Mehr Frauen in Chefetagen: Was sich ändern müsste

Gleichstellung in Chefetagen:Mehr Frauen an der Spitze: Was sich ändern müsste

von Eva Schmidt

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Die Zeit für Veränderung lässt noch auf sich warten: Nur jede dritte Führungsposition besetzt in Deutschland eine Frau. Warum bewegt sich so wenig und wo sind mögliche Hebel?

Chefin, Frauenquote, Symbolbild

In Deutschland sind deutlich weniger Frauen in Führung als im EU-Schnitt.

Quelle: Imago

Die gute Nachricht vorweg: Immer mehr Frauen in Deutschland sind erwerbstätig. Ihr Anteil lag 2024 bei 46,9 Prozent und damit leicht über dem EU-Durchschnitt. Und dennoch gelangen nicht mehr Frauen in Führungspositionen.

In Zahlen des Statistischen Bundesamtes heißt das: 29,1 Prozent der Führungspositionen waren 2024 weiblich besetzt - diese Zahl bezieht sich auf den Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Seit 2014 hat sich der Frauenanteil praktisch nicht verändert: Damals lag er mit 29 Prozent nur 0,1 Prozentpunkte niedriger. Der Anteil liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt der Europäischen Union von 35,2 Prozent.

EU-Vergleich: Frauen-Anteil in Führungsetagen

ZDFheute Infografik

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Karrierekiller: Familiengründung und Teilzeit

"Die Zahl ist ernüchternd, überrascht mich aber nicht", erklärt Katharina Wrohlich, Professorin für Öffentliche Finanzen, Gender- und Familienökonomie, gegenüber ZDFheute. Denn auch bei anderen Problemen wie etwa der Bezahlung tut sich wenig.

Zwar nähern sich Frauen und Männer inzwischen an - aber nur so lange, wie sie unter 30 Jahre alt sind. Ab Anfang 30 geht die Einkommensschere, der sogenannte "Gender Pay Gap", auseinander und schließt sich bis zur Rente nicht wieder.

Die Auswirkung von Familiengründungen bekommt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern einfach nicht in den Griff.

Katharina Wrohlich, Professorin für Öffentliche Finanzen, Gender- und Familienökonomie

Kita-Plätze alleine lösten das Problem nicht, denn "das ändert nichts an der Aufteilung, wer die Kinder aus der Kita abholt". Der Kita-Ausbau hat nach Einschätzung der Wissenschaftlerin vor allem zur hohen Erwerbstätigkeit von Frauen geführt. Aber der Knackpunkt sei die Teilzeit. Mit 49 Prozent bei Frauen hat sie 2024 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Teilzeit ist in Deutschland immer noch ein Karrierekiller.

Katharina Wrohlich, Professorin für Öffentliche Finanzen, Gender- und Familienökonomie

Kleine Figuren von Männern und Frauen sitzen auf Geldmünzen, um zu verdeutlichen, dass Frauen weniger verdienen als Männer

Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger als Männer. Ein Gesetz sollte die Unterschiede transparent machen. Doch bei der Umsetzung gibt es noch Probleme.

08.03.2025 | 2:22 min

Weg mit dem Ehegattensplitting?

Wie kommt Deutschland zu mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen? Länder, die im Ranking gut abschneiden wie etwa Schweden, haben kein Ehegattensplitting, also Partner und Partnerin werden individuell besteuert. Dadurch ergeben sich aus steuerlicher Sicht keine Anreize, in Teilzeit zu arbeiten.

Für Katharina Wrohlich ist auch die "Subventionierung von Minijobs" eine Ursache dafür, warum es für Frauen in Deutschland attraktiv ist, Teilzeitjobs anzunehmen.

"Rückständiges Rollenbild in Deutschland"

Hinter den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zu Frauen und Führung steht ein "tradiertes rückständiges Rollenbild in Deutschland", meint Simone Menne, Managerin, Aufsichtsrätin und Betreiberin des Podcasts "Die Boss". Ihre Erfahrung an der Spitze vieler Unternehmen:

Es gibt immer noch viele Männer, die das vollkommen okay finden, wenn keine Frau mit am Tisch sitzt.

Simone Menne, Managerin

Aber bei großen, börsennotierten Unternehmen hat der Gesetzgeber vor einigen Jahren eingegriffen. Und in der Tat stellt das "Managerinnenbarometer" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) einen Schritt nach vorne fest.

2024 gab es erneut mehr Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen in den 200 umsatzstärksten Unternehmen. Also tut sich doch was im Sinne von gleichberechtigter Führung? Katharina Wrohlich, die am "Managerinnenbarometer" mitwirkt, erklärt die Entwicklung mit dem geringen Ausgangsniveau, von dem die Steigerung ausgeht.

Drei Frauen an einem Tisch unterhalten sich. Auf dem Tisch steht ein Laptop.

Studien zeigen, dass Frauen beim Anlegen zurückhaltender sind und seltener in Aktien investieren. Das Phänomen nennt sich Gender Investment Gap. Warum das so ist und wie sich das ändern lässt.

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Mehr Leuchttürme, mehr positive Rollenbilder

Außerdem betreffen die gesetzlichen Regelungen nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen. Für Brigitte Biehl, Managementforscherin und Professorin an der SRH University in Berlin, sind die "Unternehmen nicht ausreichend hinterher, mehr Frauen in die Vorstände zu bringen", so das Fazit der Forscherin, "es fehlt daher an Leuchtturmfunktionen, an positiven Rollenvorbildern für andere Frauen".

Um das zu verändern, sagt Biehl gegenüber ZDFheute, sollte man nicht erst bei den Führungspositionen anfangen. Unternehmen sollten Beförderungen transparenter machen und klare Leistungsbeschreibungen definieren und abfragen, fordert Biehl - nur so ließen sich bewusste und unbewusste Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen abbauen.

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