Gefährliche Hinterlassenschaften:Syrien: Die Furcht vor Minen und Kriegsresten
Hunderttausende sind nach dem Sturz von Assad nach Syrien zurückgekehrt. Doch die Kriegsparteien haben tödliche Geschosse hinterlassen. Eine Organisation will sie beseitigen.
In Nord- und Ost-Syrien sind nach Ende des Bürgerkriegs unzählige Minen und Kriegsreste zurückgeblieben. Die Hilfsorganisation Handicap International will sie räumen.
Quelle: dpaRakka, Idlib, Homs oder Deir-Al-Zur - so heißen die Heimatorte der Rückkehrer. Hunderttausende Menschen kamen in der Hoffnung, nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg endlich in Frieden leben zu können. Doch in der Erde lauert eine tödliche Gefahr, Hinterlassenschaften der Kriegsparteien. Wie viele Minen und andere Kriegsreste dort liegen, lässt sich nicht beziffern. Aber seit Beginn des Krieges wurden mehr als 1.100 Menschen dadurch getötet. 500 davon waren Kinder.
Viele Tote und Verletzte durch Blindgänger
Der 16-Jährige Isa Ali Al-Naser, der mit seiner Familie nach Deir-Al-Zur im Osten Syriens zurückgekehrt war, hat seinen Unterschenkel verloren. Als er mit seinen Freunden in Deir-Al-Zur Fußball spielte, geschah der schwere Unfall. Einer seiner Freunde habe den Ball weggekickt.
Er fiel in eine kleine Grube. Ich lief hinterher, und als ich den Ball herausnehmen wollte, gab es auf einmal eine schwere Explosion.
Isa Ali Al-Naser, Minenopfer
Eine dort versteckte Mine riss Isas halbes Bein weg. Viele Wochen war der 16-Jährige im Krankenhaus, musste die Schule erstmal beenden. Nun ist die Wunde an seinem Beinstumpf verheilt, die seelische aber noch nicht. "Es war schwer, sich damit abzufinden", sagt Isa. Aber ich hoffe, dass ich bald eine Prothese bekomme. Und wieder mein altes Leben führen kann". Die Angst in seiner Familie bleibt. Denn was Isa erleben musste, könnte jederzeit wieder passieren.
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06.02.2025 | 30:03 minMinen vor allem in Nord- und Ost-Syrien
Knapp 14 Jahre Bürgerkrieg in Syrien haben nicht nur für massive Zerstörung gesorgt, die Kriegsparteien haben auch tödliche Geschosse hinterlassen.
Besonders dramatisch ist die Lage in weiten Teilen von Nord- und Ost-Syrien. In Regionen wie Deir-Al-Zur, Idlib, Raqqa, Homs oder Aleppo sind sie überall verteilt, in Häusern, an Bäumen, am Straßenrand, auf Feldern. Immer wieder finden Anwohner Landminen und andere explosive Kriegsreste. Deswegen ist auch die Aufklärung der Bevölkerung so wichtig, damit sie vorsichtig sind.
Hilfsorganisation Handicap International leistet wichtige Hilfe
Um die Räumung der explosiven Kriegsreste und die Aufklärung der Bevölkerung kümmert sich die Hilfsorganisation Handicap International, die gerade vor Ort ist. Teamchef David Francis und seine syrischen Kollegen von der Organisation AOD (Anti-Ordnance and Demining) haben sich die Sicherheit der vielen Rückkehrer auf die Fahnen geschrieben.
Als wir sie begleiten, fahren sie zu einem großen Feld in Deir-Al-Zur. Anwohner hatten den Hinweis gegeben, dass hier mehrere Minen liegen. Es ist eine gefährliche Arbeit, aber sie alle sind gut geschult. Ziel ist: so viele Blindgänger wie möglich zu finden und sie kontrolliert zur Explosion zu bringen.
Er sei stolz, mit seinen syrischen Kollegen zusammenzuarbeiten, sagt Teamchef David Theodore Francis von Handicap International.
Wie viele Minen in den Böden in Syrien liegen, lässt sich schwer beziffern. Natürlich ist das gefährlich für das Team, aber sie alle sind geschult und sehr engagiert.
David Theodore Francis, Handicap International
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22.05.2025 | 30:56 minAhmed Abdul Razzaq Al-Ahmed, Teamchef von AOD fügt hinzu: "Wir haben auch eine humanitäre Mission. Ja, es ist gefährlich, aber Sicherheit hat für uns oberste Priorität."
Hunderttausende Menschen sind nach dem Sturz von Machthaber Assad in ihre Heimatorte in Syrien zurückgekehrt. Mit der Gefahr in den Böden hatten die meisten nicht gerechnet. Deswegen sind sie alle sehr dankbar, dass sich Hilfsorganisation, wie Handicap International und die syrische Organisation AOD um die Räumung der Minen kümmern. Doch sie seien auf Spenden angewiesen, sagen sie.
Die Räumung der Minen und Kriegsreste ist für das Land eine gewaltige Herausforderung. Experten schätzen, dass sie Jahrzehnte dauern wird.
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