Klingbeil und Söder:Schwarz-Rot ringt um Strategie für Autoindustrie
CSU-Chef Söder will das EU-Verbrennerverbot kippen. SPD-Chef Klingbeil fordert dagegen eine bessere Förderung für E-Autos. Die Branche sieht sich an einem Scheidepunkt.
Markus Söder und Lars Klingbeil (r.) setzen bei der Unterstützung der Autobranche unterschiedliche Schwerpunkte (Archivfoto).
Quelle: dpaVor dem Start der Internationalen Automobil-Ausstellung hat CSU-Chef Markus Söder eine massive Unterstützung für die deutsche Autoindustrie angekündigt.
In einem 10-Punkte-Plan mit dem Titel "Ja zum Auto, Ja zum Autoland Deutschland", forderte der bayerische Ministerpräsident, das EU-weite Verbot von Pkw mit Verbrennungsmotoren ab 2035 zu kippen, wie "Bild am Sonntag" berichtete. SPD-Chef und Finanzminister Lars Klingbeil macht sich derweil für eine bessere E-Auto-Förderung stark.
Deutschlands Konjunktur schwächelt weiter: US-Zölle belasten vor allem die Autoindustrie. Experten rechnen erst 2026 mit Aufschwung – dank staatlicher Investitionen.
30.07.2025 | 1:55 minSöder: EU-Verbrennerverbot gefährdet Arbeitsplätze
Söder sagte "Bild am Sonntag": "Der Verbrenner hat mit E-Fuels und neuen Technologien Zukunft." Das EU-Verbrennerverbot 2035 gefährde Hunderttausende Arbeitsplätze.
Es ist das Herz unserer Volkswirtschaft - ohne Auto droht ein Kollaps.
Markus Söder, CSU-Chef
Laut Söder erlebe Deutschland eine gefährliche Mischung aus Folgen von US-Zöllen, bürokratischen Einschränkungen durch die EU, Überregulierung und technologischer Einseitigkeit. Die Autoindustrie werde geschwächt, während andere Länder aufholten oder schon davonziehen würden. "Deshalb braucht Deutschland jetzt eine klare Autostrategie - ohne Ideologie, sondern mit Vernunft, Zukunftsorientierung und technischem Realismus", so der CSU-Chef.
VW-Chef und Klingbeil grenzen sich von Söder-Plan ab
VW-Chef Oliver Blume sagte der "Bild am Sonntag": "Wir begrüßen, dass die Bundesregierung zu einem Automobilgipfel einladen wird." Dieser soll im Oktober stattfinden. Blume sagte weiter, man stelle sich bei Antrieben flexibel auf, gleichzeitig gehöre der E-Mobilität die Zukunft.
Elektroautos sind deutlich günstiger geworden – der Preisabstand zu Verbrennern schrumpft. Was bedeutet das für den Markt? ZDF-Börsenexpertin Stephanie Barrett berichtet.
08.08.2025 | 1:04 minAuch Lars Klingbeil grenzte sich von Söder ab - ohne konkret auf dessen Forderungen einzugehen. Der Vizekanzler und Finanzminister sprach sich für eine Prüfung weiterer staatlicher Förderungen für Elektroautos aus. "Klar ist, die Zukunft der Automobilbranche ist elektrisch", erklärte er am Sonntag vor einer SPD-Parteiklausur. Es gehe darum zu definieren, was für einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur getan werden könne. Im Koalitionsvertrag seien bereits finanzielle Kaufanreize beschlossen worden.
Da werden wir jetzt genau prüfen, bis zum Gipfel, was wir noch weiter tun können, um die Automobilbranche zu stärken und damit auch die Beschäftigung zu sichern.
Lars Klingbeil, SPD-Chef
Klingbeil begründete seine Position wie Söder mit der Sorge um Arbeitsplätze in der Branche. "Wir sehen ähnlich wie in der Stahlbranche, dass auch in der Automobilbranche Tausende Arbeitsplätze bedroht sind", sagte er. Es stelle sich die Frage, was nun passieren müsse, damit die Beschäftigten der Branche eine Perspektive hätten.
Mercedes-Chef Ola Källenius erklärte: "Wir stehen an einem Punkt, der über die Zukunft unserer Industrie und ihrer Arbeitsplätze entscheidet - und damit über die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland und Europa."
Das Europäische Parlament hat entschieden, dass Autobauer in der EU mehr Zeit für die Einhaltung der sogenannten Flotten-Grenzwerte beim CO2-Ausstoß bekommen sollen.
08.05.2025 | 1:36 minSöder will CO2-Einsparziele reduzieren
Söder nannte in seinem 10-Punkte-Plan noch weitere Ziele:
- die Reduzierung der CO2-Einsparziele
- einen Ausbau der Ladeinfrastruktur
- die Stärkung der Zuliefer-Industrie
- die Entwicklung des autonomen Fahrens
- die Reduzierung der Kosten für den Führerschein
Um der schwächelnden Autoindustrie in Deutschland aus der Konjunkturflaute zu helfen, hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Mittwoch einen Zukunftsdialog angekündigt. Er betonte, dass nicht nur die großen Konzerne, sondern auch Zuliefererindustrie, mehrere Bundesländer und Gewerkschaften eingeladen würden.
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