IAA in München:Deutsche Autobauer wollen Aufholjagd starten
Die Automesse in München soll ein Technologie-Feuerwerk bieten. Der Druck auf deutsche Hersteller ist groß, denn die Konkurrenz aus dem Ausland kämpft um Marktanteile.
Auf der IAA in München präsentieren die deutschen Automobilhersteller neue Modelle und Innovationen. Ziel ist es, zur internationalen Konkurrenz aufzuschließen.
08.09.2025 | 1:36 minFuturistische Autos von bunten Lichtshows in Szene gesetzt, getragene Musik, bombastische Werbefilme - die IAA soll das größte Mobilitätsevent der Welt werden und präsentiert sich dementsprechend auf dem Messegelände in Bayerns Landeshauptstadt München. Diese Woche findet hier das Event zum dritten Mal statt.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie und Gastgeberin des Events, verspricht selbstbewusst ein "Feuerwerk der Investitionen und Innovationen". Sorgen um Deutschland als Standort mache man sich trotzdem: lähmende Bürokratie, teure Energie - die Rahmenbedingungen stimmen nicht, so Müller.
Die Lage für die deutsche Autoindustrie sei noch nie so drastisch gewesen, sagt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann. Bei der E-Mobilität seien deutsche Marken hinterher.
08.09.2025 | 8:17 minGroßer Konkurrenzkampf auf dem Automarkt
Sinnbildlich dafür, wie groß die Konkurrenz für deutsche Autohersteller geworden ist, ist die Gästeliste: über die Hälfte der Aussteller kommt dieses Jahr aus dem Ausland. Chinesische Hersteller haben im Vergleich zu 2021 ihre Präsenz um 40 Prozent gesteigert. Aber auch sie kämpfen um Absatzmärkte.
Eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) zeigt: Die Gewinne der weltweit größten Autohersteller sind im vergangenen Jahr deutlich gesunken. In wirtschaftlich schwachen Zeiten kaufen die Leute eben überall weniger Autos. Umso größer wird der Konkurrenzkampf.
Auto-Expertin Keim ist optimistisch, dass die deutsche Autoindustrie es aus der Krise schafft. Dafür brauche es eine gute Modellpalette und eine Anpassung an verschiedene Märkte.
08.09.2025 | 17:11 minDeutsche Hersteller holen langsam auf
Die deutschen Autobauer wollen sich dem stellen, machen sich bereit für die Aufholjagd. BMW-Chef Oliver Zipse etwa erinnert daran, dass er auf der IAA 2021 versprochen habe, eine neue Ära einzuleiten.
Dieses Versprechen löse er jetzt vier Jahre später mit dem neuen iX3 ein: das erste Modell der "Neuen Klasse", ein E-Auto mit 800 Kilometern Reichweite und eine Art Handy auf vier Rädern. Statt Tacho gibt es eine Projektionsleiste. Und ein "Superbrain", das Zentralgehirn des Autos, soll alle Prozesse steuern - noch nie waren Autos derart softwaregetrieben.
Der Strukturwandel macht vielen deutschen Autoherstellern schwer zu schaffen. ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller zu den Hintergründen.
08.09.2025 | 1:08 minGenau das erwarten die Kunden auch, vor allem in China. Deutsche Hersteller holen also auf. Sie seien aber trotzdem langsam, meint Albert Waas, Experte für Automobilwirtschaft bei der Boston Consulting Group. BMW ist stolz auf vier Jahre Entwicklungszeit - in China gehe das in zwei Jahren, so Waas.
Chinesische Hersteller günstiger und innovativer
Firmen aus China gehen mit großer Innovationskraft und -geschwindigkeit bei niedrigen Kosten in den Wettbewerb. Heimische Firmen hinken da hinterher, etwa weil sie im Moment noch abhängig von chinesischen Batterien sind. So kostet der BMW der "Neuen Klasse" knapp 70.000 Euro - nichts für eine große Masse von Kunden. Waas erklärt:
Die Fahrzeuge, die heute auf dem Markt sind, sind zu teuer und bieten zu wenig Performance.
Albert Waas, Experte für Automobilwirtschaft
Das spiegelt sich auch in den Zahlen der Neuzulassungen von E-Autos: Im August waren 19 Prozent der Neuwagen batteriegetrieben. Die Kunden kaufen noch nicht so viele E-Autos wie erwartet.
Die deutschen Autohersteller stecken tief in der Krise. In den letzten Jahren haben sie massive Gewinneinbrüche erlitten und Marktanteile verloren.
08.09.2025 | 0:59 minMarkt um E-Kleinwagen besonders umkämpft
Heiß umkämpft ist deshalb auch das Segment der elektrischen Kleinwagen. VW zum Beispiel präsentiert in München den ID.Polo für 25.000 Euro. Die Marke will getreu ihrem Namen dem Versprechen gerecht werden, Mobilität erschwinglich zu halten. Bei der chinesischen Konkurrenz BYD gibt es den kleinsten E-Pkw für 20.000 Euro. Oliver Blume, CEO von Volkswagen, gibt zu, dass der Preiskampf enorm ist:
Wir müssen weiter an unseren Kosten arbeiten, um in diese immensen Gegenwinde zu stemmen, die wir über Jahrzehnte nicht gesehen haben.
Oliver Blume, Vorstandschef von Volkswagen
Elektroautos sind deutlich günstiger geworden – der Preisabstand zu Verbrennern schrumpft. Was bedeutet das für den Markt? ZDF-Börsenexpertin Stephanie Barrett berichtet.
08.08.2025 | 1:04 minBeatrix Keim, Direktorin des Center Automotive Research (CAR), ist optimistisch, dass Deutschland das Rennen für sich gewinnen kann:
Technologisch sehe ich da keinen großen Abstand.
Beatrix Keim, Direktorin des Center Automotive Research
Den chinesischen Marken fehle es "teilweise an Bekanntheit, Image und letztendlich Kundenvertrauen". Da könne ein günstigerer Preis nicht unbedingt helfen.
Die deutschen Hersteller jedenfalls kämpfen mit Milliardeninvestitionen darum, verlorene Kundinnen und Kunden und Marktanteile zurückzuerobern - auf der Automesse in München ist man verhalten optimistisch.
Caroline Drees ist Reporterin im ZDF-Landesstudio München.
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