Wadephul irritiert Union offenbar erneut mit Syrien-Aussage

Außenminister während Fraktionssitzung:Wadephul irritiert Union offenbar erneut mit Syrien-Aussage

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In der Fraktionssitzung wollte Johann Wadephul seine Syrien-Aussagen erläutern - doch der Außenminister sorgt dabei erneut für Unmut in den eigenen Reihen, wie Medien berichten.

Außenminister Wadephul empfängt nigerianischen Amtskollegen
Quelle: dpa

Außenminister Johann Wadephul (CDU) sorgt mit einer weiteren Äußerung zur Lage in Syrien für Aufregung in der Union. In der Sitzung der Bundestagsfraktion am Dienstagnachmittag soll er nach Angaben mehrerer Teilnehmer gesagt haben, Syrien sehe schlimmer aus als Deutschland 1945.

Das wurde der Nachrichtenagentur dpa bestätigt, nachdem vorher bereits "Der Spiegel" und "Bild" berichtet hatten. Das Auswärtige Amt äußerte sich auf Anfrage der dpa zunächst nicht.

Mehrere Teilnehmer der Sitzung äußerten sich irritiert über die Aussage. Die Unterstützung für den Außenminister in der Fraktion schwinde, schreibt die dpa.

Syrien-Debatte: "Unglaubliche Nervosität" bei CDU/CSU

Es herrsche eine "unglaubliche Nervosität" in der Union, erklärt Korbinian Frenzel vom Deutschlandfunk. Der Journalist über die Aussage und wieso sie so polarisiert.

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Wadephul-Äußerung vergangene Woche löste Debatte aus

Der Außenminister hatte bereits in der vergangenen Woche mit einer Äußerung in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Syrien für Unmut in den eigenen Reihen gesorgt. Beim Besuch einer schwer verwüsteten Vorstadt von Damaskus zweifelte er an, dass angesichts der massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge freiwillig dorthin zurückkehren werde.

Einige in seiner Fraktion verstanden das als Distanzierung vom Kurs der Union, dass syrische Straftäter so schnell wie möglich abgeschoben und eine freiwillige Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland gefördert werden soll.

Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister, spricht auf dem Ruckflug von Tel Aviv nach Berlin mit Journalisten.

Bundesaußenminister Wadephul zweifelt nach seinem Besuch in Syrien an der schnellen Rückkehr Geflüchteter. Kritik an der Aussage kommt aus den eigenen Reihen - von der CDU.

03.11.2025 | 1:57 min

Merz spricht Machtwort

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) stellte dann am Montag klar: "Der Bürgerkrieg in Syrien ist beendet. Es gibt jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland und deswegen können wir auch mit Rückführungen beginnen."

In der Union sorgte aber weiterhin für Ärger, dass Wadephul seine Äußerung nicht früher selbst geradegerückt hat. So sagte Fraktionschef Jens Spahn (CDU) an die Adresse des Außenministers: "Gelegentlich hilft es im Zweifel, dann schnell die Dinge auch noch mal klarzustellen und einzuordnen."

Diese Luftaufnahme zeigt den zerstörten Schrein der schiitischen Muslimin Sayyida Sakina in Darayya am Stadtrand von Damaskus am 30. Oktober 2025.

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03.11.2025 | 2:30 min

Wadephul stellte klar: Straftäter und Gefährder nach Syrien zurückführen

Die Klarstellung des Außenministers folgte erst am Dienstag kurz vor der Fraktionssitzung. Das Auswärtige Amt und er selbst unterstützten das Ziel aktiv und konstruktiv, Straftäter und Gefährder nach Syrien und Afghanistan zurückzuführen, sagte er. "Da gibt es überhaupt keine Differenz."

Zudem arbeite man mit Hochdruck daran, dass eine größere Zahl von Syrern freiwillig zurückkehre, damit diese ihr Land wieder aufbauten. Genau das habe auch Merz gesagt, betonte Wadephul.

Schaltgespräch Schmiese Slomka

Diskussion in der CDU: Man habe sich von Außenminister Wadephul gewünscht, dass er eine Rückkehr für Geflüchtete aus Syrien positiv bewerbe, so ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese.

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In der Fraktion äußerte er sich ähnlich, erhielt für seine Ausführungen aber nur wenig Applaus, wie Teilnehmer berichteten. Der Vergleich zu 1945 soll ganz am Ende gefallen sein. Allerdings gab es anschließend auch keine Wortmeldungen anderer Abgeordneter dazu.

Rückendeckung von Steinmeier

Rückendeckung für die Äußerung von Wadephul vergangene Woche kommt unterdessen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Wenn jemand vor den Trümmern eines Krieges stehe und sein Erschrecken äußere, dann könne man diesem Erschrecken auch mal eine Weile Raum lassen, sagte er dem Deutschlandfunk. Über die politischen Konsequenzen daraus müsse innerhalb der Bundesregierung entschieden werden, so Steinmeier.

Quelle: dpa, Deutschlandfunk

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