Insolvenzwelle in Deutschland:Zahl der Firmenpleiten auf Höchststand
Immer mehr Firmen können ihre Schulden nicht bezahlen. Laut Statistischem Bundesamt gingen im ersten Halbjahr 2025 rund 12 Prozent mehr Unternehmen pleite als im Vorjahreszeitraum.
Ein Schild mit der Aufschrift "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" steht vor einem Laden in der Münchener Innenstadt. (Symbolbild)
Quelle: Sven Simon2025 ist das dritte Rezessionsjahr für die deutsche Wirtschaft und es bleibt nicht ohne Folgen für die Unternehmen. Wenn diese ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, müssen sie einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen.
Diese Verfahren werden veröffentlicht und können eingesehen werden. Für Kunden, Geschäftspartner und Arbeitnehmer ist es wichtig zu wissen, welche Firmen aktuell in finanziellen Schwierigkeiten stecken - und das sind derzeit eine ganze Menge.
Trotz Krisen und Unsicherheit investieren viele Unternehmen weiter – mit Mut, Verantwortung und Blick auf die Zukunft. Was treibt sie an? Und: Wozu nutzen sie das Investitionskapital?
21.07.2025 | 6:53 minExperte sieht vier Gründe für Anstieg an Insolvenzen
Für das erste Halbjahr meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen insgesamt mehr als 12.000 beantragte Insolvenzen.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute weiter erklärte, werden die Forderungen der Gläubiger aus den im ersten Halbjahr gemeldeten Firmenpleiten auf rund 28,2 Milliarden Euro beziffert. Ralf Zirbes, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Düsseldorf, sagt gegenüber dem ZDF:
Es gibt vier Gründe für den deutschlandweiten Anstieg der Firmenpleiten. Das sind nachgelagerte Insolvenzen aus der Corona-Zeit. Ohne die staatliche Hilfe wären diese Unternehmen schon in den Jahren 2021, 2022 'umgefallen'.
Ralf Zirbes, Wirtschaftsauskunftei Düsseldorf
"Hinzu kommen hohe Energiekosten, die die Unternehmen stemmen müssen und ein Bündel an Bürokratie, was den Unternehmen das Leben schwer macht. Zu guter Letzt sehen wir im Gastronomiebereich, dass das Personal fehlt. Manch ein Restaurant hat inzwischen deshalb nicht mehr nur einen, sondern drei Feiertage in der Woche."
Beim Umstieg auf E-Autos hinken deutsche Hersteller hinterher – besonders im Vergleich zu China, sagt Valerie Haller aus Frankfurt. Die Krise sei "noch längst nicht überwunden".
09.09.2025 | 1:30 minKrise zeigt, ob Firmen solide aufgestellt sind
In der Krise gibt es eine Marktbereinigung, wie es bei den Volkswirten heißt. Nun zeigt sich, wer finanziell solide aufgestellt ist und den langen Atem hat, der Krise standzuhalten. Nach einigen Jahren Konjunkturjammer geht auch ein kleiner Seitenhieb in Richtung Politik.
"Politik hat sich auf die Wahrung und Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die gesamte Wirtschaft zu konzentrieren. Dazu gehören gute Bildungsinfrastruktur von der Kita bis zur Uni, eine leistungsfähige öffentliche Infrastruktur, so wenig wie möglich Bürokratie sowie ein nicht zu hohes Steuer- und Abgabenniveau. Da gibt es viel Nachholbedarf", sagt Steffen Müller vom IW Halle dem ZDF. Er fügt hinzu:
Wichtig ist aber: selbst bei idealen Rahmenbedingungen werden manche Firmen scheitern. Das gehört in einer Marktwirtschaft dazu.
Steffen Müller, IW Halle
Die deutsche Autoindustrie wankt: Jobabbau, sinkende Marktanteile und Konkurrenz aus China. Auf der IAA stellen die Hersteller, das Verbrenneraus infrage.
09.09.2025 | 1:54 minRezession trifft junge wie etablierte Unternehmen
In der Vergangenheit sind häufig junge Unternehmen der Insolvenz zum Opfer gefallen. Nun stehen bei der anhaltenden Konjunkturflaute auch etablierte Unternehmen vor der Aufgabe, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen.
"Wer sein Geschäftsmodell nicht frühzeitig anpasst und auch bereit ist, neue Wege zu gehen, sieht sich schneller als zuvor mit der Insolvenz konfrontiert. Tradition und Bekanntheit der Marke sind kein Garant mehr für wirtschaftliche Stabilität", sagt der Chef des Verbandes der Insolvenzverwalter, Christoph Niering.
Jüngstes Beispiel hierfür dürfte die Pleite des seit Jahrzehnten etablierten Premium-Modelabels Closed im August sein.
Das deutsche Gastgewerbe rechnet mit dem sechsten Verlustjahr in Folge. "Viele Restaurants und Gaststätten müssen kämpfen", so ZDF-Wirtschaftsexperte Neuhann. Dadurch erhöhten sich die Preise.
02.09.2025 | 1:46 minDie Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet über 22.000 Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr und damit mehr als 2024. Laut Destatis gab es im Juni insgesamt 1.957 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 18,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. DIHK-Chefanalyst Volker Treier sagt dazu:
Die Krise dauert an und kostet uns tagtäglich Arbeitsplätze, Wertschöpfung und unternehmerisches Potenzial.
Volker Treier, DIHK-Chefanalyst
Das Bundeskabinett hat einer Reihe von Steuerentlastungen zugestimmt. ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann erklärt, wer etwas von den Entlastungen hat.
10.09.2025 | 1:33 minDeutscher Arbeitsmarkt zeigt sich robust
Die Fachleute des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) blicken voraus. Sie erheben Frühindikatoren, die dem tatsächlichen Insolvenzgeschehen in der Regel zwei bis drei Monate vorauslaufen. Danach dürfte die Zahl der Firmenpleiten im September und womöglich auch im Oktober noch leicht ansteigen. Von Erholung also keine Spur. Dennoch zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt nach wie vor recht robust und unbeeindruckt.
"Die Höhe der Frühindikatoren lässt für den Herbst zwar viele Insolvenzen erwarten, deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften jedoch moderat bleiben", sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung.
DEKA-Chefvolkswirt Ulrich Kater begründet es damit, dass eher kleinere Unternehmen insolvent werden und sich die Mitarbeiterzahl in Grenzen hält, sich somit weniger stark auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt. Außerdem gäbe es durch den Strukturwandel viele Jobs, die an der einen Stelle verloren gingen, an anderer Stelle aber gebraucht und besetzt würden. Auch deshalb zeige sich der Arbeitsmarkt recht resistent.
Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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