Ladeinfrastruktur für E-Autos:Viele neue Ladepunkte - Trotzdem bleiben Lücken
von Dennis Berger
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Deutschland hat viele neue Ladepunkte für E-Autos gebaut. Doch in Städten und auf dem Land zeigt sich: Verfügbarkeit ist nicht gleich Verlässlichkeit. Wo es Schwachstellen gibt.
Über 160.000 öffentlich zugängliche Ladesäulen gibt es mittlerweile in Deutschland.
Quelle: dpa
Elektroautos legen in Deutschland kräftig zu. Anfang 2025 rollten bereits rund 1,65 Millionen batterieelektrische Pkw über deutsche Straßen - ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Kraftfahrt Bundesamt mitteilte.
Doch wie gut kommt die Ladeinfrastruktur hinterher? Laut Bundesnetzagentur stehen inzwischen etwa 161.700 öffentlich zugängliche Ladepunkte bereit, davon rund 36.300 Schnelllader mit Gleichstrom. Klingt viel - doch was bedeutet das für die Menschen, die täglich auf eine freie Ladesäule angewiesen sind?
Ein Netz mit Lücken - vor allem auf dem Land
Rechnerisch kommen zehn E-Autos auf einen Ladepunkt. 2023 waren es noch zwölf. Der Ausbau macht also Tempo. Doch der Blick in die Fläche zeigt: In mehr als einem Drittel der Gemeinden fehlt laut dem Verband Deutscher Automobilhersteller (VDA) weiterhin jede öffentliche Lademöglichkeit.
Gerade auf dem Land sind Schnelllader rar - und das obwohl auch dort immer mehr Menschen auf Elektromobilität umsteigen. Zwar können viele ländliche E-Autofahrer Zuhause laden, doch für Mieter ohne private Wallbox bleibt die öffentliche Infrastruktur entscheidend. Und Reisende sind umso mehr auf öffentliche Lademöglichkeiten angewiesen.
Im zweiten Halbjahr 2024 waren nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Deutschland im Schnitt nur rund 17 Prozent öffentlich zugänglicher Ladepunkte zeitgleich belegt. 83 Prozent der Ladesäulen seien also frei. Bedeutet das ein Überangebot? Nein, sagen Experten. Betreiber und Behörden planen bewusst mit Reserve - denn niemand will an einem heißen Reisesamstag in einer Ladeschlange stehen.
Außerdem variiert die Auslastung stark: Während in ländlichen Regionen oft gähnende Leere herrscht, kämpfen Fahrer in Stadtvierteln mit Laternenparkern abends um jeden freien Platz. Pendler in Großstädten wie Stuttgart etwa berichten, dass sie werktags abends oft vergeblich eine freie Säule in Wohnnähe suchen.
Ladesäulen: Städte experimentieren - mit Gebühren und Zeitlimits
Städte bieten mehr Ladepunkte - aber auch mehr Konkurrenz. In urbanen Vierteln setzen Kommunen daher inzwischen auf kreative Lösungen: Blockiergebühren nach Ladeende, smarte Ladezeitbegrenzungen oder Lade-Hubs in Parkhäusern sollen die Verfügbarkeit erhöhen.
Die Nachfrage wächst - vor allem unter Mieterinnen und Mietern ohne eigene Wallbox. Gleichzeitig stoßen Schnelllader an Supermärkten oder Tankstellen an ihre Grenzen, wenn dort dauerhaft E-Autos stehen, obwohl der Akku längst voll ist.
Was sagen die Nutzerinnen und Nutzer?
Überraschend viele E-Autofahrerinnen und -fahrer zeigen sich zufrieden: In einer ACE-Umfrage gaben 81 Prozent an, mit der Schnelllade-Infrastruktur zufrieden zu sein. 80 Prozent laden demnach ohne Wartezeit.
Doch es gibt auch Ärgernisse: Defekte Säulen, zugeparkte Ladeplätze und verwirrende Bezahlsysteme sorgen für Frust. Besonders beim Preis merken Nutzer einen Unterschied: Während eine Kilowattstunde an der heimischen Wallbox 30 bis 35 Cent kostet, verlangen öffentliche Schnelllader oft 60 bis 80 Cent - je nach Anbieter.
Das öffentliche Ladenetz funktioniert - aber noch nicht überall gleich gut. Der Ausbau ist beachtlich, die Auslastung im Schnitt niedrig, was auf Reserven hindeutet. Die meisten Nutzer finden heute eine freie Säule - das ist eine gute Nachricht. Aber: Wer morgen Millionen zusätzlicher E-Autos laden will, muss schon heute weiterdenken.
Quelle: dpa
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