Nach Trennung von Coach Spalletti: So geht es bei Italien weiter

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Trennung von Coach Spalletti:So geht es bei Italien weiter

von Claudio Palmieri
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Nach nicht einmal zwei Jahren ist die Ära Luciano Spalletti in Italien schon wieder Geschichte. Wie konnte es so weit kommen? Und: Wie geht es jetzt weiter? Eine Analyse.

Italiens Trainer Luciano Spalletti verfolgt die Partie.
Italiens Fußball-Nationaltrainer Luciano Spalletti verliert nach dem 0:3-Debakel in der WM-Qualifikation gegen Norwegen seinen Posten.
Quelle: dpa

Seit dem 0:3-Debakel in Norwegen am vergangenen Freitag geht in Italien wieder die Angst um. Die dritte WM in Folge ohne den vierfachen Weltmeister droht. Die Trennung von Trainer Luciano Spalletti war nach dem Auftritt in Oslo fast alternativlos. Hier kommen fünf Fragen und Antworten zur Lage der Azzurri.

Italiens Fußballnationaltrainer: Woran ist Spalletti gescheitert?

In 21 Monaten unter Spalletti lagen Welten zwischen Anspruch und Realität. Der Mann, der die SSC Neapel 2023 mit Offensivfußball pur zum Scudetto geführt hatte, sah sich schon in der EM-Qualifikation einem sportlichen Überlebenskampf gegenüber.
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Bei der EM 2024 wirkte Italien taktisch völlig überladen. Das 3:1 in Frankreich zum Nations-League-Auftakt bleibt der einzige überzeugende Auftritt. Im Viertelfinale gegen die DFB-Elf im März (1:2, 3:3) verfielen die Südeuropäer in alte Muster. Diese zeigten sich auch beim 2:0-Sieg gegen Moldau am Montagabend. Eine eingespielte Achse fehlt. Die Offensive lahmt. Und die Abwehr konnte von Glück reden, dass Moldaus 0:1 vom VAR kassiert wurde.
Dazu gab es ständig Störfeuer um Taktik und Personalien. Warum Bolognas überragender Außenstürmer Riccardo Orsolini lange außen vor blieb, weiß nur Spalletti. Auch dass Routinier Francesco Acerbi vor kurzem ein Comeback ablehnte, spricht nicht für das Binnenklima.

Ist nur Spalletti schuld an Italiens Misere?

Nein. Spalletti konnte letztlich nur mit dem vorhandenen Material arbeiten. Das ist gar nicht so schlecht. Gianluigi Donnarumma (PSG), Riccardo Calafiori (Arsenal), Nicolò Barella, Alessandro Bastoni, Federico Dimarco, Davide Frattesi (Inter): Sie alle standen unlängst mindestens im Champions-League-Halbfinale.
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Im Trikot der Nazionale hinterlassen aber auch diese Spieler teils völlig verunsicherte Eindrücke. Auffällig: Kaum jemand will Verantwortung übernehmen. Nach Niederlagen sind es meist nur Kapitän Donnarumma und Napoli-Verteidiger Giovanni Di Lorenzo, die sich den Medien oder den wütenden Tifosi am Zaun stellen.
Auch Verbandschef Gabriele Gravina steht in der Kritik. In seine siebenjährige Amtszeit fallen viele ungelöste Probleme. Neues in Sachen Nachwuchsförderung? Fehlanzeige. Dass Gravina das 0:3 in Oslo auf Norwegens Qualität und die Müdigkeit nach einer langen Saison schob, kam nicht gut an.

Wer folgt jetzt auf Spalletti?

Schon in der Mixed Zone des Osloer Ullevaal-Stadions fiel der Name Claudio Ranieri. Der 73-jährige Römer galt als klare Wunschlösung von Fans und Verband. Noch am Montag hatte Ranieri laut Medienberichten signalisiert, die angestrebte Trainerrente wieder einmal zu verschieben.
Am Dienstagmorgen folgte jedoch die Absage. Er wolle seinem letzten Klub (und Herzensklub) AS Rom in seiner neuen Rolle als Berater „voll zur Verfügung stehen“, teilte Ranieri der italienischen Nachrichtenagentur ANSA mit. Die Freigabe für eine Doppelfunktion hätte er bekommen.

Wie hart trifft Ranieris Absage Italien?

Sehr hart. Eine Dauerlösung wäre Ranieri nicht gewesen. Mit ihm wäre aber ein Sympathieträger gekommen, auf den sich ganz Italien einigen hätte können. Die Euphorie, die sein Name entfachte, sprach für sich. Genauso wie seine (Achtungs-)Erfolge. 2016 führte Ranieri Leicester City sensationell zum Premier-League-Titel. Im November ließ sich „Sir Claudio“ zum Comeback bei seiner kriselnden Roma breitschlagen – und führte sie fast noch in die Königsklasse.
Dieser Mann weiß, was Herz, Mentalität und Fan-Liebe ausmachen. Diese Eigenschaften gehen Italien zurzeit ab. Auch in den drohenden Playoffs wären das unverzichtbare Faktoren. Hinzu kommt: Bis auf Ex-Milan-Coach Stefano Pioli stehen alle Top-Namen in Lohn und Brot. Wer auch jetzt immer kommt, muss mit dem Makel leben, nur eine B-Lösung zu sein.
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Was ist Italiens größtes Problem auf dem Weg zur WM?

Vor allem die Tatsache, dass die Azzurri Platz eins in Gruppe I nicht mehr ganz in der eigenen Hand haben. Selbst wenn Italien das Rückmatch gegen Norwegen gewinnt: Bei Punktgleichheit kommt es auf die Tordifferenz an.
Da sind die Norweger nach Siegen gegen Moldau (5:0), Israel (4:2) und Estland (1:0) klar im Vorteil. Ob Erling Haaland, Antonio Nusa, Martin Ödegaard und Co. noch Punkte liegen lassen? Fraglich. Italien darf nichts mehr anbrennen lassen - und muss ordentlich ballern.

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Quelle: Reuters

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