Bremen trennt sich von Trainer:Warum Werner bei Werder gehen musste
von Ralf Lorenzen
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Sie galten als das perfekte Match - Werder Bremen und Trainer Ole Werner. Trotz erfolgreicher Saison trennen sich nun die Wege. Werner hatte Zweifel am weiteren Weg.
Vorzeitige Trennung von Werder beschlossen: Trainer Ole Werner
Quelle: dpa
Die Nachrichten-Bombe zündete in zwei Etappen. Am Montagabend teilte Werder Bremen mit, dass Trainer Ole Werner seinen Vertrag nicht verlängert. Der läuft zwar noch ein Jahr, aber am Dienstagmorgen meldete zuerst die "Bild"-Zeitung, dass Werder sich mit sofortiger Wirkung von Werner trennt.
Wenig später bestätigte der Bundesligist die Trennung. "Wir wollen relativ schnell Klarheit", hatte Werders Sportvorstand Clemens Fritz am Montagabend gesagt.
Werners Stil: Klarheit und Konsequenz
Klarheit ist auch das Lieblingswort von Ole Werner - und für die hat er jetzt mit einer Konsequenz gesorgt, die er schon bei Holstein Kiel gezeigt hat. Auch dort hatte er von sich aus gehandelt und war nach einem schwachen Start in die Saison 2020/21 zurückgetreten. Doch bei Werder kann von Misserfolg nicht die Rede sein. Werner hatte den Klub in der zweiten Liga auf einem Mittelfeldplatz übernommen und noch in die erste Liga zurückgeführt.
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In den vergangenen drei Spielzeiten kletterte die Grün-Weißen in der Tabelle jeweils nach oben und verpassten zweimal nur hauchdünn einen europäischen Wettbewerb. Werner sagte in einem "Deichstube"-Interview:
Man wird nicht viele Traditionsvereine finden, die sich ähnlich gut entwickelt haben im Laufe der letzten vier Jahre.
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Ole Werner im Deichstube-Interview
Im selben Interview offenbarte er aber bereits Zweifel an einem Verbleib in Bremen. "Wenn man da immer wieder neue Energie schaffen möchte, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder es müssen sich um einen Trainer herum Dinge verändern, oder irgendwann ist es an dem Punkt, wo es für alle gut ist, wenn sich auf der Position des Trainers etwas tut", sagte er.
Unzufriedenheit mit Transferpolitik
Dies lässt nur den Schluss zu, dass sich für Werner die Dinge um ihn herum zu langsam verändern, sprich im Kader und an anderen Stellen im Verein. Die Medien in Bremen berichten schon länger darüber, dass Werner mit der Transferpolitik und dem Scouting des Klubs unzufrieden sei.
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Die Stammkräfte und die Mannschaft als Ganzes entwickelten sich unter Werner weiter - zahlreiche neu verpflichtete oder ausgeliehene Spieler wie Skelly Alvero, Naby Keita, oder André Silva erfüllten die Erwartungen allerdings nicht. Auch dafür wurde in der Öffentlichkeit meist Werner verantwortlich gemacht, genauso wie für den Weggang der Talente Nick Woltemade und Eren Dinkci.
Dass er selbst es wohl anders sieht, deutete der Trainer nur an. "Wenn wir von einem Spieler wirklich überzeugt sind, können wir in der internen Abstimmung noch klarer werden und es schneller durchziehen", sagte er.
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Grundsätzlicher Zielkonflikt
Der Grund für Werners Entscheidung dürfte aber kein leichter Riss im Binnenverhältnis der sportlichen Führung, sondern ein grundsätzlicher Zielkonflikt sein. "Werder wird auch nächstes Jahr zu den acht bis zwölf Klubs gehören, die erst einmal 40 Punkte holen müssen", sagte er. Das Umfeld träumt allerdings vom nächsten Schritt, also der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb.
Die Geschäftsführung will derweil Transferüberschüsse erzielen, in diesem Sommer mindestens 7,5 Millionen, und wieder eigenen Talente in der Bundesliga-Mannschaft sehen.
Konsequenter Abschied
Für einen Trainer, der nur den zwölftgrößten Spieleretat der Bundesliga zur Verfügung hat, muss sich das anhören wie die Quadratur des Kreises.
"Ich will nicht nur hier sein, weil ich mich hier wohlfühle und die Leute mich mögen, sondern weil wir gemeinsam besser werden können", sagte Werner nach der Saison.
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Ole Werner
Diesen Glauben hat er in den Gesprächen danach wohl verloren. Die Weigerung, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern, kam einer Misstrauenserklärung gleich, auf die der Klub nun genauso konsequent reagiert hat. Als Nachfolger geistern bereits die Namen Marco Rose, Lukas Kwasniok und Horst Steffen durch Bremen. Auch Ole Werner dürfte bei anderen Klubs bereits auf dem Zettel stehen.
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Quelle: Reuters
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