Vor Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern:Wo die AfD 2026 die absolute Mehrheit holen will
von Bernd Mosebach
Die Ausgangslage für die amtierende rot-rote Landesregierung in Schwerin ist denkbar schwierig. Aktuell hätte sie laut Umfragen keine Mehrheit, die AfD liegt deutlich vorn.
Im Herbst 2026 wird der nächste Landtag in Schwerin gewählt. Laut Umfragen wäre die AfD klar stärkste Kraft. Die SPD würde sich hingegen halbieren. Noch ist allerdings nichts entschieden.
22.11.2025 | 3:48 minDie Tennishalle am Stadtrand von Demmin ist gut gefüllt. 250 Delegierte der AfD treffen sich zum Parteitag und stimmen sich auf die Landtagswahl am 20. September 2026 ein. Bis vor wenigen Jahren fand hier der "Politische Aschermittwoch" der CDU statt, Kanzlerin Angela Merkel war oft zu Gast.
Vor der Halle protestieren zwei Dutzend Demonstrierende lautstark, die Polizei steht bereit. Das Hotel gleich nebenan verteilt an die Medienvertreter Handzettel mit der Bitte, nicht mit der Veranstaltung in der Tennishalle in Verbindung gebracht zu werden.
AfD-Parteitag: Leif-Erik Holm als Spitzenkandidat
Mit einer halben Stunde Verspätung beginnt der Parteitag der AfD mit dem für viele überraschenden Vorschlag, einen Generalsekretär zu wählen, den es bislang nicht gibt. Zahlreiche Delegierte treten ans Mikrofon, die meisten von ihnen erklären, dass die Kreisverbände so gut organisiert seien, dass es diese Position für den Wahlkampf nicht braucht. Der Vorschlag wird abgelehnt.
Die nächste Abstimmung gelingt reibungslos: Leif-Erik Holm soll zum Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten gewählt werden und wird es dann auch, ohne Gegenstimmen.
Mecklenburg-Vorpommern: AfD-Spitzenkandidaten wollen absolute Mehrheit
Holm sitzt für seine Partei zurzeit im Bundestag. Sein Wahlkreis ist die Landeshauptstadt Schwerin, die auch der Wahlkreis der amtierenden Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ist. Sollte er seinen Wahlkreis nicht direkt gewinnen, bleibt er in Berlin und ein zweiter Spitzenkandidat steht bereit: Enrico Schult. Eine Doppelspitze mit ehrgeizigem Ziel: die absolute Mehrheit.
Das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, läge die Union erneut gleichauf mit der AfD. Schwarz-Rot hätte keine parlamentarische Mehrheit.
21.11.2025 | 1:23 minDas Selbstbewusstsein der AfD hat einen Grund: Nach der letzten Umfrage (Infratest dimap / NDR, September 2025) liegt die Partei deutlich vorn. Die SPD würde nur halb so viele Stimmen holen.
Manuela Schwesig: "Ich mache den Bürgerinnen und Bürgern ein eigenes Angebot"
Schwesig, die aktuell mit der Linkspartei koaliert, verweist auf ihre Aufholjagd, die sie im letzten Wahlkampf hingelegt hat und kontert: "Ich arbeite mich nicht an der AfD ab, für mich ist es auch unerheblich, wer da Spitzenkandidat wird, sondern ich mache den Bürgerinnen und Bürgern ein eigenes Angebot." Ein inhaltliches Angebot und ein personelles. "Mit mir als Ministerpräsidentin."
Doch eine Regierungsbildung könnte für Schwesig kompliziert werden. Laut Umfrage gäbe es für sie derzeit nur eine Koalitionsoption ohne die AfD: Mit CDU und BSW.
CDU-Spitzenkandidat steht zur Brandmauer
Der designierte Spitzenkandidat der CDU, Landesvorsitzender Daniel Peters, will das nicht ausschließen. Sein Wahlziel ist aber ein anderes. Er will die SPD überholen und selbst eine Regierung bilden. Allerdings ohne die "radikalen Kräfte", zu denen er Linkspartei und AfD zählt.
Für ihn stehe die "Brandmauer", auch wenn er dafür von seiner Basis mit Blick auf die AfD nicht nur Zustimmung erhält. 2021 hatte die CDU mit 13 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren, aktuell würde sie nicht darüber hinaus kommen.
Keinen profilierten Kandidaten, kein Konzept gegen die AfD: Ohne Ministerpräsident Haseloff könnte die CDU in Sachsen-Anhalt bei den Landtagswahlen nächstes Jahr eine herbe Niederlage kassieren.
14.09.2025 | 4:21 minPolitologe Muno: Landtagswahl "möglicherweise eine Wegscheide"
Sechs Parteien sind derzeit im Schweriner Landtag vertreten. Neben SPD, AfD und CDU die Linkspartei, die in der rot-roten Koalition zwei Ministerinnen stellt und laut Umfrage ihr Wahlergebnis von 2021 leicht verbessern würde. Dazu die Grünen, die den Wiedereinzug knapp schaffen könnten und die FDP, die nicht mehr über die Fünf-Prozent-Hürde kommen würde.
Zehn Monate vor der Landtagswahl ist nichts entschieden. Umfragen seien keine Wahlergebnisse, sagt der Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Muno in einem dpa-Interview. Dennoch: Die Wahl werde "möglicherweise eine Wegscheide, wie sich die Demokratie 36 Jahre nach der Einheit und der ersten frei gewählten Landesregierung in MV entwickeln wird." Noch ist nichts entschieden. Aber für den Wahlkampf stehen die Zeichen auf Sturm.
Bernd Mosebach ist Leiter des ZDF-Landesstudios Mecklenburg-Vorpommern
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