Update
Update am Abend:Merz, die Kriege und ein Geständnis
von Nicola Frowein
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Guten Abend,
es ist nicht so einfach. Das muss jetzt auch Bundeskanzler Friedrich Merz einsehen. Gerade noch krempelte er die Ärmel hoch und reiste mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Großbritannien und Polen nach Kiew, telefonierte mit US-Präsident Trump. Jetzt räumte er im Gespräch mit dem finnischen Regierungschef Petteri Orpo ein, dass es wohl doch noch etwas länger dauern könnte mit dem Krieg in der Ukraine. Eine schnelle Deeskalation erwarte er nicht, sagt Merz in Turku.
Die Geschichte habe gezeigt, dass Kriege zumeist durch wirtschaftliche oder militärische Erschöpfung einer oder beider Seiten zu Ende gingen, sagte der Bundeskanzler.
Davon sind wir in diesem Krieg offensichtlich noch weit entfernt.
Bundeskanzler Friedrich Merz
Deshalb müssten die Verteidigungsausgaben deutlich erhöht werden - da waren sich Orpo und Merz einig und schickten dann doch noch eine Botschaft nach Moskau: Putins Krieg habe Europa geeint und gestärkt.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Nein, es ist nicht so einfach. Das gilt auch für den Krieg im Nahen Osten. Denn auch der lässt sich nicht durch ein klares Wort des Bundeskanzlers beenden. Merz hatte gestern gesagt, dass er das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen nicht mehr nachvollziehen könne. Es lasse sich "nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen".
Am Sonntag hatte CDU-Außenpolitiker Armin Laschet im ZDF von einem "Verstoß gegen Völkerrecht" gesprochen. Im ZDF-morgenmagazin schloss sich Vize-Kanzler Lars Klingbeil (SPD) heute dieser Einschätzung an. Und Außenminister Johann Wadephul (CDU) betonte bei der Digitalkonfernz re:publica, die Situation im Gazastreifen sei unerträglich und nicht mit dem humanitären Völkerrecht in Einklang zu bringen. Der Kampf Israels gegen die terroristische Hamas sei berechtigt, müsse aber verhältnismäßig sein.
Jetzt versicherte Israels Botschafter Prosor im ZDF zwar, dass seine Regierung die Kritik aus Deutschland sehr ernst nehme.
Wenn Friedrich Merz diese Kritik gegenüber Israel erhebt, dann hören wir sehr gut zu, weil er ein Freund ist.
Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland
Das klingt nett. Netter als die Reaktion auf Forderungen aus Frankreich oder Spanien, die die Anerkennung eines Staates Palästina fordern. Das weist Israel weiterhin weit von sich. Aber von Konsequenzen ist erstmal wenig zu spüren.
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Auch in Düsseldorf ist es nicht einfach. Aber diesmal hat der Bundeskanzler erstmal nichts damit zu tun. Heute hat der der Prozess gegen den Attentäter von Solingen mit einem Schuldeingeständnis begonnen.
Neun Monate nach dem Messerangriff auf einem Stadtfest räumte der Angeklagte vor dem Oberlandesgericht ein, die Tat begangen zu haben.
Ich habe schwere Schuld auf mich geladen. [...] Ich bin bereit, das Urteil entgegenzunehmen.
Issa Al Hasan, Angeklagter
Dreifacher Mord sowie zehnfach versuchter Mord - so lautet die Anklage der Bundesanwaltschaft. Issa Al Hasan soll am 23. August 2024 in Solingen gezielt mit einem Messer auf Besucher des "Festivals der Vielfalt" eingestochen haben.
Einen Tag nach der Tat hatte der IS den Anschlag für sich reklamiert. Und hier wird es dann kompliziert, erklärt ZDF-Rechtsexperte Jan Henrich. Geklärt werden müssen verschiedene Fragen:
- Wie eng war der IS bei der Planung der Tat eingebunden?
- Mit wem hatte der Angeklagte Kontakt?
- Wie hat die Radikalisierung des Angreifers stattgefunden?
Es war das erste Mal seit dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz 2016, dass der IS eine Tat in Deutschland so klar für sich reklamiert hatte.
Geklärt werden muss aber auch:
- Wieso hielt sich der mutmaßliche Täter in Deutschland auf?
Al Hasan kam 2022 über Bulgarien nach Deutschland. Die dortigen Behörden hatten sich zu einer Rücknahme bereiterklärt. Doch die Überstellung scheiterte. Wie konnte es dazu kommen?
In 22 Prozesstagen will das Düsseldorfer Gericht zu einem Urteil kommen. Die Antworten auf Fragen, die durch den Messeranschlag aufgeworfen wurden, beschäftigen dann aber doch wieder die Regierung von Kanzler Merz: Die Debatte über Waffenrecht, Sicherheitspolitik und vor allem die Asylgesetze ist durch die Tat von Solingen - und folgende Anschläge - wieder aktuell geworden.
Was darüber hinaus wichtig ist
Klingbeil kündigt "spürbare Veränderungen" an: Der Bundesfinanzminister plant eine Investitionsoffensive mit bis zu 110 Milliarden Euro. Die Grünen kritisieren das Vorhaben scharf und warnen vor Haushaltsmanipulation.
Das macht die Meta-KI jetzt mit ihren Daten: Die Frist für Widerspruch ist abgelaufen. Meta startet das KI-Training mit Daten deutscher Instagram-, Facebook- und WhatsApp-Nutzer.
Wie dauerhaft sind die Preissenkungen wirklich? Alles soll günstiger werden. Die Supermärkte sprechen davon, die Kunden finanziell entlasten zu wollen. Steckt dahinter nur reiner Edelmut, fragt unser Wirtschaftsexperte Klaus Weber.
Diskussion des Tages
Ist die Meinungsfreiheit in Gefahr? Musk, Vance und die AfD machen sich zu Vorkämpfern der Freiheit. Was bedeutet sie wirklich? Wer bestimmt Grenzen? Bettina Schausten, Nico Semsrott und Ulf Buermeyer haben darüber auf der re:publica diskutiert.
Der sportliche Tag
Relegation, letzter Teil: Heute Abend entscheidet sich, welcher Klub in der kommenden Saison zweitklassig spielt: Schafft der FC Saarbrücken den Aufstieg oder hält Eintracht Braunschweig doch noch die Klasse? Wie das Rückspiel ausgegangen ist, dazu alle Tore der Partie gibt's nach Abpfiff bei ZDFheute.de.
Sie galten als das perfekte Match - Werder Bremen und Trainer Ole Werner. Trotz erfolgreicher Saison trennen sich nun die Wege.
Alexander Zverev hat bei den French Open einen guten Start erwischt. Der Weltranglisten-Dritte gewann sein Auftaktmatch gegen Learner Tien souverän.
Weitere Schlagzeilen
- Polizeieinsatz in Brandenburg: Hausdurchsuchung wegen Terrorunterstützung
- Suche nach Hintergründen: Liverpooler Polizei schließt Terror bei Meisterfeier aus
- Elektro-Automarkt: Tesla rutscht ab, VW im Aufwind
- Angespannte Wirtschaftslage: IG-Metall-Chefin rückt von Vier-Tage-Woche ab
- Verwandte finden: Was bringen DNA-Tests zur Ahnenforschung?
Alles Käse
Bei einem kuriosen Wettbewerb in England hat es ein Deutscher unter die Gewinner geschafft - in der Grafschaft Gloucestershire jagen Menschen einem rollenden Käselaib hinterher. Der 23-jährige Tom Kopke aus München setzte sich bei einem der Rennen gegen seine Kontrahenten durch. Er hatte auch 2024 einen Titel geholt.
Zahl des Tages
20
Würden Arbeitgeber sich die Erkenntnisse der Wissenschaft zu Herzen nehmen, gäbe es in jedem Betrieb Ruheräume: Denn ein Nickerchen von 20 bis maximal 30 Minuten am Tag steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch Effizienz und Konzentration.
Quelle: Imago
Gesagt
Das Primärarztsystem funktioniert sehr gut. Das Einzige, was noch nicht so funktioniert, ist eine flächendeckende Annahme dieses Modells durch die Patientinnen und Patienten.
Klaus Reinhardt,Präsident der Bundesärztekammer
Ärztechef Reinhardt zieht Patienten in Deutschland mit in die Verantwortung, wenn es um lange Wartezeiten bei Facharztterminen geht. Im Interview mit ZDFheute unterstreicht er die Rolle von Hausärzten und erklärt, wie KI helfen kann.
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Ohne Rücksicht auf Verluste schickt Putin Soldaten in den Tod. Wer sich weigert, zu kämpfen, gilt als Verräter. Doch manche russische Kämpfer fliehen von der Front. Ein gefährlicher Plan: Russische Deserteure im Visier. (ZDF frontal/Doku 10 Minuten)
Überlegen Sie es sich gut, mit welchem Snack Sie es sich auf der Couch bequem machen: Sebastian Lege und die besseresser haben "Die Tricks von ja!, gut&günstig & Co" aufs Korn genommen. Lege zeigt, wie die Lebensmittelindustrie bei Saft, Leberkäse und Schokodessert aus wenig möglichst viel macht. (ZDF, Reportage, 43 Minuten)
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