Update am Abend: Amoklauf, Rechtsextremisten und Trump gegen L.A.

Update

Update am Abend:Amoklauf, Extremisten und Trump gegen L.A.

von Nicola Frowein
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ZDFheute Update - Nicola Frowein

Guten Abend,

Katerstimmung nach dem langen Pfingstwochenende, kein Bock auf Schule, Diskussionen am Frühstückstisch. Dann Tschüss, wenn es gut lief, ein Küsschen und irgendwann am Vormittag der Anruf: Ihr Kind lebt nicht mehr. So stelle ich mir das vor. Für die Eltern von mehreren Schülern im österreichischen Graz war das allerdings heute Realität.
Bei einem Amoklauf an einer Schule sind zehn Menschen getötet worden. Unter den Toten sei auch der mutmaßliche Schütze, sagte Österreichs Innenminister Gerhard Karner. Außerdem wurden zwölf Verletzte in Krankenhäuser gebracht, zwei von ihnen schweben offenbar in Lebensgefahr.
Der mutmaßliche Täter ist ein ehemaliger Schüler, der die Schule ohne Abschluss verlassen hatte. Der 21-Jährige aus Graz hatte sich nach der Tat selbst erschossen. Den Angriff hatte der junge Mann mit zwei Schusswaffen durchgeführt, die er laut Polizei legal besessen haben soll. Zu seinem Motiv gibt es bisher keine Angaben.
Bei der Schule handelte es sich um ein sogenanntes Bundes-Oberstufenrealgymnasium - kurz BORG. Ein auflockerndes Graffiti an einer Wand, sonst viel Glas, Metall, Beton - ein Anfang der 2000er fertiggestellter Bau mitten in einem Wohngebiet. An solchen Schulen sind Schülerinnen und Schüler in der Regel 14 Jahre und älter. In der Stadt, im Land herrschen nun Trauer und Entsetzen - Beileidsbekundungen kamen unter anderem auch aus Deutschland und der EU.
Schon kurz nach dem Amoklauf erschienen erste Videos und Bilder in den sozialen Netzwerken. Viel geteilt auch ein Clip, der mehrere Personen auf einer Skaterbahn zeigt, mindestens eine von ihnen bewaffnet. Mehrfach ist in diesem Video der Ausruf "Allahu Akbar" zu hören. Aber: Diese Aufnahme stammt gar nicht aus Graz, sondern wurde vor knapp zwei Wochen in Wien gefilmt. Dort feuerten mutmaßlich mehrere Jugendliche Schüsse in einem Park ab.
Was wir bisher wissen, haben die Kollegen der ZDFheute live zusammengetragen:
Einsatzkräfte und Fahrzeuge nach Schüssen in Graz
10.06.2025 | 28:28 min
Auf Stand bringen wir Sie dann noch einmal um 19.20 Uhr in einem ZDF spezial zu dem Amoklauf in Graz.
Aus Deutschland gibt es heute ebenfalls wenig erbauliche Neuigkeiten. Auch wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz nüchterne Zahlen präsentiert hat, so verlieren sie doch nicht an Schrecken. Die Zahl der Rechtsextremisten in Deutschland hat sich demnach in den letzten zehn Jahren verdoppelt, 2024 waren es zum ersten Mal mehr als 50.000 - vor allem im vergangenen Jahr wurden es immer mehr; 2023 waren es noch 40.600.
Als gewaltbereit werden 15.300 Personen aus diesem Milieu eingestuft. Mit ihnen ist auch die Zahl rechtsextremistischer Straftaten und Gewalttaten gestiegen - auf nunmehr 37.835, ein Plus von rund 47 Prozent. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt dazu:

Das ist ein dramatischer Befund.

Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister

Viele Straftaten waren dabei sogenannte Propagandadelikte, dazu zählt etwa das Verwenden von Kennzeichen terroristischer Organisationen. Aber auch Körperverletzungen und Brandstiftungen wurden registriert. Zunehmend angegriffen wurden LGBTQ-Personen, zum Beispiel bei Veranstaltungen zum Christopher Street Day (CSD) unter anderem in Bautzen, Leipzig und Zwickau.
Dass sich zunehmend Kinder und Jugendliche radikalisieren, die dann auch relativ rasch bereit sind, zu handeln und sogar Gewalt auszuüben, beobachtet der Verfassungsschutz laut BfV-Vizepräsident Sinan Selen sowohl im Rechtsextremismus als auch im Islamismus. Das geschehe vor allem im digitalen Raum.
Auch die Zahl der Linksextremisten ist leicht gestiegen, mit 28.000 Personen ist das ein Plus von 2,7 Prozent. Den 15.300 gewaltorientierten Rechtsextremisten stehen 11.200 Linksextremisten gegenüber, die ebenfalls als gewaltbereit eingeschätzt werden. Auch von ihnen werden fast täglich Straftaten verübt. So ernst sei die Bedrohungslage insgesamt wohl selten gewesen, sagt ZDF-Korrespondent Karl Hinterleitner (Video):
ZDF-Hauptstadtkorrespondent Karl Hinterleitner bei einem Schaltgespräch.
10.06.2025 | 1:54 min
Unterdessen hat sich die Situation in Los Angeles zu einem "Tanz auf Messers Schneide" entwickelt. So schätzt es Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook im ZDF ein. Insgesamt stehe es "arg um die amerikanische Demokratie und die Verfasstheit der amerikanischen Gesellschaft".
Erstmals seit Jahrzehnten hatte am Wochenende ein US-Präsident die Kontrolle über die Nationalgarde eines Bundesstaates ohne Zustimmung des dortigen Gouverneurs übernommen. Gestern Abend schickte die US-Regierung zudem etwa 700 Marineinfanteristen der regulären Streitkräfte - quasi eine Kampfansage an die Protestierenden in Los Angeles, die die Migrationspolitik aus Washington kritisieren. In der Nacht mobilisierte Trump dann weitere 2.000 Mitglieder der kalifornischen Nationalgarde.
Cathryn Clüver Ashbrook am 10.06.2026 im ZDF-Morgenmagazin zur Lage in Los Angeles
10.06.2025 | 5:25 min
Über Pfingsten hatte der US-Präsident bereits mindestens 2.000 Soldaten der Nationalgarde mobilisiert - gegen den Willen des Gouverneurs von Kalifornien, Gavin Newsom. Der übte jetzt massive Kritik an Trump und nannte sein Vorgehen "unamerikanisch".

Sie [die Soldaten] sollten nicht auf amerikanischem Boden eingesetzt werden, wo sie ihren eigenen Landsleuten gegenüberstehen, um die gestörte Fantasie eines diktatorischen Präsidenten zu erfüllen.

Gavin Newsom, Gouverneur Kalifornien

Dass das Vorgehen der US-Regierung höchst ungewöhnlich und auch rechtlich umstritten ist, ist nichts Neues unter Trump. Wir haben in einem Hintergrundartikel zusammengetragen, welche rechtlichen Grundlagen in diesem Fall greifen - und was als Nächstes drohen könnte:

Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

BND-Chef warnt vor Angriff Moskaus: Der Bundesnachrichtendienst hat seine Warnung vor einem möglichen Angriff Russlands auf Nato-Gebiet erneuert. Dafür müsse Moskau aber "keine großen Bombenangriffe fliegen", sagt BND-Chef Bruno Kahl.
Kiew und Odessa kommen nicht zur Ruhe: Die russische Angriffswelle reißt nicht ab. Wieder ist es zu heftigen Attacken auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sowie die Hafenstadt Odessa gekommen.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Lage im Nahost-Konflikt

Israel weist Gaza-Aktivisten um Greta Thunberg aus: Die israelische Armee stoppte das Segelschiff auf dem Weg nach Gaza.
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.

Grafik des Tages

Grafik: Verletzungen der körperlichen Selbstbestimmung
Quelle: ZDF

Unbeabsichtigte Schwangerschaft oder unerfüllter Kinderwunsch - Familiengründung läuft oft nicht nach Plan. Der Weltbevölkerungsbericht zeigt, wie viele das in Deutschland trifft.

Der sportliche Tag

Die WM-Qualifikation ist in vollem Gange - und Italien droht, die Teilnahme bei der Endrunde in den USA, Mexiko und Kanada zu verspielen. Jetzt zieht der Verband die Reißleine: Trainer Spalletti musste gehen.
Und auch das DFB-Team muss sich anstrengen nach dem bitteren Abschneiden beim Nations-League-Final-Four. Wie es um die Nagelsmann-Truppe steht, ist Thema im neuen Bolzplatz.

Weitere Schlagzeilen

Ein Lichtblick

Blauwal bei Sri Lanka
Quelle: imago/Nature Picture Library

Es ist laut in den Ozeanen: Durch Schifffahrt, Ressourcenförderung und Rohstoffsuche verursacht der Mensch enormen Krach im Meer. Jetzt haben sich Deutschland und 36 weitere Länder bei der UN-Ozeankonferenz in Nizza zusammengeschlossen, um die ganz eigene Klangwelt der Weltmeere effektiver zu schützen. Unter anderem soll der Bau leiserer Schiffe vorangetrieben werden.

Zahl des Tages

12,5
Schon mal auf dem Weg zur Arbeit auf die Preisanzeigen an der Tankstelle geschaut und dann auf dem Rückweg ungläubig die Augen gerieben? Die Spritpreise schwanken derzeit über den Tag außergewöhnlich stark. Laut ADAC liegt die Preisdifferenz zwischen dem Tageshoch am Morgen und dem Tagestief am Abend bei Super E10 bei 12,5 Cent pro Liter, bei Diesel sind es sogar 13,3 Cent. Noch vor einem Jahr hatten sich die Preise im Tagesverlauf nur um gut sechs bis sieben Cent bewegt.

Gesagt

Musik schafft Verbindung - messbar im Körper, spürbar im Herzen.

Zentrum für Regenerative Therapien Dresden

Ein wissenschaftliches Experiment bei den diesjährigen Dresdner Musikfestspielen belegt die Wirkung eines Konzerterlebnisses auf den Körper. Die Untersuchung bei einem Abend der Reihe "Sound & Science" zeigte deutlich, gemeinsames Spiel und Hören von Live-Musik lässt das "Kuschelhormon" Oxytocin enorm ansteigen. "Musik ist sogar besser als Küsse oder Sex", berichtete Intendant Jan Vogler. Oxytocin wird normalerweise durch Umarmungen und Küsse freigesetzt und besitzt zudem die Fähigkeit, das Immunsystem zu stärken sowie Stress, Angst und Schmerzen zu reduzieren.
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Streaming-Tipps für den Feierabend

Leerstehende Geschäfte, brachliegende Abrissflächen - viele deutsche Innenstädte wirken wie Orte, die man lieber meidet. Woran liegt das? Fehlt es an politischem Willen, am Geld? Oder müssen wir selbst etwas für unsere Innenstädte tun? Christian Sievers ist "am puls" auf die Suche nach Antworten gegangen. Wie retten wir unsere Städte? (ZDF am puls, Reportage, 53 Minuten).
Christian Sievers fragt sich: Wie retten wir unsere Städte?
09.06.2025 | 53:36 min
Traumurlaub aus dem TUI-Katalog: Was hinter dem Konzept von Strandidylle, All inclusive und megaguter Laune steckt, enthüllt ZDFzeit in der Doku "TUI: Die Insider" (ZDFzeit, Dokumentation, 44 Minuten)
"TUI: Die Insider": Montage: Vier Personen stehen als schwarze Silhouetten an einem Strand neben Palmen. Zwischen ihnen ist ein großes, rotes TUI-Logo abgebildet. Hinter ihnen im Meer liegt Passagierschiff mit der Aufschrift  "Mein Schiff", darüber fliegt ein Flugzeug mit der Aufschrift "TUI".
10.06.2025 | 43:53 min
Oder ist Ihnen - statt trauriger Städte und bröckelnder Urlaubsträume - dann doch ein bisschen Hollywood lieber? Dann begeben Sie sich doch mit Privatdetektiv "Marlowe" (Liam Neeson) auf die Suche nach einem verschollenen Liebhaber, den die wohlhabende Clare Cavendish (Diane Kruger) vermisst. Aber auch hier werden Sie statt Glamour eher die Schattenseiten der Traumfabrik kennenlernen. Noir-Thriller von Oscarpreisträger Neil Jordan (Krimi, 105 Minuten)
"Marlowe": Montage: Philip Marlowe (Liam Neeson) steht vor einem schwarzen Oldtimer auf einer nächtlichen Straße. Über seinen Schultern sind Nahaufnahmen von Dorothy Quincannon (Jessica Lange) und Clare Cavendish (Diane Kruger) montiert.
11.06.2025 | 104:45 min

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Nicola Frowein und das gesamte ZDFheute-Team
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