendung von Kräutern in Form von Tees, Bädern, Salben oder Wickeln
  • Bewegung: Moderate körperliche Aktivität, am besten an der frischen Luft, etwa Wandern, Radfahren oder Schwimmen
  • Ernährung: Vollwertige, naturbelassene und möglichst frische Lebensmittel (vor allem Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, wenig tierische Produkte)
  • Lebensordnung: Ausgeglichener Lebensstil mit ausreichend Erholung - Körper, Geist und Seele stehen im Einklang.

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So fördert Kneippen die Gesundheit

Laut Kneipp-Konzept sind für die Selbstheilungskräfte, mit denen wir unsere Widerstandsfähigkeit, auch Resilienz genannt, stärken, drei Dinge wichtig: Ein funktionierendes Immunsystem, eine umfassende körperliche Fitness und eine gute Stressresistenz. All dies wird durch das Kneippen gefördert.
Dieser ganzheitliche Ansatz ist in Europa einzigartig: "Wir sind eingeladen, wieder sensibel auf unsere Körperwahrnehmung zu achten und durch die vielen Möglichkeiten ganz individuell entsprechende Kneipp-Anwendungen durchzuführen", erklärt Claudia Sachon, Gesundheitstrainerin an der Sebastian-Kneipp-Akademie in Bad Wörishofen. Jede und jeder könne so selbstwirksam und aktiv das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit unterstützen.
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Besonders einfach sei das mit verschiedenen Wasseranwendungen, sagt Claudia Sachon. Dabei ist kaltes Wasser das "maßgebliche Heilmittel" - warmes Wasser kommt meist im Wechsel damit zum Einsatz. Die thermischen Reize auf den Körper rufen gezielte Reaktionen hervor und regulieren Körpersysteme wie Herz-Kreislauf, Blutdruck, Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Atem. Regelmäßiges Kneippen könne zudem Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen entgegenwirken.

Kneippen ist ein wunderbares Gefäßtraining - gerade bei Venenleiden.

Claudia Sachon, Kneipp-Gesundheitstrainerin, Sebastian-Kneipp-Akademie, Bad Wörishofen

Auch auf das vegetative Nervensystem und die Psyche habe es positive Effekte, sagt Sachon.
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Kneippen für zu Hause - Einstieg mit Wasser

Viele Anwendungen lassen sich unkompliziert in den Alltag integrieren, auch zu Hause. Ein guter Einstieg ist der kalte Abguss nach dem Duschen. Dafür das kalte Wasser, beginnend an den Außenseiten der Beine, langsam nach oben führen und an den Innenseiten wieder hinabgleiten lassen.
Claudia Sachon empfiehlt, sanft zu starten: Zuerst nur bis zum Knie, dann weiter hoch zum Oberschenkel, dann Arme und Oberköper kalt abgießen und dabei die Temperatur, wie bei Kneipp üblich, auf circa 16 bis 18 Grad reduzieren. "Wie beim Sport ist auch hier ein Training möglich", erklärt sie. "Beim klassischen Wassertreten sind die positiven Effekte sofort spürbar." Möglich ist das auch in der heimischen Badewanne oder im Bach. Wichtig dabei: Kaltanwendungen sollten nur mit einem erwärmten Körper durchgeführt werden.

  • Wassertreten: Mit warmen Füßen ins kalte Wasserbecken, langsam wie ein Storch schreiten, bis der Kältereiz spürbar ist. Danach die Füße warmhalten.
  • Wechselbäder für Füße oder Hände: Abwechselnd warm (circa 38 Grad Celsius) und kalt (circa 18 Grad Celsius) baden, insgesamt zwei Durchgänge, immer mit "kalt" abschließen.
  • Kneippsche Güsse (zum Beispiel Knie-, Arm- oder Gesichtsguss): Kaltes Wasser sanft über Körperpartien laufen lassen.
  • Waschungen: Mit einem Tuch oder Handschuh einen dünnen Wasserfilm auf einzelne Körperabschnitte oder den gesamten Körper bringen.
  • Tautreten: Morgens barfuß über taufrische Wiesen gehen, danach Füße abtrocknen und wärmen.

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Wer beim Kneippen vorsichtig sein sollte

Grundsätzlich eigne sich das Kneippsche Gesundheitskonzept für alle Menschen, sagt Trainerin Sachon. "Bereits kleinen Kindern können milde Anwendungen verabreicht werden", erklärt sie. Aktuelle Forschungsergebnisse zu den klinischen Effekten der Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp zeigten, dass diese Therapie etwa bei chronischer Veneninsuffizienz und Wechseljahresbeschwerden sowie bei Fieber bei Kindern wirksam sein könne.
Menschen mit koronarer Herzerkrankung oder Durchblutungsstörungen hingegen ist von kalten Anwendungen eher abzuraten, da hier negative Effekte auftreten können. Auch bei akuten Infektionen wie einer Nieren- und Blasenentzündung sind Anwendungen wie der Knieguss oder das Wassertreten nicht zu empfehlen. Generell ist bei Vorerkrankungen eine Absprache mit dem Hausarzt sinnvoll.

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