AfD im ZDF-Politbarometer auf Rekordhoch: Das sind die Gründe

ZDF-Politbarometer:AfD auf Rekordhoch: Das sind die Gründe

von Stefanie Reulmann und Dominik Rzepka

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Die AfD erreicht im ZDF-Politbarometer 27 Prozent. Ein Rekordwert. Das liegt laut Beobachtern an der Schwäche der Koalition. Und an einem Strategie-Fehler der CDU und Kanzler Merz.

Die AfD-Chefs Chrupalla und Weidel beim Europa-Parteitag im August.

Die AfD-Bundessprecher Alice Weidel und Tino Chrupalla dürften jubeln angesichts der Umfrageergebnisse. (Archivbild)

Quelle: Sebastian Willnow/dpa

November 2018. Bundeskanzler Friedrich Merz, damals noch Kandidat für den CDU-Vorsitz, erklärt die AfD zum Gegner der Union. Sein ambitioniertes Ziel: die Union mit mehr Bürgernähe wieder zu Wahlergebnissen von "bis zu 40 Prozent" zu führen.

Dann traue ich mir zu, die AfD mit ihren Wählern und Wählerinnen zu halbieren, das geht.

Friedrich Merz im November 2018

Doch seiner vollmundigen Ankündigung folgt schnell Ernüchterung. Statt die Umfrageergebnisse der AfD zu halbieren, sind sie in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, auch jetzt unter einer unionsgeführten Bundesregierung.

Im aktuellen ZDF-Politbarometer sind CDU und AfD gleichauf - beide liegen bei 27 Prozent. Rekordergebnis für die AfD. Woran liegt das?

Bundeskanzler merz und SPD-Chef Klingbeil im Bundestag

Das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, läge die Union erneut gleichauf mit der AfD. Schwarz-Rot hätte keine parlamentarische Mehrheit.

21.11.2025 | 1:23 min

Warum die AfD so stark ist

Dass die Zahlen für die AfD kontinuierlich ansteigen, liegt laut Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen vor allem an der steigenden Unzufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung und Kanzler Merz.

59 Prozent der Deutschen sind mit der Koalition unzufrieden - so viele wie noch nie. Außerdem werden CDU und SPD als überwiegend zerstritten wahrgenommen. Der Wert für die CDU ist besonders schlecht, er liegt bei 61 Prozent.

Da auch die anderen Oppositionsparteien, soweit sie überhaupt im Bundestag vertreten sind, deutlich unterperformen, hat die AfD praktisch ein Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich deutlichen Opponierens.

Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

AfD-Logo

Die Leerstellen der AfD in der Außenpolitik.

26.10.2025 | 4:15 min

Die CDU und das Thema Wirtschaft

Neben dem schlechten Bild, das Union und SPD derzeit abgeben, gibt es aber noch einen weiteren Grund für die Stärke der AfD und die Schwäche von Schwarz-Rot: das Thema Wirtschaft.

Dabei spielt die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik, die eigentlich das Zugpferd für die Regierung und den Wirtschaftskanzler sein sollte, mindestens eine so große Rolle wie die Frage von Zuzug und Migration.

Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

Zuletzt war zu spüren, dass sich auch Teile der Wirtschaft von Merz distanzierten. So kritisierte etwa Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Familienunternehmer-Verbands, den Haushalt 2026 mit seinen 180 Milliarden Euro an neuen Schulden:

Deutschland ist längst in eine Spirale aus steigender Verschuldung und sinkender Wettbewerbsfähigkeit geraten.

Marie-Christine Ostermann von den Familienunternehmern

03.04.2025, Hamburg: Ein Containerschiff wird am Containerterminal Burchardkai (CTB) im Hamburger Hafen abgefertigt.

Die Wirtschaft steckt in der Krise - und es geht kaum voran. Viele Versprechungen, doch bislang hat Schwarz-Rot die Erwartungen der deutschen Wirtschaft nicht erfüllt.

26.10.2025 | 3:57 min

Falscher Umgang mit dem Migrations-Thema?

Doch statt etwa das Thema Wirtschaft strategisch in den Mittelpunkt seiner Kommunikation zu setzen, sorgt Merz immer wieder mit scheinbar unbedachten Aussagen für Aufsehen und Empörung. So hat seine "Stadtbild"-Aussage unter anderem Menschen mit Migrationshintergrund vor den Kopf gestoßen. Yaman aus Köln zum Beispiel sagt:

Er darf das einfach nicht sagen. Ich bin selber vor ein paar Jahren nach Deutschland gekommen und solche Ansagen tun mir weh.

Yaman aus Köln

Jasmin aus Schwerin

Wie reagieren junge Frauen auf Friedrich Merz? Was sagen Menschen mit Migrationshintergrund zur Stadtbild-Debatte? ZDFheute hat in Schwerin und Köln gefragt und ist auf Angst und Kritik gestoßen.

21.10.2025 | 1:15 min

Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach sagt, es nutze der CDU nicht, wenn sie die Themen der AfD besetze. Stattdessen müsse sie etwa das Thema Wirtschaft in den Vordergrund stellen.

Zu diesem Ergebnis war im September auch eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gekommen. Bisher aber hat es die Union noch nicht geschafft, die AfD zu stoppen.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 18. bis 20. November 2025 bei 1.207 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von zehn Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 31 Prozent, AfD 21 Prozent, SPD 16 Prozent, Grüne 15 Prozent, Linke zehn Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 12. Dezember 2025. Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf www.forschungsgruppe.de.


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