Update am Abend:Zu wenige Chefinnen und Flaute im Industrie-Herz
von Jan Schneider
Guten Abend,
sind Sie zufällig weiblich und in einer Führungsposition? Und nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich meine nicht die Familienleitung, sondern im Job. Wenn ja, gehören Sie immer noch einer Minderheit an.
Nur rund 29 Prozent der Führungspositionen in Deutschland sind mit Frauen besetzt, meldet das Statistische Bundesamt. Das ist deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 35 Prozent - und dieser Wert stagniert seit Jahren: Seit 2014 ist der Anteil weiblicher Führungskräfte hierzulande gerade mal um 0,1 Prozentpunkte gestiegen.
Warum bewegt sich da so wenig? Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung liegt das vor allem daran, dass sich Beruf und Familie noch immer schwer vereinbaren lassen - Sorgearbeit bleibt meist Frauensache. Hinzu kommen verkrustete Unternehmenskulturen und zu wenig Vorbilder, wie eine Untersuchung der Stiftung Familienunternehmen zeigt. Viele Firmen setzen zudem bei den gesetzlichen Zielvorgaben einfach auf "Zielgröße 0", also gar keine Quote - das kritisiert auch das Bundesfamilienministerium.
So bleibt Deutschland im europäischen Vergleich abgeschlagen - obwohl der Fachkräftemangel eigentlich ein starkes Argument wäre, mehr Frauen an die Spitze zu bringen.
Und um nochmal auf die Frage vom Anfang zurückzukommen: Falls Sie Chefin sind - wie haben Sie es geschafft, und was müsste sich ändern? Schreiben Sie mir gern, ich freue mich über Ihre Perspektive.
- Frauen an der Spitze: Kaum Veränderung seit zehn Jahren
Wenn der Maschinenbau stottert
Der deutsche Maschinenbau steckt in der Krise - und das trifft den Industriestandort mitten ins Herz. Der Branchenverband VDMA rechnet für 2025 mit einem Produktionsrückgang von rund fünf Prozent. Die Gründe sind vielfältig: hohe Energiepreise, schwache Nachfrage, zu viel Bürokratie - und seit Donald Trump wieder Strafzölle verteilt, ist der wichtigste Exportmarkt USA für viele Betriebe kaum noch kalkulierbar.
03.11.2025 | 1:31 min
Das merken auch Mittelständler wie SK Laser aus Wiesbaden. "Es kommen schon Anfragen, Interesse ist da. Aber sie bestellen nicht", sagt Geschäftsführerin Dina Reit. Die Unsicherheit sei groß, Investitionen würden aufgeschoben.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ist klar: Ohne günstigeren Strom verliert Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit. Ab Januar 2026 soll deshalb der sogenannte Industriestrompreis kommen - eine Art Entlastungstarif für energieintensive Branchen wie Stahl und Maschinenbau. Der Staat übernimmt dabei einen Teil der Kosten, befristet auf drei Jahre. Laut Reiche habe man zu diesem Vorhaben "gute Signale aus der Europäischen Kommission" bekommen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat für Donnerstag zu einem Stahlgipfel ins Kanzleramt eingeladen. Ob das reicht, um die Maschinen wieder rund laufen zu lassen, bleibt offen - aber für viele wäre es immerhin ein Signal, dass der Standort noch Zukunft hat.
- Verband erwartet Produktionsrückgang: Maschinenbau kämpft mit Zöllen und Unsicherheit
Anschlagspläne, Festnahme - und die alte Frage: Abschieben nach Syrien?
Ein 22-jähriger Syrer sitzt in Untersuchungshaft - er soll einen islamistisch motivierten Anschlag geplant haben. Die Ermittler in Berlin werten derzeit Speichermedien und Beweismittel aus, die bei Durchsuchungen in Neukölln und Köpenick sichergestellt wurden. Der Mann soll Bauteile für eine selbstgebaute Sprengvorrichtung besorgt und in sozialen Netzwerken Propaganda des sogenannten "Islamischen Staats" geteilt haben, so die Staatsanwaltschaft.
Der Fall könnte der Debatte um Abschiebungen neuen Zündstoff geben. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) drängt auf ein Abkommen mit Damaskus, um zunächst Straftäter und später auch abgelehnte Asylbewerber zurückzuschicken. Die Bundespolizeigewerkschaft fordert sogar eine Überprüfung der bisherigen Schutzgewährungen für Syrer.
Bundesaußenminister Wadephul zweifelt nach seinem Besuch in Syrien an der schnellen Rückkehr Geflüchteter. Kritik an der Aussage kommt aus den eigenen Reihen - von der CDU.
03.11.2025 | 1:57 minIn der Regierung wächst zugleich der Streit über den richtigen Umgang mit syrischen Flüchtlingen. Außenminister Johann Wadephul (CDU) warnt, das vom Bürgerkrieg zerstörte Land sei derzeit kaum aufnahmefähig. Ein Eindruck, den unsere ZDF-Korrespondentin Golineh Atai teilt: Die Lage in Syrien sei "sehr instabil", berichtete sie im ZDF-Mittagsmagazin. Vertreter der CSU halten dagegen - sie wollen ein Signal für eine härtere Linie.
- Festnahme in Berlin: 22-Jähriger unter Terrorverdacht
- Debatte über Rückkehrer nach Syrien: CDU-Politiker kritisieren Aussagen von Wadephul
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Ukraine setzt Spezialkräfte in Pokrowsk ein: Die Anwesenheit zweier hochrangiger Führungskräfte deuten darauf hin, dass die Lage kritisch ist. Gegenseitige Langstreckenangriffe treffen außerdem die Infrastruktur in Russland und in der Ukraine.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Weitere Schlagzeilen
- AfD und Linke profitieren auf TikTok und Co. von Algorithmen: Jungen Nutzern werden in sozialen Medien häufiger Inhalte der beiden Parteien vorgeschlagen
- CDU-Politiker kritisieren Aussagen von Wadephul: Der Bundesaußenminister zweifelt nach seinem Besuch in Syrien an der schnellen Rückkehr Geflüchteter.
- Valencias Regionalpräsident Mazón tritt zurück: Er stand in der Kritik wegen des Umgangs mit der Flutkatastrophe vor einem Jahr.
- Wie New Yorks Bürgermeister-Kandidat die FIFA herausfordert: Er will Einfluss auf die Ticketpreise für die Fußball-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada nehmen.
Zahl des Tages
249. So viele Eier hat jeder Mensch in Deutschland im Jahr 2024 durchschnittlich gegessen - ein Rekordwert. Auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch stieg im vergangenen Jahr auf den Höchstwert von 13,6 Kilogramm. Das war ein halbes Kilo mehr als ein Jahr zuvor.
- Statistik für das Jahr 2024: Deutsche essen so viel Geflügel und Eier wie nie
Gesagt
Quelle: AFP
Ich persönlich habe mich immer um meine Gegner gesorgt und durch den Sport einige lebenslange Freundschaften geschlossen. Ich hoffe, das ist das Vermächtnis, das ich hinterlasse.
Charles Coste, französischer Radsportler
Der älteste noch lebende Olympiasieger ist tot. Der französische Radsportler Charles Coste gewann 1948 Gold und trug noch 2024 die olympische Fackel. Er starb im Alter von 101 Jahren.
- Charles Coste ist tot: Ältester Olympiasieger der Welt gestorben
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Manuela Freitag arbeitet seit über 30 Jahren als Prostituierte. Sie ist die dienstälteste Domina auf der Hamburger Reeperbahn. Nach einer Kindheit voller Abgründe sucht sie als Jugendliche auf der Straße nach Zuneigung und Selbstbestimmung. Die dreiteilige Doku "Herbertstraße - Geschichte einer Domina" erzählt von ihrem Leben. (Drei Folgen á 43 min)
03.11.2025 | 43:59 min
Rund 3.000 Jahre, bevor der "kleine Hobbit" Bilbo Beutlin den mächtigen goldenen Ring findet, kämpft in Mittelerde schon Gut gegen Böse: Die Serie "Die Ringe der Macht" basiert auf den Anhängen von J. R. R. Tolkiens legendärer Fantasy-Romantrilogie "Der Herr der Ringe" und spielt im Zweiten Zeitalter der fiktiven Welt. Kann die junge Elbin Galadriel den dunklen Hexenmeister Sauron aufhalten?
30.10.2025 | 60:18 min
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