Politbarometer: Merz und die Bundesregierung im Umfragetief

Politbarometer2go:Wie die Deutschen auf Schwarz-Rot blicken

von Gregor Bauernfeind

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Mehr als ein halbes Jahr ist die Bundesregierung im Amt. Kanzler Friedrich Merz und seine Koalition kommen in Umfragen bisher nicht gut weg. Warum ist Schwarz-Rot so unbeliebt?

Kanzler Merz und seine Schwarz-Rote Koalition sind im Umfragetief

Die Bundesregierung schneidet in Umfragen nicht gut ab. Stefan Leifert zeigt im Politbarometer2go wie sich die Stimmung entwickelt hat.

28.11.2025 | 7:36 min

Mehr als ein halbes Jahr nach Amtsantritt sieht es für die Bundesregierung in Umfragen düster aus. Eine Mehrheit im Land sieht sowohl Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) als auch die schwarz-rote Koalition als Ganzes negativ.

Ende November bewerten 56 Prozent der Befragten des ZDF-Politbarometers die Arbeit des Kanzlers als "eher schlecht". 59 Prozent finden die Arbeit der Regierung "eher schlecht".

Grafik, Politbarometer: Bewertung der Arbeit der Bundesregierung

ZDF-Politbarometer vom 21.11.2025

Quelle: ZDF

Die schwarz-rote Koalition hatte die Amtszeit schon mit deutlich kleinerem Vertrauensvorschuss begonnen als ihre Vorgänger. Schon als Merz Anfang Mai vereidigt wird, blickt eine Mehrheit im Land kritisch auf ihn. In der ersten Politbarometer-Umfrage (23. Mai 2025) bewerten 47 Prozent seine Arbeit als "eher gut" - bei Olaf Scholz (SPD) waren es zu Beginn 65 Prozent gewesen (14. Januar 2022), bei Angela Merkel (CDU) sogar 72 Prozent (9. Dezember 2005).

Schwächer als die Ampel

Ein Bild, das sich durch die ersten sechs Monate von Schwarz-Rot zieht: Die Koalition kommt im Politbarometer durchgehend schlechter weg als die Ampel und Merkels erste Große Koalition im gleichen Zeitraum.

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Viele Menschen im Land trauen dem Kabinett Merz offenbar nicht zu, Probleme zu lösen. Vor der Bundestagswahl im Februar hatten die Befragten im Politbarometer Frieden und Sicherheit (45 Prozent), die Wirtschaft (44 Prozent), soziale Gerechtigkeit (39 Prozent) und Flüchtlinge/Asyl (26 Prozent) als wichtigste Themen genannt.

In den ersten Monaten geht die Regierung viele der Punkte tatsächlich an. Es wird deutlich mehr Geld für Verteidigung eingeplant. Beim Thema Migration schwenkt Schwarz-Rot auf einen schärferen Kurs ein. Und zu Merz’ Wirtschaftspolitik ziehen Ökonomen im Sommer zwar ein gemischtes Urteil, heben aber durchaus positive Entwicklungen hervor.

Grafik, Politbarometer: Ankurbeln der Wirtschaft

ZDF-Politbarometer vom 21.11.2025

Quelle: ZDF

Wenig Vertrauen in Wirtschaftskompetenz

Doch die Maßnahmen verfangen nicht. In einer Umfrage des ZDF-Politbarometers Anfang November bezweifeln 58 Prozent der Befragten, dass die Regierung einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland leistet. Und konkret nach dem für viele Wähler entscheidenden Thema Wirtschaft gefragt, sagen Ende November 72 Prozent der Befragten, die Bundesregierung tue zu wenig, um sie anzukurbeln.

Was zeigen die Umfragewerte für Merz? Der Kanzler polarisiert. Er kann nur Anhänger der Union und der SPD mehrheitlich überzeugen. Anhänger von AfD, Grünen und Linke bewerten seine Arbeit mit großer Mehrheit eher negativ.

Bei Merkel sah das noch ganz anders aus: Sie konnte Sympathien auf allen Seiten des politischen Spektrums gewinnen. Etwa ein halbes Jahr nach ihrem Amtsantritt fanden nicht nur die Anhänger ihrer Großen Koalition, sondern auch die Anhänger der anderen damals im Bundestag vertretenen Parteien - FDP, PDS und Grüne - Merkels Arbeit "eher gut". Merz schafft es anders als sie offenbar nicht, breite Teile der Bevölkerung für sich zu gewinnen.


Grafik, Politbarometer: Bewertung der Arbeit des Bundeskanzlers

ZDF-Politbarometer vom 21.11.2025

Quelle: ZDF

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Zusammenarbeit der Regierungsparteien. Das Ende der Ampel-Koalition im Spätherbst 2024 hat gezeigt: Eine funktionierende Regierung muss ihre Differenzen überwinden, um handlungsfähig zu bleiben.

Als sich SPD, Grüne und FDP vergangenen Sommer und Herbst immer mehr zerstreiten, erreichen die Zustimmungswerte in Umfragen ihren Tiefpunkt. Für die schwarz-rote Regierung ist das wohl ein schwacher Trost, aber: Sie steht in den ersten Monaten ihrer Amtszeit immerhin noch besser da als die Ampel in ihren letzten Monaten.

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Streit kommt nicht gut an

Doch auch bei Schwarz-Rot läuft nicht alles harmonisch. Im Juli kracht es zum ersten Mal richtig: Die von der SPD vorgeschlagene Juristin Frauke Brosius-Gersdorf ist als neue Verfassungsrichterin vorgesehen. Teile der Union blockieren aber - obwohl vorher Zustimmung signalisiert worden war.

Die Regierung geht aus der Episode beschädigt hervor. In Umfragen des Politbarometers sacken ihre Zustimmungswerte in der Zeit deutlich ab - Streit kommt nicht gut an. Zwar versuchen Union und SPD immer wieder, sich zusammenzuraufen und Einigkeit zu demonstrieren. So gibt es beim Wehrdienst nach wochenlangen Debatten im November schließlich eine Einigung.

Aber schon beim nächsten Thema ist es vorbei mit der Harmonie: Eine Reihe junger Unionsabgeordneter will die Pläne zur von Schwarz-Rot geplanten Rentenreform nicht mittragen.

Grafik, Politbarometer: Parteien: In wichtigen politischen Fragen...

ZDF-Politbarometer vom 21.11.2025

Quelle: ZDF

Solche Streitereien lassen Zweifel an der Koalitionstreue aufkommen. Laut einer Politbarometer-Umfrage von Anfang November glauben 50 Prozent, die SPD stehe nicht voll zur Koalition. 55 Prozent denken das über die CDU, 65 Prozent über die CSU.

61 Prozent glauben laut aktuellem Politbarometer außerdem, die CDU sei intern eher zerstritten als einig. 54 Prozent denken das über die SPD, 28 Prozent über die CSU.

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