Corona: Drosten verteidigt Maßnahmen, räumt aber auch Fehler ein

Corona-Kommission:Drosten verteidigt Maßnahmen, räumt aber auch Fehler ein

Britta Spiekermann

von Britta Spiekermann

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Wieder auf der politischen Bühne, obwohl er sie meiden wollte: Virologe Drosten wurde am Montag in der Corona-Kommission des Bundestages befragt. Dort verteidigte er die Maßnahmen.

Berlin, Deutschland, 01.12.2025: Paul-Loebe-Haus: Anhoerung der Corona-Enquete-Kommission: Kristina Boehm, Christian Drosten und Johannes Niessen (v.l.n.r.)

Eine Enquete-Kommission soll die Corona-Pandemie aufarbeiten. Virologe Christian Drosten hat dort den deutschen Corona-Kurs verteidigt, aber auch Fehler eingeräumt.

01.12.2025 | 1:49 min

Er wollte eigentlich einen Strich unter seine Auftritte in der Öffentlichkeit ziehen. Zu belastend sei der Druck in der Corona-Pandemie gewesen. Heute ist Professor Christian Drosten für ein paar Stunden zurück in der Bundespolitik. Er steht unter Polizeischutz. Als Sachverständiger stellt er sich den Fragen der Enquete-Kommission zur Pandemie. Die Grünen hatten ihn eingeladen.

In der Corona-Zeit war er schnell bekannt geworden, war engster wissenschaftlicher Berater der Regierung Merkel. Geschätzt und umstritten.

Drosten verteidigt Corona-Maßnahmen

Drosten verteidigt die Schutz-Maßnahmen von damals. Abwarten wäre ein Fehler gewesen.

In jedem Szenario einer unkontrollierten ersten Welle hätten sich auf Grund der enormen Übertragbarkeit in kurzer Zeit unvorstellbar hohe Patienten- und Verstorbenenzahlen ergeben.

Christian Drosten, Virologe

Das bezweifelt die AfD. Während der Befragung versucht die Partei, Drosten in die Enge zu treiben, stellt lange Fragen und fordert kurze Antworten auf komplexe Sachverhalte.

"Wir haben leider häufig erlebt, dass Sachverständige unterbrochen werden in ihren Ausführungen", sagt Mechthild Wittmann, Obfrau der CDU in der Enquete-Kommission, "das ist eigentlich nicht der Sinn der Sache." Kay-Uwe Ziegler von der AfD sieht das anders. Es gehe um die Impfproblematik und um die Maßnahmen in der Corona-Zeit. Wichtig sei, dass die Verantwortlichen, zu denen Drosten gehöre, ihre damalige Rolle erklärten.

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Im Fokus der Corona-Aufarbeitung ist die Beschaffung von Schutzmasken durch den Ex-Gesundheitsminister Spahn. Karl Lauterbach fordert, die Maskenaffäre müsse aufgeklärt werden.

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SPD-Politiker will Corona-Aufarbeitung

Die AfD hatte ursprünglich einen Untersuchungsausschuss gefordert, dafür aber gab es keine Mehrheit. Die SPD glaubt nicht, dass es der AfD um Aufarbeitung geht, sondern nur um Social-Media-Content.

Doch Aufarbeitung brauche es, so SPD-Kommissionsmitglied Daniel Rinkert. Er sieht durch die Corona-Politik einen Vertrauensverlust in die Demokratie. "Ich hoffe, dass von der Kommission auch das Signal ausgehen wird, dass bei der Pandemiebekämpfung Fehler gemacht worden sind." Eine Entschuldigung in manchen Fragen, so Rinkert, würde helfen.

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Drosten: Gab "Extremerscheinungen" während Pandemie

Auf die Frage, welche Fehler gemacht worden seien, antwortet Drosten, er habe sich immer als Pandemie-Erklärer verstanden, ein paar Dinge seien aber missverstanden worden. "Wir wussten ganz früh, dass das Virus draußen viel weniger übertragen wird." Das Schließen von Spielplätzen draußen sei eine Extremerscheinung gewesen. Einig sind sich die Anwesenden, dass die Datenlage unzureichend war und ist.

Paula Piechotta von den Grünen sagt, wegen vieler Datenlücken hätten verschiedene Pandemie-Maßnahmen nicht ausreichend auf ihre Wirksamkeit hin beurteilt werden können. "Zum Beispiel die Frage, wie gut wirkt eigentlich eine nächtliche Ausgangssperre, wie gut eigentlich das Schließen von Spielplätzen oder Schulen - das ist eigentlich nur mit besseren Daten zu beurteilen." Deswegen, so Piechotta, "brauchen wir in der nächsten Pandemie bessere Daten".

Drosten geht unter Polizeischutz

Nach dreieinhalb Stunden ist die Befragung von Drosten und anderen Expertinnen und Experten beendet. Unter Polizeischutz verlässt der Virologe die Kommission. Nicht nur dieses Bild zeigt, dass ihre Arbeit unter großem Druck steht.

Britta Spiekermann ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio.

Über dieses Thema hat das ZDF unter anderem in der heute-Sendung am 1.12.2025 ab 19 Uhr berichtet.

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