Merz: Taurus-Lieferung "im Bereich des Möglichen"

Interview

Kanzler nach Selenskyj-Treffen:Merz: Taurus-Lieferung "im Bereich des Möglichen"

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Er forderte immer wieder Taurus-Lieferungen für Kiew, doch als Kanzler bleibt Friedrich Merz vage. Im ZDF bekräftigt er, Lieferungen seien möglich. Konkret wird er jedoch nicht.

Schaltgespräch von Friedrich Merz und Dunja Hayali
Der Bundeskanzler im heute journal28.05.2025 | 9:27 min
Wird Deutschland der Ukraine den Taurus-Marschflugkörper liefern? Im Wahlkampf und zuvor hatte Friedrich Merz (CDU) stets darauf gepocht, das Zögern seines Vorgängers Olaf Scholz (SPD) stets kritisiert. Nun sitzt Merz selbst im Kanzleramt, verkündet wurde eine Lieferung des Marschflugkörpers bisher aber nicht.
Auch im ZDF heute journal hält Merz an diesem Kurs fest. "Natürlich ist das im Bereich des Möglichen", sagt der Bundeskanzler zur Frage nach Taurus-Lieferungen. Er schließt sie nicht aus und verweist auf die lange Ausbildungsdauer, die für die Benutzung der Waffensysteme notwendig sei.

Wir haben immer gesagt - ich habe es selber auch gesagt - der Taurus erfordert eine mehrmonatige Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten in der Ukraine.

Friedrich Merz

Militärexperte Gustav Gressel ordnet bei ZDFheute live ein.
Die gemeinsamen Pläne von Merz und Selenskyj sind geschmiedet. Ob ihre Rechnung aufgehen wird, muss sich nun zeigen, sagt Militärexperte Gustav Gressel bei ZDFheute live. 28.05.2025 | 22:58 min

Merz: Ukraine heute militärisch unterstützen

Eine Lieferung in einem halben Jahr oder Jahr würde der Ukraine demnach "heute nichts nutzen", so Merz. Man wolle deswegen die militärische Unterstützung der Ukraine heute verbessern. Der Kanzler bekräftigt: Deutschland stimme sich dazu mit den europäischen Partnern eng ab, von denen einige bereits weitreichende Marschflugkörper an die Ukraine geliefert haben.
In den letzten Tagen hatte Merz angekündigt, der Ukraine den Einsatz von Waffen mit großer Reichweite zu gestatten. Bei einem Treffen am Mittwoch in Berlin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde eine Kooperation bei der Entwicklung von weitreichenden Waffensystemen und weitere Finanzhilfen beschlossen.
Über das Thema Selenskyj in Berlin berichtet Wulf Schmiese
"Merz hat von Anbeginn seiner Kanzlerschaft, ganz eng an der Seite Selenskyjs gestanden und hat seine erste lange Reise nach Kiew gemacht", sagt Korrespondent Schmiese.28.05.2025 | 1:09 min

Merz: "Scheint Russland zu Reaktionen herauszufordern"

In Moskau provozierte das scharfe Kritik an Deutschland. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, wie schon die Lieferung von Panzern an die Ukraine zeige dies, dass Deutschland bereits am Krieg direkt beteiligt sei. Eine Haltung, die Sicherheitsexperte Nico Lange aus völkerrechtlicher Sicht widerlegte.
Die Entscheidungen der Regierung in Berlin würden "Spannungen aufbauen", beklagte Lawrow weiter. Durch diese Spannungen sieht sich Merz in seinem Handeln, die Ukraine zu unterstützen - Taurus hin oder her, offenbar bestätigt. Er sagte:

Die Tatsache, dass der Außenminister aus Russland so heftig reagiert, zeigt doch: Es scheint Russland zu Reaktionen herauszufordern.

Friedrich Merz

Im ZDF appellierte Merz wiederholt in Richtung des Aggressors, den Ukraine-Krieg zu beenden. "Es liegt in ihrer Hand, alleine in ihrer Hand, den Krieg sofort zu beenden." Die Ukraine und die westlichen Verbündeten hätten in den letzten Wochen alle diplomatischen Bemühungen "bis hin zum Vatikan" unternommen. "Was sollen wir noch mehr machen?" Russland sei jetzt am Zug.

Neue direkte Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland?

Die heute kommunizierten Absichten Russlands, Verhandlungen aufzunehmen, überzeugen Merz scheinbar nicht:

Das nehme ich ihm erst in dem Augenblick ab, wo er [Putin] am Verhandlungstisch erscheint.

Friedrich Merz

Russland hatte den kommenden Montag für die zweite Runde der direkten Verhandlungen mit der Ukraine vorgeschlagen. Tagungsort soll Lawrow zufolge wieder Istanbul sein.
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Quelle: ZDF

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