Wenn ein Hund sich nähert: So verhalten Sie sich richtig
Körpersprache von Hunden deuten:So wehren Sie einen Hund richtig ab
von Thilo Hopert
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Was tun, wenn ein Hund ohne Leine auf Sie zurennt? Eine Hundeexpertin erklärt, wie man in solchen Situationen ruhig bleibt, richtig handelt und sich schützt.
Ungewollte Begegnung mit einem Hund: Wie verhält man sich in solch einem Fall? Wie kann man die Körpersprache des Hundes deuten - und die eigene effektiv zur Abwehr einsetzen?
Beim Joggen durch den Park bemerkt man plötzlich einen unangeleinten Hund, der einem folgt - eine Situation, die bei vielen Menschen Unbehagen auslöst. Insbesondere dann, wenn es sich um ein größeres Tier handelt. Begleitet wird die Situation nicht selten von der Aussage: "Der tut nichts", mit der der Halter oder die Halterin beruhigen möchte.
Wie man in solchen Momenten richtig reagiert - und warum ein Hund häufig gar keine aggressiven Absichten hat, erklärt die zertifizierte Hundetrainerin und Coachin Anne Klose aus Hamburg.
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Hund läuft hinterher: So bewahren Sie Ruhe
Egal, ob der Hund hinterherrennt oder direkt auf einen zukommt - Hundetrainerin Anne Klose empfiehlt: "Im besten Fall einfach stehen bleiben, sich nicht mehr bewegen und den Blick vom Hund nehmen." Denn häufig sei die Bewegung der Grund, warum der Vierbeiner auf einen zuläuft. Wer den Blick wegdreht, signalisiere dem Hund: "Ich bin keine Gefahr für dich."
Weglaufen macht die Sache meist schlimmer und motiviert den Hund, weiterzumachen.
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Anne Klose, Hundetrainerin, Hamburg
Am besten halte man auch die Arme still und bewegt sich nicht ruckartig vom Hund weg. Auch Anschreien führe meist zu mehr Dynamik, da noch mehr Stimmung in die Situation geschoben werde. "Das alles ist in der Praxis natürlich leichter gesagt als getan", fügt die erfahrene Hundetrainerin hinzu.
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Körpersprache richtig einsetzen
Wer sich traut, kann den Hund körpersprachlich abblocken. "Dafür muss man allerdings sehr präsent sein und es wirklich ernst meinen", sagt Klose. Bedeutet im Umkehrschluss: Strahlt die Körpersprache das "Hau ab!" nicht aus, merkt ein Hund sehr schnell, wenn es das Gegenüber nicht ernst meint.
Auch der Blick spielt eine wichtige Rolle: "Wenn ich einen Hund anstarre, kann es sein, dass der Hund geht", sagt Klose. Jedoch müsse man überzeugend starren. Schaut der Hund weg, sollte man den Blick ebenfalls abwenden. "Dazu gehört allerdings viel Erfahrung, denn im Zweifel kann ein Anstarren den Hund auch provozieren", fügt die Hundetrainerin hinzu. Und genau das möchte man vermeiden.
Ich empfehle, unbedingt den Blick rauszunehmen und sich ruhig zu verhalten.
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Anne Klose, Hundetrainerin
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Wie darf ich mich gegen einen Hund verteidigen?
Das Abwehren des Hundes muss immer angemessen zum Verhalten des Vierbeiners sein. Zeigt der Hund aggressives Verhalten und läuft auf einen zu, darf man sich mit Gegenständen wehren, etwa einer Tasche oder einem schnell gegriffenen Ast, um das Tier abzublocken. Auch Tierabwehrspray ist in bestimmten Fällen, etwa bei einem körperlichen Angriff, erlaubt.
Ist der Hund jedoch nicht aggressiv, wäre dieses Verhalten unangemessen. Verletzt man das Tier dann noch bei der Abwehr, muss man im Zweifel die Behandlungskosten tragen. Hier kommt es aber immer auf den Einzelfall an. Grundsätzlich gilt: Übermäßige Gewalt gegen das Tier ist nicht zulässig.
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von Valentina Kurscheid
mit Video
So erkennen Sie, ob ein Hund Aggression zeigt
Nicht jeder Hund, der auf einen zuläuft, zeigt aggressives Verhalten. Um die Situation besser einschätzen zu können, hilft es, die Sprache des Hundes zu deuten. "Ob ein Hund offensiv aggressives Verhalten zeigt, ist an der Körpersprache zu erkennen: Ist etwa der Blick gerichtet, sind die Ohren aufgestellt, ist der Muskeltonus angespannt", so Klose. Zeige ein Hund weiche, weiträumige Bewegungen, so liege in der Regel kein aggressives Verhalten vor, erklärt die Hundetrainerin.
Wenn ein Hund einem Jogger hinterherrennt, könne es sein, dass sich der Hund im Jagdverhalten befindet und gar kein aggressives Verhalten zeigt - vielmehr wird er durch die Bewegung getriggert. Oftmals verstehen Hunde das Rennen auch als Spiel. Mit dem beschriebenen Verhalten können Sie in den meisten Fällen den unerwünschten "Verfolger" wieder loswerden.
Schnappt ein Hund zu oder beißt sogar und Sie erleiden eine Verletzung, gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Bei einem schweren Vorfall sollten Sie umgehend die Polizei rufen. Bitten Sie außerdem umstehende Personen, als Zeugen vor Ort zu bleiben, bis die Polizei eintrifft.
Handelt es sich um eine größere Bisswunde, wählen Sie den Notruf und lassen Sie die Verletzung medizinisch versorgen.
Notieren Sie sich unbedingt die Kontaktdaten des Hundehalters beziehungsweise der Hundehalterin und fordern Sie diese auf, den Vorfall bei der Haftpflichtversicherung zu melden. Nach einem Hundebiss haben Sie in der Regel Anspruch auf Schmerzensgeld.
Quelle: dpa
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