Lehre aus der Corona-Pandemie:Kinder und Jugendliche mental stärken
Die Corona-Krise hat große Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche gehabt. Eine Idee, um sie auf künftige Krisen vorzubereiten: das Thema mentale Gesundheit an Schulen stärken.
Während der Corona-Pandemie wurde der reguläre Unterricht durch Online-Formate ersetzt. Viele Kinder und Jugendliche litten darunter - das soziale Miteinander fehlte. Wie sie diese Zeit erlebt haben.
10.03.2025 | 5:33 minDie Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche sind enorm: Konzentrationsschwächen, Lernlücken, Erfolgsdruck. Ängste und Depressionen liegen heute fünf Prozent höher als vor der Pandemie, so das Ergebnis der Langzeitstudie Corona und Psyche (Copsy).
Nora Wanner ist Mental Health Coach und bietet Teenagern die Möglichkeit, im Klassenzimmer über ihr seelisches und körperliches Wohlbefinden zu sprechen. Die Gesundheitspsychologin arbeitet in der Stadtteilschule Bergedorf in Hamburg. Wanner beobachtet, wie Schüler Leistungsdruck und großem Schulstress ausgesetzt sind.
Die Erwartungen sind hoch, sie haben das Gefühl, sie können diese nicht erfüllen.
Nora Wanner, Gesundheitspsychologin und Mental Health Coach
Fünf Jahre nach dem Ausbruch von Corona in Deutschland haben viele Menschen noch „Puls“, wenn sie an die Zeit zurückdenken, viele beschäftigt die Folgen der Pandemie bis heute.
12.03.2025 | 43:39 minSchüler können sich schlechter konzentrieren
Die Konzentrationsfähigkeit habe nachgelassen, erklärt Wanner. Die Kinder hätten Mühe, am Ball zu bleiben, sich auf eine Sache länger zu fokussieren. Die Gesundheitspsychologin erläutert, dass das auch etwas sei, was aus der Corona-Zeit stamme.
Viele Lerninhalte sind laut Wanner auf der Strecke geblieben. Das Homeschooling habe nicht alle Kinder erreicht, so seien Lernlücken entstanden. "Manche Kinder sind mit der Schule gestartet, als Corona lief, da ist einiges verloren gegangen, was schwierig ist aufzuholen", fügt Nora Wanner hinzu.
In der Corona-Krise sind die Schulen überlastet, hängen bei der Digitalisierung hinterher. Doch ein Berliner Gymnasium ist da ein Gegenbeispiel.
15.01.2021 | 1:32 minSozial schwächere Familien hat Corona stärker getroffen
Im Rahmen der Copsy-Studie haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) während der Pandemie 2.800 Familien aus allen Gesellschaftsschichten, darunter 1.000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren, online befragt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Es gibt vermehrt psychische und psychosomatische Auffälligkeiten.
Besonders hart getroffen hat die Pandemie laut Studie Kinder aus sozial schwächeren Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Die Situation sei belastend gewesen für die Kinder, deren Eltern nicht zu Hause sein konnten, die keinen Computer hatten, bei denen der Wohnraum eng war, sagt Ulrike Ravens-Sieberer vom Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die die Copsy-Studie leitete.
Mentale Gesundheit muss in der Schule eine Rolle spielen
Bei der Copsy-Studie war es den Wissenschaftlern wichtig darauf zu schauen, was Kinder und Jugendliche für Wünsche und Bedürfnisse haben und wie sie auf künftige Krisen besser vorbereitet werden können. Viele gaben zu, dass sich nicht nur ihr Wohlbefinden, sondern auch die Stimmung im Elternhaus seit der Pandemie verschlechtert habe. 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen und 37 Prozent der Eltern berichteten, dass sie sich häufiger stritten als vor der Corona-Krise.
ZDF-Umfrage mit 26.000 Befragten:Wo Corona Spuren hinterlassen hat
Die Erwartungen, was die Schule in Zukunft leisten soll, seien groß, sagt Ravens-Sieberer: Wie kann man Gesundheit und Prävention machen und diese in der Schule adressieren, dass die Schüler gesund sind.
Familien sollten in belastenden Phasen unterstützt werden
Die Forscher kamen zu der Erkenntnis, dass es Konzepte brauche, wie Familien in Krisenzeiten besser unterstützt werden können.
Wir wissen, wenn die Eltern belastet sind, sind es auch die Kinder. Und wenn verschiedene Belastungen zusammenkommen, nimmt das Risiko für psychische und psychosomatische Auffälligkeiten zu.
Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Kurz nach Ende der Corona-Pandemie versprach die Politik, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit mehr Psychotherapieplätzen zu verbessern. Was hat sich bis heute getan?
11.03.2025 | 17:25 minMental Health Coach als Modellprojekt
Das Pilotprojekt Mental Health Coach ist ein Konzept, wie Kinder und Jugendliche, somit auch Familien besser unterstützt werden können. Bisher wird das Konzept gut angenommen, nicht nur in Hamburg, sondern bundesweit. 106 Mental Health Coaches werden derzeit an Schulen bundesweit eingesetzt.
Durch die Anbindung der Coaches an den Schulen erhalten Kinder und Jugendliche im geschützten Raum die Möglichkeit, über ihre Themen zu sprechen, die sie auf dem Herzen haben. "Ich beobachte, dass sie erst skeptisch sind, nicht wissen, was auf sie zukommt", sagt Nora Wanner. "Wenn wir aber die Feedbackrunde haben, dann sieht man schon, sie freuen sich dabei gewesen zu sein, freuen sich, dass sie über ihren eigenen Schatten gesprungen sind."
Arta Ramadani ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
Fünf Jahre nach der bisher verheerendsten Pandemie des 21. Jahrhunderts geht ein ZDF-Themenschwerpunkt der Frage nach, was aus der Corona-Pandemie für Lehren gezogen wurden und werden. In der Zeit vom 8. bis zum 21. März 2025 beschäftigen sich sowohl aktuelle Magazinsendungen als auch Doku-Formate mit dem Thema.
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