Studie der Beratungsgesellschaft EY:Top-Managerinnen verdienen weniger als männliche Kollegen
Die einzige Frau weit und breit im Vorstand der börsennotieren Unternehmen? Das war mal. Heute gibt es mehr Frauen in der Spitze. Und das hat Folgen beim Gehalt, so eine Studie.
Die Vergütung der Vorstände in deutschen Spitzenunternehmen ist einer Untersuchung zufolge 2024 gesunken - allerdings fast nur für die weiblichen Vorstandsmitglieder. (Symbolbild)
Quelle: ImagoDie Top-Managerinnen der größten deutschen Börsenkonzerne haben 2024 deutlich weniger verdient und sind hinter ihre männlichen Kollegen zurückgefallen. Das Gehalt weiblicher Vorstandsmitglieder ohne Berücksichtigung der Vorstandsvorsitzenden im Dax, MDax und SDax sank kräftig, während die Männer etwas mehr verdienten. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY, die den Nachrichtenagenturen dpa und AFP vorliegt.
Damit habe sich ein langjähriger Trend umgekehrt: Erstmals seit 2014 erhielten Frauen in den Vorständen der Spitzenunternehmen weniger Geld als Männer.
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02.09.2025 | 43:38 minMehr Frauen in Vorständen - doch Gehälter sinken
Noch vor einigen Jahren gab es nur sehr wenige Frauen in Vorständen von Börsenkonzernen, was sich positiv auf ihr Gehalt auswirkte - sodass Managerinnen hier die Männer überholten. Doch das habe sich geändert, erklärt EY-Partner Jens Massmann.
Die Zeiten, als weibliche Vorstände eine seltene Spezies waren und teils sehr hohe Gehälter fordern konnten, sind vorbei.
Jens Massmann, EY-Partner
Der Frauenanteil in den Dax-Vorständen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. "Sie holen auf, sind aber immer noch in der Minderheit", so Börsenexpertin Valerie Haller.
17.12.2024 | 1:08 minHeute stiegen Top-Managerinnen mit einem niedrigeren Gehalt ein, was das gesamte Gehaltsgefüge der weiblichen Vorstandsmitglieder drücke. Konkret sank 2024 die Vergütung weiblicher Vorstandsmitglieder in den Unternehmen aus den drei Dax-Indizes auf durchschnittlich 2,15 Millionen Euro (ohne Chefposten). Das waren elf Prozent weniger als im Vorjahr.
Ihre männlichen Kollegen verbuchten dagegen ein leichtes Plus von 0,4 Prozent auf 2,27 Millionen Euro. Insgesamt sank die Vergütung der Vorstände damit um drei Prozent auf im Mittel 2,57 Millionen Euro. Ebenso stark fiel das Gehalt der Vorstandschefs.
Hohe Gehälter bei Männern und Frauen
Die bestbezahlten Managerinnen waren laut Studie:
- Merck-Chefin Belen Garijo mit 7,63 Millionen Euro
- Deutsche-Bank-Vorständin Rebecca Short mit 6,5 Millionen Euro
- Fresenius Medical Care-Chefin Helen Giza mit 5,75 Millionen Euro
- Auch VW-Vorständin Hauke Stars und Merck-Finanzchefin Helene von Roeder zählten zu den Topverdienerinnen
An der Spitze der männlichen Top-Verdiener standen laut EY:
- Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume mit einer Gesamtvergütung von rund 11,56 Millionen Euro
- Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit 9,75 Millionen Euro
- SAP-Chef Christian Klein mit 8,92 Millionen Euro
Große Gehaltslücke bei Dax-Vorständen
Für die Studie hat EY die Vergütung von 368 Vorstandsmitgliedern der größten Börsenunternehmen analysiert, die das komplette Geschäftsjahr im Vorstand waren. Darunter war die Rekordzahl von 88 Frauen, ein Anteil von fast einem Viertel (23,9 Prozent). Zehn Jahre zuvor waren es erst 6,4 Prozent. Betrachtet wurde die Gesamtvergütung aus Fixgehalt sowie kurz- und langfristigen Boni.
Eine besonders große Gehaltslücke gibt es im Leitindex Dax. Dort stieg die Vergütung männlicher Vorstände 2024 auf im Schnitt 3,38 Millionen Euro, während das Gehalt der Top-Managerinnen auf 2,92 Millionen Euro sank. "Damit ist eine Gehaltslücke von fast einer halben Million Euro zwischen weiblichen und männlichen Vorständen entstanden", erklärte EY. Im Mittelwerte-Index MDax und im Kleinwerte-Index SDax war die Kluft geringer.
Das Sinken der Vorstandsgehälter insgesamt führt EY-Partner Massmann auch auf schwache Geschäfte einiger Unternehmen in der Wirtschaftskrise zurück. Das habe auf die Vergütung durchgeschlagen, die noch 2023 stark gestiegen war. Viele Unternehmen hätten die eigenen Ziele verfehlt und massiv Kosten gespart. "In solch einem Umfeld sind hohe Gehaltssteigerungen schwierig zu rechtfertigen."
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