Ahnenforschung: Wie sinnvoll und seriös sind DNA-Tests?
Verwandte finden:Was bringen DNA-Tests zur Ahnenforschung?
von Bonnie Kruse
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Einmal ins Röhrchen gespuckt und anschließend mehr über die eigene Herkunft wissen - das versprechen DNA-Tests zur Ahnenforschung. Doch wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?
Ahnenforschung per DNA-Test: Was hinter den Angeboten von kommerziellen Anbietern steckt.
Quelle: Imago / Westend61
Wer sich schon einmal gefragt hat, wo die Wurzeln seiner Familie liegen, soll das mittels DNA-Test zur Ahnenforschung herausfinden können. Aber wie funktioniert das eigentlich und wie genau sind die Auswertungen?
Neben einer Herkunftsschätzung ermöglichen die fünf großen Anbieter "23andme", "Ancestry", "FamilyTreeDNA", "LivingDNA" und "MyHeritage" auch ein DNA-Matching, sprich den Abgleich der eigenen Gendaten mit denen von anderen. So können genetische Verwandte gefunden und der Stammbaum erweitert werden.
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So funktionieren die DNA-Tests
"Die DNA ist bei allen Menschen zu über 99,9 Prozent identisch", erklärt Epigenetikerin Fides Zenk von der Deutschen Gesellschaft für Genetik (GfG). Doch an bestimmten Stellen unterscheidet sie sich: "Manchmal nur durch einen einzigen Buchstaben im genetischen Code." Diese Unterschiede nennt man Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs). Kommerzielle DNA-Tests würden mehrere Hunderttausende dieser SNPs analysieren, so Fides Zenk weiter.
Was die Tests nicht können: Das gesamte Genom untersuchen. "Bei den DNA-Tests werden nur die Stellen untersucht, an denen Menschen sich besonders häufig unterscheiden", weiß Zenk. Diese Unterscheidungen würden der Epigenetikerin zufolge auf reinen Wahrscheinlichkeiten basieren.
Auf den Webportalen der Anbieter können verschiedene Testkits bestellt werden. Die Preise variieren laut Stiftung Warentest zwischen 33 und 91 Euro für das jeweils günstigste Testangebot der bekanntesten Anbieter 23andme, Ancestry, FamilyTreeDNA, LivingDNA und MyHeritage.
Ein Testkit enthält ein Wattestäbchen für den Wangenabstrich oder ein Röhrchen zum Reinspucken. Nutzer registrieren ihre Probe online und senden diese per Post an den Anbieter. Anschließend wird die Probe mit einer großen Referenzdatenbank abgeglichen und ausgewertet.
Wie genau sind die Analysen?
Vergleicht man SNP-Profile von vielen Menschen mit bekannter Herkunft, kann man statistische Korrelationen zwischen bestimmten SNP-Kombinationen und geografischen Regionen oder Bevölkerungsgruppen feststellen.
Bestimmte genetische Muster kommen in bestimmten Regionen häufiger vor.
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Prof. Dr. Fides Zenk, Deutsche Gesellschaft für Genetik (GfG)
Das würde aber nicht heißen, dass sie ausschließlich dort vorkommen, erklärt Zenk. Stehe dort zum Beispiel "Zu neun Prozent Norwegerin", kann das bedeuten, dass es irgendwann in der Ahnengeschichte jemanden gab, der in dem skandinavischen Land gelebt hat, oder auch nicht.
Kommerzielle Tests schätzen, mit welchen Regionen die DNA am ehesten übereinstimmt.
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Prof. Dr. Fides Zenk, Epigenetikerin
Die Genauigkeit solcher Tests würde stark von der Größe und Vielfalt der Referenzdatenbank abhängen, erläutert Fides Zenk.
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DNA-Tests nicht immer aussagekräftig
Vor allem aus Europa oder Nordamerika gibt es viele Proben. Die Anbieter MyHeritage oder LivingDNA etwa haben besonders viele Proben aus Europa, AncestryDNA die meisten aus den USA. Die Ergebnisse seien daher oft erstaunlich präzise, sagt Zenk.
Manche Tests können sogar bestimmte Regionen innerhalb eines Landes unterscheiden.
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Prof. Dr. Fides Zenk, Deutsche Gesellschaft für Genetik (GfG)
Wie zum Beispiel Norddeutschland oder Kampanien in Italien, so die Epigenetikerin. In vielen Teilen von Afrika oder Asien gebe es allerdings nur wenige Proben. "Dort ist die Datenlage oft lückenhaft, und die Herkunftsschätzungen sind entsprechend ungenau oder unsicher", erklärt Zenk.
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von Anjuli Damen
mit Video
Datenschutz bei Ahnenforschung
Wer die sensiblen DNA-Daten weitergibt, sollte sich bewusst sein, dass sich diese in der Regel nie komplett aus den Servern der Anbieter löschen lassen und in falsche Hände, zum Beispiel von Hackern, geraten können. Davor warnt auch die Stiftung Warentest: "Ihre DNA betrifft auch Ihre Familie."
Nur die Anbieter Ancestry und MyHeritage unterliegen der europäischen Datenschutzverordnung (DSGVO), die unter anderem ein Recht auf Löschung personenbezogener Daten vorsieht. Die Stiftung Warentest rät dazu, ein Pseudonym sowie eine neutrale E-Mail-Adresse zu verwenden und vorab in der jeweiligen Datenschutzerklärung zu überprüfen, was der Anbieter mit den Daten macht.
Ergebnisse sollten nicht überinterpretiert werden
Die Stiftung Warentest gibt außerdem zu bedenken, dass sich die Ergebnisse immer wieder verändern können, sobald neue Daten anderer Menschen dazukommen. Wer also einen DNA-Test zur Herkunft machen möchte, sollte sich darüber bewusst sein, dass diese Tests lediglich Hinweise zur ethnischen Herkunft geben. Um möglichst genaue Ergebnisse zu bekommen, empfiehlt die Stiftung Warentest mehrere Methoden zu kombinieren.
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Quelle: dpa
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