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Suwaida von Gewalt erschüttert:Kämpfe im Süden: Syrien kommt nicht zur Ruhe
von Isabelle Tümena
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Seit Wochen schwelen die Spannungen zwischen Drusen und Beduinen im Süden Syriens. Beide Gruppen wollen die Vorherrschaft in der Region. Die Regierung in Damaskus scheint machtlos.
Die Lage in Suwaida in Syrien ist weiterhin unübersichtlich. Seit Wochen schwelen hier die Spannungen, es gab immer wieder kleinere Scharmützel zwischen Drusen und arabischen Beduinen. Menschen wurden entführt, Autos gestohlen - am Wochenende dann die Eskalation. Drusen kämpfen gegen Beduinen und Sicherheitskräfte der Regierung, die hier stationiert sind. Es kommt zu zahlreichen Toten und Verletzten.
Es ist schwer für Journalisten, mit Bewohnern vor Ort Interviews zu führen. Einem ZDF-Kameramann ist es gelungen, mit der Beduinenfrau Khalideh zu sprechen. Khalideh, die schon zwei ihrer Söhne in der syrischen Revolution verloren hat, klagt:
Die Drusen haben meinen Neffen getötet. Er hätte am Donnerstag geheiratet.
Khalideh, Beduinin aus Suwaida
Etliche Tote in von Drusen bewohnter Provinzhauptstadt Suweida
Zu Wochenbeginn schickt die Regierung in Damaskus dann Truppen in die Stadt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch die Soldaten kommen zu spät. Bislang ist von 140 Toten und mehr als 100 Verletzten die Rede, die Zahlen werden sicherlich noch steigen.
Denn die Regierungstruppen sind wieder auf dem Rückzug. Dafür bombardieren die Israelis Panzer und Stellungen der Regierung. Eine deutliche Warnung an Damaskus. Israel sieht sich als Schutzmacht der Drusen, die zum Teil auch in Israel leben. Die Drusen sind für Netanjahu eine wichtige Wählergruppe, viele von ihnen dienen in der Armee.
Drusische Gemeinschaft gespalten
Suwaida ist so etwas wie die Hauptstadt der Drusen in Syrien. Die Glaubensgemeinschaft zählte vor Beginn der Revolution in Syrien 2011 etwa 700.000 Mitglieder. Sie stehen dem Islam nahe, verstehen sich aber als eigene Religion. Sie glauben an Wiedergeburt, an einen allumfassenden Gott, sie fasten nicht und trinken Alkohol. Ein Druse kann man nicht werden, als Druse wird man geboren.
Die drusische Gemeinschaft ist religiös und stammesmäßig gespalten. Während der eine religiöse Führer die Regierungstruppen aus Damaskus um Hilfe bittet, fordert der andere, Hikmat al-Hidschri internationalen Schutz. Kritiker von al-Hidschri verweisen darauf, dass der Geistliche auch das Assad-Regime unterstützt habe.
Syrische Regierung will Ereignisse herunterspielen
Das syrische Verteidigungsministerium jedenfalls versucht die Geschehnisse in Suwaida herunterzuspielen. Der Sprecher des syrischen Verteidigungsministeriums, Noureddine Al Baba, sagte:
Diese Kämpfe sind nicht religiös motiviert. Die Regierung ist fest entschlossen, eine unparteiische Haltung einzunehmen gegenüber allen Gruppen in Syrien.
Noureddine Al Babam, Verteidigungsministerium
Doch die Vorfälle in Suwaida zeigen: Der Regierung in Damaskus ist es bisher nicht gelungen, alle religiösen und ethnischen Gruppen im Lande friedlich zu einen.
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