Ein Panzer der syrischen Regierungstruppen wird zurück aus Suweida in Richtung Süd-Syrien gebracht.
Quelle: dpa
Nach neuer Gewalt in
Syrien mit Dutzenden Toten hat sich die Lage vorerst beruhigt. Die Regierung in Damaskus verkündete nach dem Einmarsch ihrer Truppen in Suwaida im Süden eine "vollständige Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern". Die Truppen würden "nur auf Beschuss antworten" und sich "um Angriffe verbotener Gruppen kümmern", teilte Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra mit.
Seit dem Tod von über 900 alawitischen Zivilisten im März häufen sich in Syrien Übergriffe auf religiöse Minderheiten wie Drusen und Alawiten. Die Täter sollen laut Regierung aus abtrünnigen Reihen stammen – eine Untersuchungskommission soll Antworten liefern.18.06.2025 | 4:36 min
Suwaida wurde seit Sonntag von Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen-Clans erschüttert. Die örtliche Gesundheitsbehörde bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass an drei Tagen mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen und 300 verletzt worden seien.
Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die den Konflikt von London aus verfolgt, berichtete von mehr als 100 Toten sowie rund 200 Verletzten.
Minderheiten in Syrien fürchten sich vor den neuen Machthabern. Wie sicher ist ihr Leben in der instabilen Lage im Nahen Osten?18.06.2025 | 6:47 min
Regierungstruppen rückten in Suwaida ein, Anwohner berichteten daraufhin von Explosionen und Schüssen. Laut Beobachtungsstelle griffen die Truppen das Gebiet mit Mörsern und Raketen an, von denen einige in Wohngegenden niedergegangen seien. Gleichzeitig wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Lage hat sich stabilisiert
Bald darauf kündigte das Verteidigungsministerium die Waffenruhe an und die Lage stabilisierte sich. Die Kämpfer zogen sich laut Anwohnern mit Fahrzeugen aus der Stadt zurück.
Begonnen hatte die Gewalt in der südlichen Provinz nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida. Zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen kam es daraufhin zu weiteren Entführungen und schließlich zu Gewalt.
Israel griff in der Region wie am Vortag Ziele aus der Luft an. Nach dem Vorrücken syrischer Soldaten wolle Israel verhindern, dass Syriens Regierung der drusischen Minderheit Schaden zufüge, teilten Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz mit. Zudem stellten die Truppen eine Gefahr für Israel in dem gemeinsamen Grenzgebiet dar.
Angriffe aus Israel
Israels Armee teilte mit, sie habe mehrere Militärfahrzeuge sowie Zufahrtsstraßen angegriffen, um die Ankunft eines Konvois der syrischen Führung zu stören. Am Montag hatte die Armee bereits mehrere syrische Panzer in der Provinz angegriffen.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit in der Region und leben neben Syrien unter anderem in Israel. Dort dienen viele von ihnen freiwillig in der Armee - der jüdische Staat sieht sie als Verbündete und fühlt sich ihrem Schutz verpflichtet. Viele syrische Drusen lehnen solch einen Schutz allerdings ab.
Netanjahu unterstützt Drusen
Netanjahu hatte bereits vor Monaten gefordert, dass in Gebieten südlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, darunter in Suweida, keine Truppen der syrischen Armee stationiert sein dürften. Israel greift immer wieder Ziele in Syrien an.
In Syrien wurde vor einem halben Jahr der langjährige Machthaber Baschar al-Assad gestürzt, der das Land 2011 in einen mehr als zehn Jahre langen Bürgerkrieg geführt hatte.
Syrien ist seit Jahrtausenden ein Schmelztiegel der Völker. Entsprechend reich ist sein kulturelles Erbe, das, wie die dort lebenden Menschen, durch den Bürgerkrieg zwischen die Fronten geriet.23.04.2025 | 43:42 min
Die neue Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa hat die Kontrolle in Damaskus übernommen und ist bemüht, im Land Stabilität herzustellen. Trotzdem gab es in den vergangenen Monaten Kämpfe zwischen Volksgruppen und Milizen und auch Terroranschläge. Im März wurden bei Gewalt verschiedener Gruppen laut Aktivisten rund 1.500 Menschen getötet.
Quelle: AFP, dpa, KNA