Luftverteidigung: Was Laser, Jammer & Co. gegen Drohnen bringen

Interview

Luftverteidigung der Nato:Was Laser, Jammer & Co. gegen Drohnen bringen

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Für die Abwehr von Drohnen stehen der Nato verschiedene Technologien zur Verfügung. Wie die Systeme funktionieren, erklärt Militärexperte Fabian Hinz.

Militärexperte Fabian Hinz vor dem Brandenburger Tor.

Der Laser ist nicht die Wunderwaffe, für die er manchmal gehalten wird, sagt Militärexperte Fabian Hinz. Er könne aber Teil einer Mischung an Systemen zur Drohnen-Abwehr sein.

02.10.2025 | 23:16 min

Immer wieder kommt es zu Drohnen-Vorfällen im Nato-Luftraum - zuletzt wurden auch am Flughafen in München Drohnen gesichtet. Im Interview mit ZDFheute live beschreibt Militärexperte Fabian Hinz, wie Drohnenabwehrsysteme funktionieren und wann welche Technologie zum Einsatz kommt. Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier eine Zusammenfassung.    

Die Abwehr feindlicher Drohnen stellt die Nato vor komplexe Herausforderungen. Laut Militärexperte Hinz seien bestehende Luftabwehrsysteme vor allem auf Flugzeuge oder Raketen ausgelegt. Außerdem seien sie nicht in ausreichender Stückzahl vorhanden, um massenhafte Drohnenangriffe wirksam abzuwehren. Deshalb brauche es neuartige Systeme, um mit der Drohnenbedrohung klarzukommen - und das kostengünstiger als bislang.

Wenn man eine Drohne, die vielleicht 10.000 Dollar kostet (...) mit einer Luft-Luft-Rakete abschießt, die Millionen kostet, dann ist es auf Dauer nicht durchhaltbar.

Fabian Hinz, Militärexperte  

Die Systeme müssten ein besseres "Kosten-Nutzen-Kalkül" ermöglichen, fordert Hinz.

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Lasersysteme keine "Wunderwaffe" 

Bei der Abwehr von Drohnen durch einen Laserstrahl stimme dieses Kosten-Nutzen-Kalkül, sagt Hinz. Mit nur wenigen Euro könne ein Schuss abgefeuert werden - ohne Munition. In Israel ist laut eigenen Angaben ein solches System einsatzbereit: Iron Beam. Und auch in Europa werde Laser-Technologie bereits getestet, sagt Hinz. "Statische Ziele, Flughäfen, Luftwaffenbasen, Militärbasen, all das könnte man mit Lasern gut verteidigen", erklärt der Militärexperte.

Jedoch sei der Laser "nicht die Wunderwaffe, für die er manchmal gehalten wird", mahnt Hinz. Eine große Herausforderung bestehe darin, den Laser präzise auf die Drohne auszurichten und den Strahl auch während ihrer Bewegung stabil zu halten.

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Nach Einschätzung des Experten ist die Reichweite zudem auf wenige Kilometer beschränkt. Zwar lasse sich die Technik mobil einsetzen, allerdings handele es sich um relativ große Systeme, die sehr viel Energie benötigen. Daher sieht er ein Lasersystem zur Abwehr von Drohnen eher als "Teil eines größeren Mixes von Systemen".  

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Diese Abwehrdrohnen haben für Hinz zwei Vorteile: Zum einen würden durch das Einfangen keine Trümmerteile zu Boden fallen, wie es bei einem Abschuss der Fall wäre. Dementsprechend würden keine Zivilisten oder Infrastruktur getroffen werden. Der zweite Vorteil sei, dass die Drohnen noch intakt seien und man sie dadurch besser untersuchen könne.  

"Und sowas wäre natürlich extrem interessant, wenn man ungeklärte Überflüge hat und klären möchte, wer dafür verantwortlich ist und das auch rechtssicher klären möchte", erläutert Militärexperte Fabian Hinz. Insgesamt eigne sich diese Drohnenabwehr aber eher für den polizeilichen als für den militärischen Kontext, da es schwierig sei, große Drohnen mit einer hohen Geschwindigkeit mit einem Netz zu fangen. 

Jammer: Nur hilfreich bei GPS-gesteuerten Drohnen 

Die Technologie von sogenannten GPS-Jammern werde ganz massiv in der Ukraine eingesetzt, so Hinz. Die GPS-Jammer wehren die feindlichen Drohnen ab, indem sie deren GPS-Signal stören. Gerade für Langstrecken-Kamikaze-Drohnen, die ausschließlich über GPS gesteuert werden, sei das ein Problem, erklärt Hinz. Kleinere taktische Drohnen seien dagegen weniger von einem GPS-Signal abhängig. Deshalb könnten GPS-Jammer ebenfalls nur eine Teil-Lösung sein, sagt Hinz.

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Skyranger: Nachfolger des bewährten Gepard-Panzers 

Bei dem Skyranger-System handelt es sich um ein Nachfolgemodell des Flugabwehrkanonenpanzers Gepard, den Deutschland derzeit an die Ukraine liefert. Gerade dort habe sich der Gepard-Panzer bei der Abwehr von russischen Shahed-Drohnen oder modernen Marschflugkörpern bewährt, so Militärexperte Hinz. Daher könne auch der Skyranger zum Schutz der Truppe im Feld, aber auch zum Schutz von kritischer Infrastruktur oder der Zivilbevölkerung in großen Städten eingesetzt werden.  

Technologie-Mix besser als ein Abwehr-System alleine 

Insgesamt sei es wichtig auf einen Mix bei den Abwehrsystemen zu setzen, betont Militärexperte Hinz. Angesichts hybrider Kriegsführung in verschiedenen Formen müsse schnell reagiert werden. Aber gerade das sei für die westlichen Länder schwierig, so der Experte. Gerade bei Militärtechnik, "hatte man sich sehr stark daran gewöhnt, teure Systeme zu entwickeln, deren Entwicklung und Produktion Jahre über Jahre, manchmal Jahrzehnte dauert". Es müsse ein "Ökosystem" aufgebaut werden, das eine schnelle Entwicklung und Produktion von Drohnenabwehr zulasse.

Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Victoria Reichelt, zusammengefasst hat es Caroline Kleine-Besten.

Quelle: ZDF

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