Brosius-Gersdorf bei "Lanz": "Wäre gerne nach Karlsruhe gegangen"

Richterwahl-Debatte bei "Lanz":Brosius-Gersdorf: "Wäre sehr gerne nach Karlsruhe gegangen"

von Bernd Bachran

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Nachdem die designierte Verfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf ihre Kandidatur zurückgezogen hatte, bekam sie einen Anruf von Jens Spahn - aber keine Entschuldigung.

Frauke Brosius-Gersdorf Zu Gast bei "Markus Lanz".

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 16. Oktober 2025 in voller Länge.

16.10.2025 | 76:18 min

Die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf war von der SPD als Richterin für das Bundesverfassungsgericht vorgeschlagen worden und sollte im Juli 2025 zur Bundesverfassungsrichterin gewählt werden. Grundsätzlich war diese Wahl auch mit der Union abgesprochen. Nach öffentlicher Kritik und Widerstand, auch aus Reihen der CDU, zog sie ihre Kandidatur jedoch im August 2025 zurück.

Kurz nach der vertagten Wahl und noch vor ihrem Rückzug von der Kandidatur sprach sie im Juli exklusiv bei "Markus Lanz" über die damalige Situation. Zwei Monate nach ihrem Rücktritt war Frauke Brosius-Gersdorf nun erneut zu Gast in der Sendung.

Natürlich tut das ein Stück weh. Ich wäre sehr gerne nach Karlsruhe gegangen.

Frauke Brosius-Gersdorf, Juristin

15.04.2024, Berlin: Frauke Brosius-Gersdorf, Juristin stellt den Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin vor.

Die Rechtswissenschaftlerin Frauke Brosius-Gersdorf verzichtet auf ihre Bewerbung für das Bundesverfassungsgericht nach Widerstand aus der Unionsfraktion.

07.08.2025 | 1:41 min

Noch immer unter dem Eindruck der Geschehnisse sprach Brosius-Gersdorf über ihre aktuelle Gefühlslage und wie sie die Wahl des neuen Richters und der beiden neuen Richterinnen zum Bundesverfassungsgericht Ende September verfolgt hat. "Ich bin in der Woche 'geflüchtet'. Ich habe die [Wahl] auf Sylt erlebt. Ich habe das bewusst so gemacht. Ich wollte in der Zeit nicht in Berlin sein, aber ich habe mich gefreut, dass es geklappt hat."

Felix W. Zimmermann | Chefredakteur „Legal Tribune Online“

Das Verfassungsgericht "lebe davon", dass dort "unterschiedliche Personen" aus "unterschiedlichen politischen Kontexten" seien, so Felix W. Zimmermann, Chefredakteur Legal Tribune Online.

08.08.2025 | 6:35 min

Ricarda Lang: Strategie der AfD ist aufgegangen

Die ehemalige Grünen-Co-Vorsitzende Ricarda Lang störte sich bei "Lanz" besonders an zwei Aspekten des Umgangs mit Frauke Brosius-Gersdorf. Zum einen am konkreten, persönlichen Umgang mit der Juristin und: "Auf der anderen Seite wurde damals der Haushalt diskutiert. Man hätte eigentlich Diskussionen darüber führen können, was mit diesen 500 Milliarden passiert. Wie viel wird in Klimaschutz investiert, wie gerecht ist unser Steuersystem."

Stattdessen haben wir eine Woche lang allein über zwei Dinge diskutiert. Das war Frau Frauke Brosius-Gersdorf und das waren Regenbogenflaggen.

Ricarda Lang, Grünen-Politikerin

Christiane Hübscher | ZDF-Hauptstadtkorrespondentin

SPD-Fraktionschef Miersch habe die Frage aufgeworfen, "wie belastbar die Koalition überhaupt noch sei", wenn sich der Partner "nicht an Absprachen" halte, so ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Christiane Hübscher.

08.08.2025 | 2:48 min

Die Grünen-Politikerin sprach davon, dass wenige Wochen vor der geplatzten Wahl von Brosius-Gersdorf bei einer AfD-Fraktionsklausur ein Strategiepapier vorgestellt wurde, das darauf abziele, demokratische Parteien gegeneinander auszuspielen und den Eindruck zu erwecken, diese kümmerten sich nicht um die "echten" Probleme wie Energiepreise, Wirtschaft und Migration.

Und wenn ich mir diese Woche als Ganzes anschaue, ist die Strategie perfekt aufgegangen. Es hat genau diesen Kulturkampf gegeben.

Ricarda Lang, Grünen-Politikerin

Die AfD konnte behaupten: "Ihr redet doch gar nicht über die Wirtschaft, Ihr redet gar nicht über die Bezahlbarkeit des Lebens."

Angela Merkel

Alt-Kanzlerin Angela Merkel hat die AfD scharf kritisiert. Sie sei eine "menschenverachtende Partei", sagt Merkel im ZDF-Interview.

02.10.2025 | 9:44 min

Journalistin Bethke: Tiefpunkt im politischen Berlin

Die "Welt"-Journalistin Hannah Bethke sprach davon, dass der Fall Brosius-Gersdorf einen Tiefpunkt der vergangenen Monate im politischen Berlin darstelle. Dafür trage auch die Union Verantwortung, sie hätte die Angelegenheit im Vorfeld klären müssen, statt jemanden so ins Rampenlicht laufen zu lassen und weiter zu beschädigen.

Bethke sprach von einer "Eskalationsspirale" und einer "Spirale der Ideologisierung", die auf beiden Seiten zu beobachten gewesen sei - möglicherweise noch ausgeprägter im rechten Lager -, da es plötzlich gar nicht mehr um den eigentlichen Sachverhalt gegangen sei: "Das ist symptomatisch für die Debattenverläufe. Es wird sehr schnell kenntnislos, einfach drauflosgeredet und polarisiert."

Man muss immer erst mal ideologische Aufräumarbeit leisten, bevor man dann endlich mal zum Kern der Sache durchdringt.

Hannah Bethke, Journalistin

ZDF-Korrespondent Lars Bohnsack in Berlin

Frauke Brosius-Gersdorf zieht ihre Kandidatur für das Bundesverfassungsgericht zurück. ZDF-Korrespondent Lars Bohnsack zu den möglichen Folgen des Rückzugs aus Berlin.

07.08.2025 | 1:09 min

Keine Entschuldigung von Jens Spahn

Ricarda Lang sah das Hauptversäumen bei Jens Spahn, da dieser offensichtlich gar nicht versucht habe, seine eigene Fraktion zu überzeugen. "Er [Jens Spahn] hätte auch mal diese Falschbehauptung widerlegen können. Er hätte ja versuchen können inhaltlich zu überzeugen."

Brosius-Gersdorf berichtete, dass Jens Spahn sie angerufen hätte, "ein paar Minuten, nachdem ich zurückgezogen hatte".

Aber es war ein sehr kurzes Telefonat und da hat er gesagt, dass da nicht alles gut gelaufen sei und dass er das auch bedauere.

Frauke Brosius-Gersdorf, Juristin

Die Juristin weiter: "Eine Entschuldigung, habe ich nicht vernommen, aber er hat mich noch mal zu sich eingeladen. Da wird noch mal ein Gespräch stattfinden."

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