Schleswig-Holstein: Drohnen sollen Infrastruktur ausgespäht haben

Sichtung über Schleswig-Holstein:Drohnen sollen Kraftwerk, Klinik und Werft ausgespäht haben

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Immer wieder werden Drohnen unbekannter Herkunft am Himmel über Europa gesichtet - zuletzt auch in Schleswig-Holstein. Der Zwischenfall hat wohl größere Ausmaße als bisher bekannt.

23.09.2025, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock: Eine Drohne der Firma exabotix schwebt bei einem Praxistest für das Projekt mit dem Namen ADELE (Automatisierter Drohnen-Einsatz aus der Leitstelle) über dem künstlichen Rauch bei einem simulierten Waldbrand in der Rostocker Heide.

Die Drohnenflüge über Schleswig-Holstein Ende vergangener Woche waren einem Medienbericht zufolge brisanter als bisher bekannt.

Quelle: dpa

Nach Drohnensichtungen Ende vergangener Woche über Schleswig-Holstein prüfen die Behörden den Verdacht, wonach Drohnen über kritische Infrastruktur in dem Bundesland geflogen sind.

Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, sollen Drohnen gezielt ein Kraftwerk in Kiel, das Universitätsklinikum und die U-Bootwerft TKMS überflogen haben. Auch dem ZDF bestätigte TKMS den Vorfall am vergangenen Donnerstagabend. Die Angaben decken sich mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur.

Drohne

Nach den Sichtungen unbekannter Drohnen sperrt die Regierung Dänemarks den Luftraum wegen anstehender EU-Treffen auch für zivile Drohnen für eine Woche. Auch Deutschland diskutiert über Maßnahmen.

29.09.2025 | 2:33 min

Drohnen auch über Marinesparte von Thyssenkrupp

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Nachmittag im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags in Kiel zu den Sichtungen äußern. Ende vergangener Woche hatte sie erklärt, "unter anderem aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in Dänemark und anderen europäischen Ländern befindet sich Schleswig-Holstein mit Bund und Bundeswehr in intensiver und fortlaufender Abstimmung". Dabei werde auch dem Verdacht auf Spionage und Sabotage nachgegangen.

Wie das Nachrichtenmagazin unter Verweis auf einen internen Vermerk berichtete, schwebten am Donnerstag kurz nach 21 Uhr zunächst zwei kleine Drohnen über dem Werksgelände der Marinesparte von Thyssenkrupp. Kurz darauf wurde über dem Universitätsklinikum ein "Drohnenverbund mit Mutterdrohne" gesichtet.

Kurz nach 22 Uhr tauchte eine ähnliche Formation über dem Gaskraftwerk an der Kieler Förde und am Nord-Ostsee-Kanal auf. Außerdem wurden später eine große stationäre Drohne und mehrere kleine Flugobjekte über der Kieler Förde beobachtet.

Ein Soldat nutzt im Rahmen einer Bundeswehrübung die Abwehrdrohne Falke. Diese ist links im Bild zu sehen.

Bei der Nato-Übung in Hamburg wird für den Verteidigungsfall trainiert. Das Drohnensystem "Falke" zeigt, wie Drohnen abgefangen werden können.

01.10.2025 | 11:31 min

Drohnen haben Gelände offenbar vermessen

Wie das Magazin unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, wurden auch das Kieler Landeshaus, Sitz des Landtags, und offenbar auch die Raffinerie in Heide überflogen, die unter anderem den Flughafen Hamburg mit Kerosin beliefert.

In dem Vermerk ist demnach davon die Rede, dass die Drohnen in parallelen Bahnen flogen, offenbar um die Einrichtungen am Boden genau zu vermessen. Zudem wurden Teile des Nord-Ostsee-Kanals überflogen.

Innenministerin Sütterlin-Waack hat bereits angekündigt, dass Schleswig-Holstein derzeit auch in Abstimmung mit anderen norddeutschen Ländern die Drohnenabwehr verstärkt. Für sie ist der Ausbau der Drohnenabwehr eine gesamtstaatliche Aufgabe, bei der Bundesregierung, Bundeswehr und Länder ihre Bemühungen verstärken müssten.

Dr. Amelie Theussen bei ZDFheute Live

Angesichts neuer Drohnen-Vorfälle in Dänemark plädiert Sicherheitsexpertin Amelie Theussen für ein koordiniertes Vorgehen in Europa. Die Gefahr müsse ernstgenommen werden.

27.09.2025 | 14:55 min

Dobrindt plant Drohnenabwehrzentrum

In den vergangenen Tagen waren zudem wiederholt Drohnen unbekannter Herkunft über dänischen Flughäfen und Militärstützpunkten gesichtet worden. Mehrere Flughäfen mussten zeitweise geschlossen werden.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte nach mehreren Drohnen-Vorfällen in Europa von einer gestiegenen Gefahr für die Sicherheit in Deutschland gesprochen und den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums angekündigt. Zur Bekämpfung der Drohnen soll nach seinen Plänen bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen.

Schaltgespräch Hayali mit Manuel Atug

Wer ist überhaupt zuständig und was können und dürfen deutsche Sicherheitsbehörden? Was aktuell gilt, schildert Manuel Atug, Experte für Sicherheit von kritischer Infrastruktur.

25.09.2025 | 5:52 min

Kiesewetter: 530 Drohnen überflogen kritische Infrastruktur

Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter betonte im Phoenix-Interview, dass es zwar wichtig sei, angesichts der Provokationen ruhig zu bleiben. "Aber wir müssen natürlich begreifen, dass es hier um Ausspähung kritischer Infrastrukturen geht. Russland kartografiert, wo welche Kraftwerke, Wasserwerke sind, welche Kasernen relevant sind, welche Rüstungsindustrien. Wir dürfen das nicht verharmlosen." Deutschland sei das wirtschaftsstärkste Land Europas, damit stehe und falle die Unterstützung für die Ukraine.

Kiesewetter: Können bei Drohnenabwehr von Ukraine profitieren

Roderich Kiesewetter (CDU-Außenpolitiker und Mitglied Auswärtiger Ausschuss im Deutschen Bundestag) zum Kopenhagener Gipfel der Staats- und Regierungschefs und zur Drohnenabwehr.

01.10.2025 | 7:38 min

Kiesewetter betonte zudem, dass zwischen Januar und März dieses Jahres mehr als 530 Drohnen, die Russland zugeordnet wurden, deutsche kritische Infrastrukturen überflogen hätten. Darüber sei kaum berichtet worden.

"Nur weil jetzt in den Nachbarländern das Ganze mehr an die Öffentlichkeit kommt, sind wir endlich auch in der Lage, über die permanente Drohnenbedrohung, die es über Deutschland gibt seit zwei Jahren, zu berichten." Allerdings verhindere man Krieg vor allem mit Wehrhaftigkeit und "nicht alleine mit einem Drohnenwall".

Quelle: dpa, AFP, phoenix, ZDF

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