E-Auto-Rabatte: CO2-Vorgaben bringen Autobranche in Zugzwang
Rabatte bei E-Autos:CO2-Vorgaben bringen Autobranche in Zugzwang
von Frank Bethmann
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Die Autoindustrie steht unter großem Druck: Die Hersteller müssen ihren CO2-Flottenausstoß reduzieren. Daher müssen sie mehr E-Autos verkaufen. Das geht jedoch nur über den Preis.
E-Autos, die zum Verkauf stehen.
Quelle: AFP
Aktuellen Preisbeobachtungen zufolge dreht sich der Markt für E-Fahrzeuge gerade. "Mit dem April ist die Hemmschwelle für höhere Rabatte bei Elektroautos gefallen", sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Sein Center Automotive Research (CAR) in Bochum beobachtet allmonatlich die Preisentwicklung der 20 jeweils meist verkauften Verbrenner- und E-Modelle. Den größten Anstieg bei den Nachlässen gab es bei Opel.
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Der elektrische Opel Mokka wurde demnach im April mit einem Rabatt von 29,5 Prozent auf den Listenpreis angeboten. Auch der elektrische Opel Corsa sowie E-Fahrzeuge von BMW, wie der iX1, der i4 oder der i5 wurden mit ähnlich hohen Nachlässen offeriert.
Einhalten der CO2-Obergrenzen über Stromer-Absatz
Der wichtigste Grund: Die CO2-Vorgaben der EU. Fast alle Autobauer in Europa reißen derzeit die erlaubten Obergrenzen. Um den Flottenverbrauch des schädlichen CO2 zu drücken, müssen die Hersteller deutlich mehr emissionsfreie E-Autos verkaufen.
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ZDFheute Infografik
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Dafür haben sie zuletzt von Brüssel zwar etwas mehr Zeit bekommen, doch um die Emissionsziele letztendlich einzuhalten, müssten die meisten Autobauer auf wenigstens 20 Prozent Elektroanteil kommen. 2024 besaßen jedoch gerade einmal 13,6 Prozent aller Fahrzeuge, die in der EU neu zugelassen wurden, einen E-Antrieb. Deutlich zu wenig.
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Daran ändert auch nichts, dass europaweit die Nachfrage nach Elektroautos zuletzt anzog. Der Druck sei groß, heißt es in der Branche. Entsprechend wird gegengelenkt, mit mehr oder weniger großen Preisnachlässen für E-Autos.
Opel orientiert Händler-Vergütung an E-Auto-Verkauf
Dass Opel zu den Anbietern mit den höchsten Rabatten zählt, hat mit dem Kurswechsel des Mutterkonzerns Stellantis zu tun. Dem Finanzmagazin "Capital" sagte Europachef Jean-Philippe Imparato jüngst, man habe die Vergütung der Händler nach den Elektrozielen ausgerichtet.
Wer E-Autos verkauft, wird reich.
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Jean-Philippe Imparato, Europachef Stellantis
Heißt übersetzt: Nur Verkäufer, die genügend E-Modelle an die Kunden bringen, kommen in den Genuss aller Boni. Zum Jahreswechsel waren gerade mal zwölf Prozent der Bestellungen bei Stellantis E-Fahrzeuge.
Absatzeinbruch, Streiks, drohende Werkschließungen: In Deutschland fürchten Beschäftigte in der Autobranche zunehmend um ihre Jobs.01.05.2025 | 53:38 min
Verbrenner werden teurer, Stromer billiger
Beim VW-Konzern sehen die Zahlen nicht besser aus. Inzwischen arbeiten auch die Wolfsburger mit deutlichen Preisnachlässen für ihre E-Modelle. Zudem kündigte VW eine Preiserhöhung für Verbrenner an.
Eine Maßnahme, nicht zuletzt, um den Kauf von E-Autos attraktiver zu machen, und die sich deckt mit der Marktanalyse des CAR-Instituts. Demnach nähern sich die Neuwagenpreise von Verbrennern und Elektrofahrzeugen weiter an.
Das Angebot an günstigen Kleinwagen schrumpft zunehmend – gleichzeitig werden die Preise immer höher. Woran das liegt und was es für Kunden bedeutet.25.04.2025 | 2:14 min
Im April habe der Unterschied beim Transaktionspreis im Schnitt 4.225 Euro betragen. Das sei den Angaben zufolge der niedrigste Wert seit der Einstellung der staatlichen Umweltprämie für E-Autos Anfang 2024. Der Transaktionspreis ist der Preis, den letztendlich der Neuwagenkäufer für sein Fahrzeug bezahlt, definiert als Listenpreis abzüglich Rabatt.
Branche hofft auf staatliche Kaufanreize
Branchenkenner sind sich allerdings einig: Rabatte wie zuletzt können sich die Hersteller auf Dauer nicht leisten, weil sie damit an den verkauften Elektrofahrzeugen nichts mehr verdienen würden.
Deshalb ist die Hoffnung groß, dass die gerade erst ins Amt gewählte neue Bundesregierung neue Anreize setzt. Niedrigere Ladestrompreise oder attraktive, steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Elektroautos stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste der Autolobbyisten.
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von Dennis Berger
mit Video
Autoexperte: E-Auto-Preisschlacht hat erst begonnen
Autoexperte Dudenhöffer glaubt hingegen, dass die Preisschlacht bei den E-Autos erst begonnen hat:
Wir gehen davon aus, dass die Rabatte für Elektroautos auch in den nächsten Monaten noch steigen werden.
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Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
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Denn selbst wenn die Autobauer mit den verkauften Stromern weniger bis gar kein Geld mehr verdienen: Alle Hersteller seien darauf angewiesen, hohe Stückzahlen zu verkaufen, heißt es in der Branche.
Zum einen, da sonst die Werke nicht ausgelastet sind, zum anderen, weil spätestens 2027 empfindliche Strafzahlungen drohen. Dann nämlich bittet Brüssel die Hersteller zur Kasse, deren durchschnittlicher Flottenverbrauch noch immer über dem CO2-Grenzwert liegt.
Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
Wissenschaftler und Umweltverbände warnen vor den Folgen der Flexibilisierung der CO2-Grenzwerte für PKW. Sie bedeutet ihnen zufolge mehr CO2-Emissionen durch den Verkehrssektor.