US-Zölle: Warum Krone-Maschinen plötzlich unbezahlbar sind

US-Preise für deutsche Produkte:Trumps Zölle: So teuer wird eine Erntemaschine

von Peter Böhmer
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Trumps Zölle setzen deutschen Maschinenbauern zu. Hersteller wie Krone fürchten Absatzeinbrüche. Warum ihre Produkte in den USA besonders teuer werden - ein Beispiel.

Mähdrescher vom Typ "Big X"

15 Prozent Zölle auf die meisten EU-Produkte sowie 50 Prozent Sonderzölle für Stahl- und Aluminium - all das verbunden mit mehr Bürokratie. Der VDMA warnt: Ohne Einigung steht das US-Geschäft vieler Unternehmen in Deutschland vor dem Aus.

08.09.2025 | 2:01 min

Big X trägt seinen Namen zu Recht. Big X ist ein Maishäcksler, eine vier Meter hohe tonnenschwere Erntemaschine. Und Big X hat nun ein Problem: die amerikanischen Zölle.

Die Maschine kostet derzeit 500.000 Euro. Wenn nun aber die US-Zölle greifen, wird’s richtig teuer: "Der US-Kunde müsste quasi über Nacht 750.000 Euro zahlen", sagt Firmenchef Bernard Krone. "Das ist natürlich eine Dimension, da wird sich der US-Kunde wahrscheinlich zweimal überlegen, ob er in den nächsten Jahren einen neuen Häcksler kauft."

Baden-Württemberg, Bietigheim-Bissingen: Ein Arbeiter des Maschinenbauers Dürr montiert am Stammsitz einen Roboterarm für eine Lackieranlage für Fahrzeuge.

Die Branche klagt unter anderem über zu viele Regulierungen und Unsicherheiten mit der US-Zollpolitik. Beim Branchengipfel in Berlin versprach Bundeskanzler Merz Abhilfe.

16.09.2025 | 1:22 min

US-Zölle für Stahl und Aluminium belasten Maschinenbauer Krone

Krone produziert Landmaschinen, hat weltweit 10.000 Mitarbeiter, Hauptsitz ist in Spelle an der Grenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Deutsche Wertarbeit: Erntemaschinen vor allem - wie der Häcksler, Heuballenpressen, Mähwerke.

Das Problem für Krone und den gesamten Maschinenbau in der EU sind die Zölle auf Stahl und Aluminium. Diese Zölle liegen bei 50 Prozent und damit viel höher als die von der EU mit den USA vereinbarten generellen 15 Prozent.

 USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern nach der Unterzeichnung von Durchführungsverordnungen im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.

Ein US-Gericht hat die meisten von Präsident Trump verhängten Zölle für illegal erklärt – Zölle seien eine Kernkompetenz des Kongresses. Die Regierung will das Urteil anfechten.Ein US-Gericht hat die meisten von Präsident Trump verhängten Zölle für illegal erklärt – Zölle seien eine Kernkompetenz des Kongresses. Die Regierung will das Urteil anfechten.

30.08.2025 | 1:59 min

Darum der exorbitant gestiegene Preis für Big X. Das kaum lösbare Problem: Maschinen bestehen nun mal vor allem aus Stahl und Aluminium. Eine Firma wie Krone muss nun für jedes ihrer Produkte ausrechnen, wie hoch deren Anteil pro Produkt ist und darauf dann die hohen Zölle zahlen. "Eine Katastrophe", sagt Oliver Richtberg vom Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA).

Wir haben Probleme im Chinageschäft, und jetzt viele Probleme im US-Geschäft - das ist unser wichtigster Auslandsmarkt hinter der EU.

Oliver Richtberg, VDMA

Geschäft mit Ersatzteilen: VDMA sieht Todesurteil durch Trumps Zölle

40 Prozent der Maschinenbauprodukte in die USA fallen unter die höheren 50 Prozent-Zölle, sagt der VDMA. Bei den Ersatzteilen setzt sich die Zollkette fort: "So ein Mähdrescher geht ja auch mal kaputt", sagt Richtberg. "Das heißt, das Ersatzteilgeschäft wäre für unsere Mitglieder tot, denn niemand kauft eine Maschine, wenn er nicht weiß, ob er das Ersatzteil zu vernünftigen Preisen bekommt."

Grüner Stahl Saarland

Der Stahlproduzent Dillinger Hütte im Saarland will ab 2027 grünen Stahl mit Wasserstoff und Elektroöfen produzieren. Damit sollen Arbeitsplätze gesichert werden. Das macht Hoffnung für die Region.

23.08.2025 | 3:27 min

In den USA mit eigenen Werken zu investieren, um die Zölle zu verhindern, sei illusorisch: "90 Prozent unserer Mitglieder haben weniger als 250 Mitarbeiter, für die ist es unmöglich, in anderen Ländern Fabriken aufzubauen, das lohnt sich wirtschaftlich nicht."

Extrem aufwendige Bürokratie für Zoll-Nachweise

Der VDMA fordert Nachverhandlungen. "Maschinenbauprodukte müssen ausgenommen werden", sagt Richtberg, "denn unsere Produkte werden in den USA dazu genutzt, um zu produzieren. Wir helfen also der Reindustrialisierung in den USA."

Auf die Unternehmen wartet nun ein riesiger bürokratischer Aufwand, und da machen die Stahlberechnungen nur einen Teil aus. Sie müssen nämlich auch nachweisen, woher Stahl und Aluminium in ihren Produkten stammen. Kommen die etwa aus China oder Russland, kann der Zoll noch viel höher sein als 50 Prozent.

Das Problem: Große Landmaschinen bestehen aus bis zu 20.000 Einzelteilen, welcher Stahl für jede kleine Schraube verwandt wurde, muss nachgewiesen werden - eine weltweite bürokratische Sisyphusarbeit.

In den nächsten Wochen werden alle unsere 25 Mitarbeiter in der Zollabteilung damit beschäftigt sein, diese Nachweise zu erbringen.

Bernard Krone, Unternehmer

Rückgang der Maschinenbauindustrie

Die deutschen Maschinenbauer erwarten für 2025 den dritten Rückgang der Jahresproduktion in Folge. Laut dem Verband VDMA sei der Grund die unsichere Lage auf dem Weltmarkt.

10.12.2024 | 1:33 min

Krone schickt 100 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Das Unternehmen von Bernard Krone hat auf die Situation schon reagiert: Weil die Absatzperspektiven in den USA unsicher sind, haben sie eine Fließbandstraße komplett stillgelegt - 100 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, und es könnten noch mehr werden.

Kann sein, dass wir derzeit Maschinen irgendwo auf dem Ozean im Containerschiff haben, deren Preis dann bei der Ankunft viel höher liegt.

Bernard Krone, Unternehmer

Und die Mitarbeiter? Die meisten wollen sich nicht äußern, einer sagt: "Lebensmittel werden immer gebraucht, Agrarwirtschaft wird es immer geben. Von daher…ich glaube, es wird immer laufen." Fragt sich nur, zu welchen Preisen. 120 Jahre gibt es Krone, das Unternehmen wird nun in vierter Generation geführt. "Qualität sichert Zukunft", steht auf Schildern in den Werkshallen. Aber was ist, wenn Qualität zu teuer wird?

Peter Böhmer berichtet aus dem ZDF-Studio in Nordrhein-Westfalen.

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:Kann die EU die Stahlindustrie noch retten?

Die Stahlindustrie kämpft ums Überleben. Die EU versucht, die Branche zu stärken und sie vor der Konkurrenz aus Übersee zu schützen. Es geht dabei um Zukunft - und um Nostalgie.
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