Maschinenbau in der Krise: Verband erwartet Produktionsrückgang

Verband erwartet Produktionsrückgang:Maschinenbau kämpft mit Zöllen und Unsicherheit

Stefan Schlösser

von Stefan Schlösser

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Der deutsche Maschinenbau schrumpft. Die Produktionsleistung wird dieses Jahr nach Angaben des Verbandes um fünf Prozent zurückgehen. Und die Zölle sind eine zusätzliche Belastung.

Werkzeuge für den Maschinenbau stehen in einer Fertigung eines Maschinenbauers.

Schwere Zeiten für den deutschen Maschinenbau: Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und zuletzt hohe US-Zölle setzten der Branche schwer zu.

03.11.2025 | 1:32 min

Der Maschinenbau gehört zu den Vorzeigeindustrien des Landes. Rund 1,2 Millionen Menschen sind hier beschäftigt, hochqualifizierte Jobs, große Wertschöpfung. Made in Germany - eigentlich ein Exportschlager.

Verband erwartet Einbruch bei Produktion

Doch es läuft nicht mehr richtig rund für die Branche, die eigentlich an Wachstum gewöhnt ist. Für 2025 rechnet der VDMA mit einem deutlichen Produktionsrückgang. "Der liegt bei fünf Prozent", sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann.

Wir werden eine Schrumpfung der Maschinenbauindustrie sehen. Und das ist natürlich eine schlechte Nachricht.

Thilo Brodtmann, VDMA-Hauptgeschäftsführer

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Die Branche klagt unter anderem über zu viele Regulierungen und Unsicherheiten mit der US-Zollpolitik.

16.09.2025 | 1:33 min

Der Auftragseingang im vergangenen Quartal lag sechs Prozent unter dem des Vorjahres. Das merken sie auch bei SK Laser in Wiesbaden. Hier stellen sie Lasermaschinen für die Oberflächenbearbeitung her, ganz individuell nach Kundenwunsch. Nichts von der Stange.

Doch dieses Jahr sei es nicht gut gelaufen, sagt Geschäftsführerin Dina Reit, die den Betrieb zusammen mit ihrem Vater leitet. "Es kommen schon Anfragen von Unternehmen, Interesse ist da. Aber sie bestellen nicht."

Es ist große Unsicherheit im Markt, es fehlt die Zuversicht, jetzt zu investieren.

Dina Reit, Geschäftsführerin von SK Laser in Wiesbaden

Zolldeal für Maschinenbau "weiterhin wertlos"

Das hat viele Gründe: die schlechte wirtschaftliche Gesamtlage in Deutschland, Bürokratie, Stromkosten, Fachkräftemangel. Und seit US-Präsident Donald Trump offenbar nach Lust und Laune neue Strafzölle verhängt, ist die Lage für die sehr stark exportorientierten deutschen Unternehmen noch viel schwieriger geworden. Denn die USA sind der wichtigste Markt.

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USA und EU einigen sich auf einen Kompromiss im Zollstreit. Keine neuen Strafzölle – aber Zugeständnisse. Maike Verlaat-Violand fasst die Eckpunkte des Deals zusammen.

28.07.2025 | 1:03 min

"Der sogenannte Zolldeal zwischen der EU und den USA ist für den deutschen und europäischen Maschinenbau weiterhin wertlos." So deutlich sagt das Bertram Kawlath, VDMA-Präsident und selbst Unternehmenslenker. Denn für seine Branche gelten nicht die vereinbarten 15 Prozent auf alles. Für Stahl und Aluminium werden zusätzlich 50 Prozent Zollaufschlag fällig.

VDMA warnt vor "Bürokratiemonster"

Auf immer mehr Produkte werden die höheren Stahlzölle angewendet. Im Dezember steht eine weitere Runde an, dann sollen nach Berechnungen des Verbandes 56 Prozent aller Maschinenbauprodukte betroffen sein. Das macht deutsche Wertarbeit nochmals teurer.

VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann sieht die Maschinenbauer vor einem weiteren Problem: "Die Stahl- und Aluminiumanteile sind in komplexen Maschinen gar nicht einfach zu berechnen. Da hat man ein Bürokratiemonster vor sich."

Für jede Schraube und jedes Blech muss nachgewiesen werden, wo es herkommt und wie viel das Rohmaterial wert ist. Bei Falschmeldungen, egal ob absichtlich oder unabsichtlich, droht ein Strafzoll von 200 Prozent. Kaum umsetzbar, für viele Unternehmen bedeutet das somit den Wegfall ihres wichtigsten Marktes.

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Die Lage der deutschen Wirtschaft bleibt angespannt - viele Unternehmen beklagen Auftragsrückgänge, müssen Stellen streichen. Der erhoffte Aufschwung bleibt bislang aus.

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VDMA fordert Nachverhandlungen bei Zöllen

Bei SK Laser ist das USA-Geschäft nicht von großer Bedeutung. Aber indirekt trifft es sie am Ende dann doch. Ihre Laser sind oft Teil einer größeren Produktionsstraße. Wenn diese in die USA gehen soll, werden eben die Zölle fällig. Das macht die Anlagen teurer, das wird zu weniger Bestellungen führen, das werden sie auch hier im Unternehmen spüren, ist sich Dina Reit sicher. "Das ist ein Riesenproblem. Wir müssen bald unsere Maschinen aus Sterling-Silber bauen. Vielleicht ist das dann günstiger." Galgenhumor hilft natürlich nicht weiter.

Der VDMA fordert Nachverhandlungen bei den Zöllen. Es bestehe auch die Gefahr, dass dieses falsche Spiel nach Belieben der US-Seite immer weitergetrieben werde - und am Ende auch den Amerikanern selbst schade. Die US-Wirtschaft ist auf Hightech-Maschinen aus Europa und Deutschland angewiesen, die jetzt für US-Firmen deutlich teurer sind. Thilo Brodtmann bringt es lapidar auf den Punkt. "Zölle bedeuten immer Mist."

Stefan Schlösser ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Hessen.

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