Syrien-Debatte: Merz stärkt Wadephul nach unionsinterner Kritik

Unmut in der Union bei Rückkehrfrage:Debatte über Syrien-Äußerungen: Merz stärkt Wadephul

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Mit Aussagen zur Rückkehr von Syrern in ihre Heimat sorgt Wadephul derzeit für Debatten innerhalb der Union. Nun erklärte Merz' Sprecher, der Kanzler stehe hinter seinem Minister.

Johann Wadephul (M, CDU), Bundesminister des Auswärtigen, steht während seines Besuchs eines humanitären Projekts mit Raed Saleh (r).

Seit mehrere Tagen sorgt eine Aussage von Außenminister Johann Wadephul (CDU) in Syrien für Aufsehen in der Union. Sehen Sie hier das Statement, über das diskutiert wird.

03.11.2025 | 0:11 min

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich hinter den in der Debatte über syrische Flüchtlinge unter Druck geratenen Außenminister Johann Wadephul (beide CDU) gestellt. "Selbstverständlich steht der Bundeskanzler hinter dem Außenminister", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius in Berlin.

Der Kanzler sei sehr zufrieden, wie mit dem Thema in der Unionsfraktion am Dienstag umgegangen worden sei. Der Außenminister, aber auch die anderen zuständigen Vertreter der Bundesregierung hätten die Positionen klargemacht.

Wadephul bei Syrien-Debatte unter Druck? Sprecher widerspricht

Kornelius widersprach dem Eindruck, dass Wadephul wegen seiner unionsintern kritisierten Haltung zur Rückkehrfrage in der Fraktion unter Druck sei. Es habe eine "verdichtete Wahrnehmung dieser Situation in der Öffentlichkeit" gegeben, sowohl von politischer wie von medialer Seite. In der Fraktionssitzung habe er "diese Wahrnehmung nicht entwickeln können".

Diese Luftaufnahme zeigt den zerstörten Schrein der schiitischen Muslimin Sayyida Sakina in Darayya am Stadtrand von Damaskus am 30. Oktober 2025.

Kanzler Merz will Syrer unterstützen, die zurückkehren wollen. In der Diskussion über eine schnelle Rückkehr Geflüchteter vermied der Kanzler öffentliche Kritik an Außenminister Wadephul.

03.11.2025 | 2:30 min

Es gehe momentan darum, die Lage in Syrien zu stabilisieren, um eine Rückführung - also eine Abschiebung von Straftätern und Gefährdern - und die freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen möglich zu machen, sagte Kornelius. Dies sei ein Prozess, an dem die Bundesregierung arbeite - und an den viele rechtliche Voraussetzungen geknüpft seien.

Dobrindt sieht keine unterschiedliche Einschätzung

Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte derweil in Berlin auf die Frage eines Journalisten, ob Wadephul verstanden habe, dass die Union auf einen harten Migrationskurs setze und der Kanzler auf eine Außenpolitik aus einem Guss: "Wir kennen alle den Koalitionsvertrag, und in diesem Koalitionsvertrag haben wir Vereinbarungen getroffen.

Und der Außenminister und ich, wir sind uns vollkommen einig, dass wir diese Vereinbarungen auch genauso umsetzen.

Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister

Diesbezüglich gebe es "keine unterschiedliche Einschätzung", sagte Dobrindt.

Berichte über umstrittenen Vergleich von Wadephul

In der Sitzung der CDU/CSU-Fraktion am Dienstag hatte Wadephul Medienberichten zufolge erläutert, warum er eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Herkunftsland in größerem Umfang derzeit angesichts der Zerstörungen dort für schwierig halte. Dabei soll er laut den Berichten auch gesagt haben, die Situation in Syrien sei "schlimmer" als die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Sicherheitskräfte aus Syrien und aus Deutschland sichern den Besuch von Außenminister Wadephul bei einem humanitären Projekt in einer Straße mit während des Bürgerkriegs zerbombten Häusern ab

Nach seinem Besuch in Syrien glaubt Außenminister Wadephul (CDU) angesichts des Leids dort nicht an die schnelle Rückkehr vieler Syrer. Doch seine Parteikollegen widersprechen.

03.11.2025 | 3:08 min

Diesen Vergleich machte sich der Bundeskanzler am Mittwoch ausdrücklich nicht zu eigen. Kornelius sagte, dass es dem Bundeskanzler "nicht ansteht, einen historischen Vergleich anzustellen". Wadephul habe seine Äußerungen auch vor dem Hintergrund der Zerstörungen, die er vergangene Woche bei einem Besuch in Damaskus selbst erlebt habe, getätigt. "Sie wissen, wie es in großen Teilen Syriens aussieht - und welche Analogie einem dazu einfällt, ist anheimgestellt", sagte Kornelius.

Kornelius: Kein Widerspruch in Aussagen von Merz und Wadephul

Wadephuls Äußerungen in Damaskus waren so verstanden worden, dass er eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge eher skeptisch sieht. Kanzler Merz hingegen machte deutlich, dass er die Rückkehr vieler Syrerinnen und Syrer in ihr Heimatland befürworte und auch erwarte.

Kritisch kommentierte Regierungssprecher Kornelius den Versuch, einen Widerspruch in den Äußerungen Wadephuls und des Kanzlers zu sehen. "Es geht wirklich darum, dass wir hier von zwei Seiten einer Medaille sprechen", sagte Kornelius.

Wir reden über den Wiederaufbau in Syrien, und wir reden darüber, wie in Syrien die Voraussetzungen geschaffen werden, um einen eine geordnete Rückkehr der Kriegsflüchtlinge zu ermöglichen.

Stefan Kornelius, Regierungssprecher

Quelle: dpa, AFP

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