Prägender Auslandskorrespondent:ZDF-Journalist Gerd Helbig - ein Menschenfreund
von Peter Frey
Der profilierte Journalist Gerd Helbig ist mit 86 Jahren gestorben - er prägte das ZDF als Moderator und Auslandskorrespondent. Ein persönlicher Nachruf auf ein besonderes Vorbild.
Gerd Helbig hat den Journalismus und das ZDF mehr als vier Jahrzehnte lang geprägt.
29.04.2025 | 1:22 minGerd Helbig war jahrzehntelang einer der profiliertesten Auslandskorrespondenten des ZDF und Anfang der Neunzigerjahre mein Chef im ZDF-Studio Washington. Ich habe von ihm gelernt, dass man auch im harten Geschäft des Nachrichten-Journalismus menschlich bleiben und Freundschaften entwickeln kann.
Als ich Gerd in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre im heute journal kennenlernte, hatte er bereits viele Stationen hinter sich und war, obwohl noch im mittleren Lebensalter, schon eine Art Elder Statesman in unserem Sender.
In ganz jungen Jahren hat er, damals war das Studio noch in Beirut, für das ZDF aus dem Nahen Osten berichtet, er war Junior-Korrespondent in den USA gewesen, Moderator des auslandsjournals und bei einem seiner seltenen beruflichen Aufenthalte in Deutschland eben auch Anchor im heute journal. Dann trieb es ihn wieder in die Welt, nach Washington, Brüssel, Rom und zuletzt an der Seite seiner Frau (und eindrucksvollen Kollegin) Karin Storch nach Tel Aviv.
Helbig - Ein Mann, der die Welt wirklich gesehen hatte
Gerd war ein Mann, der die Welt wirklich gesehen hatte, der mit der allergrößten Freude mit Kameraleuten in die abgelegensten Winkel der Welt zog, um Menschen zu treffen und ferne Länder verständlich zu machen. Damals gab es noch die Sende-Reihe "Bilder aus Amerika". Er ist von "Coast to Coast" und in die Mitte dieser eigentümlichen Vereinigten Staaten von Amerika gereist, um das Land zu verstehen.
Seine Neugier, sein Sinn für das Besondere, überwogen die Kritik. Die Erklärung des komplizierten amerikanischen Wahlsystems hatte er in einem Erklär-Stück einmal mit dem Yankee Doodle unterlegt.
Vorbild und Ausnahmeerscheinung
Gerd machte sich nie größer als die Nachrichten, über die er berichtete. Er wahrte Distanz und blieb demütig. Er hatte ungeheure Freude, wenn er am Schneidetisch saß und die Bilder und O-Töne seiner Reportagereisen zu seinen Stücken zusammenfügte. Er war ein Mann der Optik und beglückte seine Freundinnen und Freunde mit Fotos und Alben, die er selbst zusammengestellt hatte.
Was für ein großes Auge! Was für ein Sinn für Details! Was für ein psychologisch versierter Beobachter er war, ließ er mich einmal ahnen, als er mir eine Passage aus einem Tagebuch vorlas mit Beobachtungen von einem Abendessen.
Mir hat er die Tür zum Studio Washington lange geduldig offen gehalten und dann bin ich viel kürzer geblieben, als es eigentlich gedacht war. Er hat mir das großzügig vergeben. Seitdem sind, leider muss ich seit heute sagen: seitdem waren wir Freunde, mehr als drei Jahrzehnte.
Gerd, Du warst ein Vorbild, eine erfreuliche Ausnahmeerscheinung. Du warst so groß, dass Du mit niemandem konkurrieren musstest. Ruhe in Frieden!
Peter Frey war von 2010 bis 2022 ZDF-Chefredakteur.
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