Dobrindt: Fokus auf Straftäter:Innenminister will wieder nach Syrien abschieben
Nach jahrelangem Stopp will die Bundesregierung wieder nach Syrien abschieben. Bei Rückführungen nach Afghanistan setzt Innenminister Dobrindt auf Gespräche mit den Taliban.
Bundesinnenminister Dobrindt möchte noch in diesem Jahr damit beginnen, wieder Geflüchtete nach Syrien abzuschieben. Wegen des Bürgerkriegs waren diese seit 2012 ausgesetzt.
27.09.2025 | 0:21 minBundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) plant eine zügige Einigung mit Syrien über Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber aus Deutschland. "Wir wollen noch in diesem Jahr eine Vereinbarung mit Syrien treffen und dann zunächst Straftäter abschieben und später Personen ohne Aufenthaltsrecht", sagte er der "Rheinischen Post".
Dabei muss man unterscheiden zwischen Menschen, die gut integriert sind und arbeiten, und solchen ohne Anspruch auf Asyl, die von Sozialleistungen leben.
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister
Die Gespräche darüber würden "in Kürze" beginnen, so der Innenminister. Er habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) beauftragt, die ausgesetzten Asylverfahren für Syrer teilweise wieder aufzunehmen, um dann abgelehnte Asylbewerber abschieben zu können.
Nach Jahrzehnten der Unterdrückung durch das Assad-Regime gibt es 2011 erstmals Hoffnung auf Demokratie. Stattdessen: Bürgerkrieg und Chaos. Erst Ende 2024 fällt das Regime.
25.09.2025 | 1:45 minZahl freiwilliger Rückkehrer steigt leicht
Abschiebungen aus Deutschland nach Syrien gibt es seit 2012 nicht mehr. Die Zahl der syrischen Flüchtlinge, die nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad aus Deutschland freiwillig in die alte Heimat zurückkehrt, steigt inzwischen langsam - auf niedrigem Niveau - an.
Nach Angaben aus Dobrindts Ministerium sind bis Ende August 1.867 Menschen mit Förderung vom Bund nach Syrien ausgereist. Ende Juli lebten laut Ausländerzentralregister knapp 955.000 Syrer in Deutschland.
Im vergangenen Jahr wurden 83.150 ehemalige syrische Staatsangehörige in Deutschland eingebürgert. Viele der Flüchtlinge, die 2015 oder 2016 gekommen waren, erfüllen inzwischen die Kriterien für eine Einbürgerung.
Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge ist das erste Mal seit 2011 gesunken. In Deutschland leben rund 50.000 weniger Geflüchtete, als Ende letzten Jahres.
19.09.2025 | 0:24 minAuch Abschiebungen nach Afghanistan
Bei den Abschiebungen nach Afghanistan setzt der Minister auf Gespräche mit den radikalislamischen Taliban.
Mein Ziel ist, künftig regulär und regelmäßig nach Afghanistan abzuschieben.
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister
Zurzeit gehe das nur mit Unterstützung des Emirats Katar, sagte Dobrindt der Zeitung. "Zukünftig würde ich das gerne ohne Vermittler organisiert bekommen. Dafür muss man eben mit den Verantwortlichen in Kabul sprechen."
Zu den geplanten Gesprächen mit den Taliban führte der CSU-Minister aus: "Das sind technische Gespräche, die es auch in der vergangenen Wahlperiode gab. Unter Annalena Baerbock hat das Auswärtige Amt mindestens sechs solcher Missionen organisiert."
Die Bundesregierung will die Rückführungen nach Afghanistan deutlich ausweiten. Gespräche laufen schon auf technischer Ebene mit afghanischen Vertretern.
14.09.2025 | 1:35 minTaliban missachten Menschen- und Frauenrechte
Die Bundesregierung unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu den islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan an der Macht sind. Die Taliban haben unter anderem die Rechte von Frauen und Mädchen massiv beschnitten.
Fast 80 Prozent der Frauen zwischen 18 und 29 Jahren sind laut UN Women weder beruflich tätig noch gehen sie zur Schule oder Universität. Wegen der zunehmenden Armut gehen viele Frauen einer Arbeit nach, sie müssen dafür jedoch in den informellen Sektor ausweichen, weil ihnen rechtlich geregelte Beschäftigung kaum erlaubt ist.
In Afghanistan hat sich laut Amnesty International unter den Taliban die Rechtslage drastisch verschlechtert. Willkürliche Urteile, Folter und Hinrichtungen seien Alltag.
15.08.2025 | 0:26 minIm Juli war erstmals seit knapp einem Jahr wieder ein Abschiebeflug von Deutschland nach Afghanistan gestartet; an Bord waren "schwere und schwerste Straftäter", wie Dobrindt damals gesagt hatte.
Kritik an dem Abschiebeflug kam damals von Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen.
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