Was tun gegen Drohnen?:Drohnenabwehr: Welche Systeme es gibt
Was tun gegen Drohnen? Unter anderem das testen Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr in Hamburg. Ein Überblick, welche Möglichkeiten und Risiken es bei der Drohnenabwehr gibt.
Mitten in Hamburg, zwischen Elbphilharmonie und Michel, läuft die größte Militärübung seit dem Kalten Krieg. „Red Storm Bravo“ simuliert einen Angriff auf NATO-Partner im Osten – die Hansestadt dient dabei als logistische Schaltstelle.
26.09.2025 | 10:12 min"Die Drohne ist bereit zu schießen", so steht es auf dem Kontrollbildschirm, der zusammen mit vielen anderen technischen Geräten auf dem Sportplatz der Hamburger Bundeswehruni steht. An diesem trüben Herbsttag testet die Uni das Drohnenabfangsystem "Falke".
Ein kurzer Befehl und der Hexacopter schießt ein Fangnetz mit Luftdruck ab. Die kleine Hobby-Drohne davor hängt sinnbildlich wie die Fliege im Spinnennetz. Vorteil: Nichts fällt zu Boden. Sollte diese Aktion über einem Flugplatz stattfinden, könnte danach der Verkehr normal weiterlaufen.
Wie die Fangnetzdrohne funktioniert
"Die Drohne ist vollkommen autark", erläutert Projektleiter Dr. Ralf Heynicke von der Universität der Bundeswehr. Alle Berechnungen fänden auf der Drohne statt. So würden keine Daten irgendwohin kommuniziert werden. Der Rechner an Bord entscheidet allein.
Die Technik ist inzwischen ausgegliedert. Einige Studenten haben das System marktreif gemacht. Die Firma sitzt in Niedersachsen und bietet Drohnenabwehr für Betreiber von kritischer Infrastruktur oder Sportstätten an. Von einer militärischen Nutzung steht nichts auf der Homepage.
Zwei Tage nach dem Vorfall am Kopenhagener Flughafen wurden erneut mehrfach Drohnen gesichtet. Woher sie stammen: unklar. Dänemarks Regierung sieht eine "systematische Bedrohung".
25.09.2025 | 2:15 minSysteme zur Drohnenabwehr: Sonic AI, Interceptor, Falke
Das Projekt ist eines von mehreren Eigenentwicklungen der Bundeswehr zur Drohnenabwehr. Dabei kommen sehr unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Bei "Falke" ist die Idee, eine unerwünschte Drohne zu erkennen, sie zu verfolgen und am Ende so einzufangen, dass sie nicht auf den Boden fällt.
Die Bundeswehr fördert solche Start-ups. Ziel: Die besten Systeme für die Abwehr von Drohnen finden. Dabei ist erstmal egal, woher die unerwünschten Überflieger kommen oder wer sie steuert.
Der Interceptor löscht Drohnen durch eine gezielte Kollision aus.
Quelle: epaIm YouTube-Portal der Bundeswehr "Cyber Innovation Hub" finden sich Vorführungen des "Interceptors" - einer 200 Stundenkilometer schnellen Flügeldrohne, die zur Not unerwünschte Drohnen mit einem Crash in der Luft abfängt. Ein System, das also eher nicht über Städten oder Flugplätzen zum Einsatz kommen sollte.
Bundeswehr testet "Sonic AI": Akustische Sensoren in Kombination mit KI zur Abwehr von Drohnen
Quelle: Cyber Innovation Hub der Bundeswehr"Sonic AI" dagegen kann - so die Werbung - überall schnell aktiv werden. Das System erkennt Drohnen schon in Kilometern Entfernung mit zwei hochempfindlichen Mikrofonen. Eine entsprechend trainierte KI berechnet Kurs und Höhe der Drohne und gibt genaue Koordinaten für den Abschuss.
Red Storm Bravo testet Verzahnung von Sicherheitsbehörden
Bei der großen Logistikübung derzeit in Hamburg geht es um Verzahnung. "Im Ernstfall müssen wir wissen, wen wir anrufen können", fasst Bundeswehr-Landeskommandeur Kapitän zur See Kurt Leonards die Idee hinter der Übung zusammen.
Wer ist überhaupt zuständig und was können und dürfen deutsche Sicherheitsbehörden? Was aktuell gilt, schildert Manuel Atug, Experte für Sicherheit von kritischer Infrastruktur.
25.09.2025 | 5:52 minIn den vergangenen 30 Jahren sind solche gemeinsamen Übungen in Vergessenheit geraten. Seitdem haben sich Namen und Nummern geändert. Im gemeinsamen Lagezentrum in einer der vier großen Kasernen in Hamburg arbeiten deshalb die Führungsspitzen der Behörden zusammen:
- Eine gesunkene Schute, die im Hafen Militärtransporte behindert,
- Schauspieler als Gegendemonstranten vor der Einfahrt zur Schiffsverladung
- oder ein drei Kilometer langer Konvoi durch die Hamburger City.
Red Storm Bravo sieht Hamburg als Logistik-Drehscheibe bei einem Konflikt im Osten.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will Drohnen auf verschiedene Arten abwehren - sie vom Kurs abbringen, abfangen oder "vom Himmel holen", also auch abschießen.
23.09.2025 | 0:36 minStörmaßnahmen gegen Drohnen: Polizei Hamburg hat eigene Einheit
Auch Drohnen spielen dabei eine Rolle. Ob Spionage, verirrter Hobby-Flieger oder Sabotage, das Abfangsystem "Falke" kommt auch zum Einsatz. Irgendwie am Rande, als kleine Vorführung über der Kaserne, aber eben doch als Hinweis, dass die Bundeswehr sich um das Thema kümmert.
Die Hamburger Polizei ist da deutlich weiter, sie hat eine eigene Einheit, die Drohnen über der Stadt erkennen und im Zweifel mit gezielten Störmaßnahmen, sogenannten Jammern, übernehmen und zur Landung zwingen kann.
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine sei dann auch die russische Spionage mit Drohnen in Deutschland häufiger geworden, erklärt Sicherheitsexperte Schindler.
30.08.2025 | 14:59 minSchwierige Abwägung: Drohnen vom Himmel holen oder fliegen lassen
Doch alle diese Systeme haben einen großen Nachteil: Sie müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und selbst dann ist immer noch die Entscheidungsfrage nach dem kleineren Übel: Fliegen lassen oder vom Himmel holen.
Daran hängen viele Konsequenzen, die derzeit juristisch und praktisch diskutiert werden. Vor allem über einer Großstadt wie Hamburg können unüberlegte Aktionen mehr Schaden anrichten als die Drohne am Himmel. Daran können auch die unterschiedlichen Techniken nichts ändern. Diese Entscheidung muss jedes Mal vor Ort fallen.
Sven Rieken berichtet für das ZDF-Studio in Hamburg.
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