G7-Gipfel in Kanada als Eiertanz: Kein Streit mit Trump als Ziel
Eiertanz in Kanada:Kein Streit mit Trump als Ziel des G7-Gipfels
von Diana Zimmermann
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Eigentlich gibt es für EU und USA beim G7-Gipfel einige Gesprächsthemen. Doch in Kanada zählt vor allem eins: Trump nicht verärgern - die Erwartungen an das Treffen sind niedrig.
Die Staats- und Regierungschefs der G7 treffen sich im kanadischen Kananaskis.
Quelle: epa/Spencer Colby
Ab Montag versammeln sich im kanadischen Kananaskis die Regierungschefs der führenden demokratischen Industrienationen. Noch vor den israelischen Angriffen auf Iran, die nun sicher viel Raum beanspruchen werden, hatte der neue kanadische Premier Mark Carney die Ziele des Gipfels denkbar bescheiden angesetzt. Eine große gemeinsame Schlusserklärung wird es nicht geben, auch keine zur Ukraine.
Das Treffen ist überschattet von der Sorge, man könne sich über den Formulierungen zerstreiten. Genauer: Donald Trump verärgern. Oder es könnte sich der Eklat von 2018 wiederholen, als Trump das Schlussdokument zwar unterschrieb, seine Zustimmung dann aber auf dem Heimflug zurückzog. Wenn es also diesmal gelingt, Kriege insgesamt und auf der ganzen Welt zu verurteilen und ein gemeinsames Familienfoto zu machen, dann soll das schon als Erfolg zählen.
Die USA seien zwar "immer noch eine Demokratie", aber Trump und sein Team würden versuchen, die Regeln des politischen Systems zu ändern, sagt die Historikerin Anne Applebaum. 09.03.2025 | 8:46 min
G7-Gipfel als Etappe im Balanceakt mit Trump
Früher gab es regelmäßig Bekenntnisse der G7 zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, das wird nicht einmal mehr angestrebt. "Jetzt ist es ein anderes Spiel", so heißt es in deutschen Regierungskreisen. Man konzentriere sich auf die Punkte, in denen eine Einigung auch möglich sei.
Quelle: ZDF
Für die Bundesregierung ist der Gipfel nach dem in ihren Augen sehr gelungenen Besuch von Friedrich Merz (CDU) in Washington nun der zweite Schritt. Eine Etappe. Denn nach dem G7-Gipfel ist vor dem Gipfel der Nato in Den Haag. Der Eiertanz geht weiter. Den US-Präsidenten bei Laune halten, heißt die Aufgabe.
Bundeskanzler Merz zeigt sich zufrieden nach seinem Antrittsbesuch bei US-Präsident Trump. Es sei eine vernünftige Gesprächsgrundlage für gemeinsame Herausforderungen erreicht.06.06.2025 | 1:50 min
Hoffen auf Trump-Rückhalt für die Ukraine
Sie dient vor allem zwei Zielen. Erstens, die USA in Sachen Ukraine bei der Stange zu halten. "Wenn wir bei der militärischen Unterstützung den Status Quo halten, sind wir gut", heißt es ungeschönt aus der Regierung. Laura von Daniels von der Stiftung für Wissenschaft und Politik hält das für sehr vernünftige Priorisierung:
Wenn die Europäer die berechtigte Sorge haben, dass die USA den Nato-Gipfel platzen lassen und Truppen aus Europa abziehen könnten, dann müssen sie jetzt die Faust in der Tasche machen.
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Laura von Daniels, Stiftung für Wissenschaft und Politik
Die in Berlin gehegte Hoffnung, Trump würde ein vom Senat vorbereitetes Sanktionspaket gegen Russland noch diese Woche unterschreiben, ist inzwischen dahin. Ein Erfolg wäre es, wenn die G7 es schafften, den Ölpreis auf 45 Dollar pro Barrel zu senken, das würde Russland ärmer machen, aber zieht Donald Trump mit?
Auch Putin müht sich, den US-Präsidenten bei Laune zu halten. Und Selenskyj, der am Dienstag auch in die kanadischen Rockies kommen wird, ist in dieser Disziplin bislang nicht sehr erfolgreich.
Die EU hofft im Ukraine-Krieg vergeblich auf stärkeren Druck der USA auf Russland. Nun haben die Staaten neue Sanktionen in Kraft gesetzt. Im Zentrum: Die russische Schattenflotte.20.05.2025 | 3:21 min
Kritische Rohstoffe, Migration, KI im Fokus
Für die G7-Länder kommt das Problem mit den Zöllen hinzu. Deutschland, Frankreich, Italien, innerhalb der EU, aber auch Großbritannien, Japan und Kanada befinden sich in Zollverhandlungen mit den USA. Die Deadline für Europa ist der 9. Juli. Nicht der Moment, um weiteren Streit vom Zaun zu brechen.
Einen über den Klimawandel etwa, der den G7 traditionell ein wichtiges Anliegen ist - Donald Trump bekanntlich nicht. Schon in seiner ersten Amtszeit hat das beim G7-Gipfel zu Verwerfungen geführt. In den letzten Jahren zeigten die G7 wieder großes Engagement bei den Klimazielen. Diesmal wird nur über "Waldbrände" gesprochen. Die sind handfest und ärgern den US-Präsidenten auch im eigenen Land.
Kritische Rohstoffe, Migration und KI sind weitere Themen, bei denen man hofft, fokussierte gemeinsame Erklärungen zustande zu bringen. Alles andere drohe, in Streit zu enden und dem erklärten Ziel entgegenzuwirken, den "Teamgeist der G7" nach außen zu tragen.
Man sei mit dem amerikanischen Kollegen im Zollstreit "noch nicht bei einer Lösung" angekommen, so Lars Klingbeil vom Treffen der G7-Finanzminister in Banff.22.05.2025 | 5:13 min
Reise über Grönland: Macron mit Signal an Trump
Einer schert ein bisschen aus. Emmanuel Macron reist demonstrativ über Grönland nach Kanada. Ein Zeichen der Solidarität mit Dänemark, zu dem die rohstoffreiche Insel gehört, während Donald Trump findet: "Wir brauchen Grönland […] Dänemark muss uns Grönland überlassen."
Ob Macron da nicht zu weit geht? Friedrich Merz jedenfalls reist ohne Zwischenstopp, lässt die Bundesregierung auf Nachfrage wissen. Auch Donald Trump fliegt direkt. Samstag eine Militärparade zu seinem Geburtstag, Sonntag dann Kanada, das Land, das er gern den 51. Bundesland der USA nennen würde. Er kann auf eine Art Heimspiel hoffen.
Trump lenkt die USA auf Expansionskurs. Das Ziel: Grönland. Das will sich von der alten Kolonialmacht Dänemark unabhängig machen. Und droht unter die nächste Knute zu kommen.26.02.2025 | 5:52 min