AfD und Linke profitieren auf TikTok und Co. von Algorithmus

Soziale Medien und Wahlkampf:AfD und Linke profitieren auf TikTok und Co. von Algorithmen

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Jungen Nutzern werden in sozialen Medien häufiger Inhalte von AfD und Linke vorgeschlagen - so das Ergebnis einer Studie. Union und SPD sind demnach weniger sichtbar.

24.10.2024, Niedersachsen, Hannover: Eine Frau hält ein Smartphone, auf dessen Display verschiedene Social Media Apps angezeigt werden.

Junge Leute sehen in sozialen Medien häufiger Inhalte von Parteien der politischen Ränder, sagt eine Studie.

Quelle: dpa

Die AfD und die Linke haben während des jüngsten Bundestagswahlkampfs am meisten von den Algorithmen der Plattformen TikTok, X, Instagram und Youtube profitiert. 

Einer Studie zufolge werden Videos von Parteien an den politischen Rändern deutlich häufiger auf sozialen Medien wie Instagram und TikTok angezeigt als die der Mitte-Parteien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Universität Potsdam und der Bertelsmann-Stiftung.

Demnach bestimmen die oft intransparenten Algorithmen der Anbieter maßgeblich, welche politischen Botschaften junge Menschen erreichen.

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Für die Studie erstellten die Wissenschaftler 268 Nutzerprofile von imaginären 21- bis 25-Jährigen auf TikTok, Instagram, X und YouTube. Untersucht wurde unter anderem, wie viele Videos, die während des Bundestagswahlkampfs von offiziellen Parteiaccounts veröffentlicht wurden, ihnen automatisch angezeigt wurden.

SPD postet die meisten Videos, AfD wird am häufigsten angezeigt

Demnach postete die SPD mit einem Anteil von 24,1 Prozent zwar die meisten Videos, wurde in den Feeds der imaginären Nutzer aber nur mit einem Anteil von 14,1 Prozent vorgeschlagen. Auch CDU und CSU büßten durch den Algorithmus Sichtbarkeit ein: Sie posteten 17,1 Prozent der Videos offizieller Parteiaccounts, wurde bei den Test-Accounts jedoch nur zu 4,9 Prozent angezeigt.

Profitieren konnten dagegen Linke, AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Linke konnte ihre Sichtbarkeit laut Studie fast verdreifachen: Sie postete 9,7 Prozent aller Partei-Videos, wurde in den Feeds aber mit einem Anteil von 27,6 Prozent angezeigt. Die AfD postete 21,5 Prozent der Partei-Videos und wurde jungen Nutzern zu 37,4 Prozent angezeigt.

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FDP ist der größte Verlierer der Algorithmen

Auch das BSW war ein Gewinner des Algorithmus: Die Partei wurde gemessen an der Anzahl ihrer Beiträge (3,1 Prozent) deutlich häufiger (8,3 Prozent) in den Feeds angezeigt. Größter Verlierer des Algorithmus war die FDP: Obwohl die Liberalen 7,6 Prozent aller Postings absetzten, wurden diese nur 1,4 Prozent der Nutzenden angezeigt.

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Videos mit Bezug zur AfD wurden der Studie zufolge auch am schnellsten vorgeschlagen, nachdem ein neuer Nutzer die Plattform betreten hatte: Durchschnittlich elf bis zwölf Minuten nach Erstellung eines TikTok-Profils habe es gedauert, bis ein Video mit dem Hashtag "afd" angezeigt wurde. Videos mit "#spd" seien dagegen erst nach 70 Minuten ausgespielt worden.

Algorithmen für Video-Vorschläge nicht bekannt

Nach welchen Kriterien Plattformen wie TikTok, Instagram und X Beiträge verteilen, ist nicht bekannt. Der Studie zufolge können Faktoren wie die Zahl der Kommentare, Likes und Aufrufe die Unterschiede nicht vollständig erklären.

So hätten die SPD-Beiträge zwar viele Aufrufe und Likes gehabt, seien aber trotzdem vergleichsweise weniger sichtbar gewesen. Generell würden Beiträge mit kritisierendem und informierendem Tonfall häufiger ausgespielt als humoristische oder emotionale.

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