Dobrindt plant Drohnenabwehrzentrum für Bundespolizei

Reform des Bundespolizeigesetzes:Dobrindt plant Drohnenabwehr und Telefonüberwachung

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Die Bundespolizei soll mehr Befugnisse bekommen: Drohnen abwehren, Messerkontrollen durchführen, Telefone abhören. Dazu berät das Kabinett heute über ein neues Bundespolizeigesetz.

 Ein Hinweisschild "Drohnen verboten" steht am Gelände des Flughafens München. Der Flughafen München hat am Abend wegen möglicher neuer Drohnen-Sichtungen erneut den Betrieb vorsorglich eingestellt. Das sagte ein Flughafensprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem vermehrt unbekannte Drohnen im Nato-Luftraum gesichtet wurden, hat nun nach Bayern auch das Bundeskabinett ein Gesetz auf den Weg gebracht, um diese abzuwehren.

08.10.2025 | 1:46 min

Die Bundespolizei soll deutlich mehr Befugnisse bekommen. Das Bundeskabinett berät am Vormittag über eine entsprechende Änderung des Bundespolizeigesetzes. Dabei spielt auch die aktuelle Frage der Drohnenabwehr eine Rolle.

Dr. Mölling in einem Büroraum mit mehreren Weltkarten an der Wand.

Sicherheitsexperte Mölling fordert eine "bundesweite Lösung für die Drohnenabwehr". Auch international müsse man "grenzüberschreitend kooperieren".

08.10.2025 | 18:05 min

Der entsprechende Passus ist jedoch nur einer von zahlreichen Punkten, mit denen die Befugnisse der Bundespolizei erweitert werden sollen. Der Gesetzentwurf liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig

Um die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu schützen, haben die Polizei und die Bundespolizei die Befugnis, Drohnen abzuschließen. Das hat das Kabinett heute beschlossen.

08.10.2025 | 1:58 min

Drohnen im bisherigen Bundespolizeigesetz kein Thema

Drohnen kommen in dem gut 30 Jahre alten Bundespolizeigesetz bisher gar nicht vor. Nun soll ein neuer Paragraf eingefügt werden, in dem es heißt: "Zur Abwehr einer Gefahr, die von unbemannten Fahrzeugsystemen ausgeht, die an Land, in der Luft oder zu Wasser betrieben werden, kann die Bundespolizei geeignete technische Mittel gegen das System, dessen Steuerungseinheit oder Steuerungsverbindung einsetzen, wenn die Abwehr der Gefahr durch andere Maßnahmen aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre."

Mehrere Drohnen im Himmel

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In der Begründung zum Gesetzentwurf klingt es deutlicher: Demnach habe die Bundespolizei gemäß diesem Paragrafen Maßnahmen zur Abwehr von Drohnen zu treffen, besonders mit Blick auf Flughäfen, Bahn-Infrastruktur und Schiffe.

Dobrindt will Drohnenabwehrzentrum aufbauen

Zudem wird nun auch gesetzlich festgehalten, dass die Bundespolizei selbst Drohnen ("mobile Sensorträger") einsetzen kann, zum Beispiel bei Demos. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte am Wochenende bereits angekündigt, dass bei der Bundespolizei eine eigene Drohnenabwehreinheit aufgestellt werden soll. Diese solle im Wettlauf zwischen Drohnenbedrohung und Abwehr immer mit den neuesten Technologien ausgestattet werden.

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In der politischen Debatte sei unklar, worum genau es bei dem geplanten "Drohnenwall" geht, so Paul Strobel vom Drohnenhersteller Quantum Systems. Er fordert Klarheit.

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Außerdem hatte der Innenminister den Aufbau eines Drohnenabwehrzentrums angekündigt. Darüber hinaus ist eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes geplant, um es der Bundeswehr rechtlich zu ermöglichen, Amtshilfe bei Drohnengefahr zu leisten, etwa wenn militärische Drohnen in großer Höhe geortet werden.

Daniel Heymann im ZDFheute live-Studio.

Der Einsatz der Bundeswehr sei für ernste Vorfälle anderer Qualität gedacht, so ZDF-Rechtsexperte Heymann. Die geplanten Änderungen am Bundespolizeigesetz seien dagegen rechtlich unkomplizierter.

08.10.2025 | 4:45 min

Reform des Bundespolizeigesetzes mit vielen Neuerungen

Die Reform des Bundespolizeigesetzes sieht Kompetenzausweitungen für die Bundespolizei in vielen weiteren Bereichen vor. Ihre Fähigkeiten müssten "gezielt gestärkt und an die technische Entwicklung sowie an die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen und Gefahrenlagen angepasst werden", heißt es in der Begründung zum Gesetzentwurf.

  • Dass auch die Bundespolizei künftig Telefone abhören sowie Standort- und anderen Nutzerdaten erheben darf, etwa um die Einreise von Extremisten zu verhindern oder Schleuserrouten aufzudecken.

  • Dass Airlines Fluggastdaten von Flügen außerhalb des Schengenraums nach Deutschland automatisch an die Bundespolizei übermitteln. Sie muss diese Daten künftig nicht mehr anfordern.

  • Dass neben dem Platzverweis, der nur kurzzeitig und örtlich eingeschränkt ausgesprochen werden kann, eine neue Kategorie "Aufenthaltsverbot" hinzukommt. Dieses soll die Bundespolizei für maximal drei Monate für Personen aussprechen können, um etwa gewaltbereite Personen rund um Fußballspiele daran zu hindern, Anhängern gegnerischer Vereine aufzulauern, beispielsweise an Fanzügen.

  • Dass die Bundespolizei mehr Befugnisse bekommt, wenn sie vollziehbar Ausreisepflichtige aufgreift, so dass diese nicht wieder entlassen werden und untertauchen können.

  • Dass sie Menschen in Gewahrsam nehmen kann, wenn die Gefahr besteht, dass sie gegen ein Ausreiseverbot verstoßen, zum Beispiel Extremisten, die sich Kämpfen in Kriegsgebieten anschließen wollen oder gewaltbereite Fußballfans, die zu einem Auslandsspiel wollen.

  • Dass Bewerberinnen und Bewerber für den Dienst in der Bundespolizei vor ihrer Einstellung auf ihre Zuverlässigkeit, insbesondere ihre Verfassungstreue, überprüft werden.

  • Dass die Bundespolizei "stichprobenartige und anlasslose Kontrollen" in Waffen- und Messerverbotszonen auf Bahnhöfen oder in Zügen durchführen darf. "Anders lassen sich die Führensverbote für Waffen und Messern nicht effektiv durchsetzen", heißt es.


Alexander Dobrindt in der 11. Sitzung des 21. Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin

Dobrindt will Taser für die Bundespolizei: Sie seien ein "geeignetes Mittel, um auf die gestiegene Bedrohung der Polizei im öffentlichen Raum zu reagieren".

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Die Bundespolizei untersteht dem Bundesinnenministerium und ist zuständig für die Grenzsicherung, für die Sicherheit auf Bahnhöfen, an Flughäfen und von Bundesorganen, wie dem Bundeskanzleramt. Sie leistet außerdem Amtshilfe, wenn Landesbehörden darum bitten.

Quelle: dpa

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