Corona: Ursprung in einem Labor in China? Neueste Erkenntnisse

Corona-Ursprung: Suche nach der Wahrheit:Was für die Laborunfall-Theorie von Covid-19 spricht

von Bettina Blaß

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Noch immer wird in Wuhan in China an Viren geforscht. Die Indizien zur Herkunft des Coronavirus sind umstritten. Ein Forschungsantrag könnte die Bauanleitung für Covid-19 sein.

Drei Männer in Schutzkleidung befinden sich in einem Labor.

Auf der Suche nach dem Ursprung der Corona-Pandemie: Unglücklicher Zufall oder doch ein Unfall?

15.12.2025 | 44:51 min

Es ist eine brisante Diskussion: War die größte Pandemie seit einem Jahrhundert kein unglücklicher Zufall, ausgelöst durch eine Übertragung vom Wildtier auf den Menschen, sondern das Ergebnis eines Laborunfalls? Die Theorie, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 aus einem Labor im chinesischen Wuhan entwichen sein könnte, galt vielen lange als reine Verschwörungserzählung. Doch mittlerweile mehren sich auch unter Experten die Stimmen, die diese sogenannte "Lab Leak"-Theorie für möglich oder sogar wahrscheinlich halten.

Wir konnten anhand der damaligen verfügbaren Informationen die Labor-Theorie wissenschaftlich nicht ausschließen.

Gilles Demaneuf, Datenanalyst

Auch der Bericht einer Kommission des US-Kongresses sieht einen Laborunfall als wahrscheinlichste Ursache. Diese Einschätzung teilen inzwischen auch FBI, CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst.

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"Bat Woman" und ihre Proben von Fledermäusen

Im Mittelpunkt der Theorie steht die Virologin Shi Zhengli, bekannt als "Bat Woman", die sogenannte "Fledermausfrau". In den Medien wird sie so genannt, weil sie jahrelang am Institut für Virologie in Wuhan an Fledermäusen forschte.

Shi hat zudem die angesehenste Forschungsgruppe Chinas für neu auftretende Viren geleitet. Mit dem Ziel, eine neue Pandemie zu verhindern, sammelten sie und ihr Team tausende Speichel- und Kotproben in Chinas Höhlen und Wäldern. In einigen dieser Proben fanden sich SARS-ähnliche Viren.

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Entweicht ein neues Virus mit erhöhtem Pandemiepotenzial aus einem Labor, versehentlich oder absichtlich, kann das enormen Schaden in der Bevölkerung anrichten.

Richard Ebright, Molekularbiologe

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Was für die Labor-Theorie spricht

Mehrere Vorkommnisse nähren den Verdacht, dass das Coronavirus aus einem solchen Experiment stammt. Kurz vor der Pandemie verschwand die von Shi Zhengli beaufsichtigte Datenbank mit der weltweit wohl größten Sammlung von Fledermaus-Coronaviren aus dem Internet. Am 12. September 2019 ging sie offline. "Die Daten wurden bis heute nicht erneut veröffentlicht. Sehr verdächtig", sagt Datenanalyst Charles Small. Shi Zhengli gab an, ihre Datenbank sei gehackt worden.

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Hinzu kommen Berichte über erkrankte Forscher. David Asher, der eine Untersuchung im US-Außenministerium leitete, spricht von "hochsensiblen Geheimdienstinformationen", wonach "mehrere Mitarbeiter ins Krankenhaus gebracht wurden. Ihr Zustand war alarmierend und passte zu den Symptomen von Covid-19" - bereits im Herbst 2019. Asher schließt einen Zufall aus, da die Forscher direkt an Coronaviren arbeiteten. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege "bei unter 0,1 Prozent". Shi Zhengli bestritt die Vorwürfe und erklärte, alle Tests seien negativ gewesen.

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Ein Forschungsantrag als Bauanleitung?

Das stärkste Indiz für die Labor-Theorie ist der Forschungsantrag "DEFUSE" von 2018. Verfasst wurde er unter anderem von der chinesischen Expertin Shi Zhengli. Die Forscher planten, Fledermaus-Coronaviren eine Eigenschaft hinzuzufügen, die in keinem natürlichen SARS-verwandten Virus vorkommt, um das Eindringen in die menschliche Lunge zu erleichtern. "Ein Jahr nach dem Leak von 'DEFUSE' tritt in Wuhan SARS-CoV-2 auf - ein neuartiges Coronavirus mit eben jener einzigartigen pandemischen Eigenschaft, die Wissenschaftler dort gezielt in neue Viren einbauen wollten", sagt Investigativreporterin Emily Kopp in der ZDFinfo-Doku.

Sehen Sie die Doku "Covid-19 - Spurensuche in Wuhan" am 17. Dezember 2025 um 12 Uhr bei ZDFinfo oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.


Für Fachleute besonders alarmierend: Die riskanten Experimente sollten aus Kostengründen in einem Labor der Sicherheitsstufe 2 stattfinden, nicht in einem Hochsicherheitslabor.

Das ist ein Maß an Biosicherheit, die einer Arzt- oder Zahnarztpraxis entspricht.

Richard Ebright, Molekularbiologe

Auch Jahre nach dem Ausbruch wird die Diskussion über den Ursprung von Covid-19 in zwei Lagern geführt. Zweifelsfreie wissenschaftliche Beweise für die Laborunfall-Theorie gibt es nach wie vor nicht. Vieles, was die deutschen und amerikanischen Geheimdienste zu ihrer Einschätzung veranlasst, ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Debatte über den wahren Ursprung von Covid-19 ist also nach wie vor offen.

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Quelle: dpa

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Über dieses Thema berichtet "Covid-19 - Spurensuche in Wuhan", online verfügbar am 15.12.2025 um 5 Uhr, in ZDFinfo am 17.12.2025 um 12 Uhr.

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