Hitze: Warum Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind

Struktureller Gesundheitsschutz:Hitze: Warum Kinder besonders gefährdet sind

von Kai Remen
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Junge Menschen sind besonders von Hitze betroffen. Das liegt an der Biologie und erfordert besondere Maßnahmen - nicht nur zuhause, sondern auch im Kindergarten und in der Schule.

Aufgerissen und ausgetrocknet ist eine Sandbank an der Niedrigwasser führenden Donau.
Mehre Tage in Folge mit Temperaturen über 30 Grad Celsius, tropische Nächte - Hitzewellen wie Anfang Juli dürften häufiger werden. Wie sollte sich Deutschland vorbereiten?02.07.2025 | 2:42 min
Die Sommer in Deutschland werden heiß. Das ist keine Wettervorhersage für die kommenden Wochen, sondern beim Blick auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte wissenschaftlicher Konsens. Der Klimawandel wird die Intensität und Häufigkeit von langanhaltenden heißen Tagen verstärken, sind sich Experten sicher.
Bei der jüngsten Hitzewelle Ende Juni bis Anfang Juli sind in zwölf europäischen Großstädten rund 2.300 Menschen gestorben. Längst geht es deshalb nicht mehr nur um kurzfristigen Hitzeschutz, sondern auch um Prävention und Anpassung. Besonders betrifft das den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Denn sie sind (neben alten Personen) im besonderen Maße durch hohe Temperaturen gefährdet.
Symbolbild Hitze
Laut EU-Klimadienst war der vergangene Juni in Westeuropa der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Klimawandel lässt Hitzewellen deutlich heißer ausfallen.09.07.2025 | 0:30 min

Kinderkörper reagiert anders auf Hitze

Der Grund dafür findet sich in der Biologie, erklärt die Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, Tanja Brunnert. Gerade kleinere Kinder können weniger gut schwitzen und dementsprechend findet der Temperaturaustausch schlechter statt.

Wenn Kinder der Hitze ausgesetzt werden, dann trocknen sie einfach schneller aus.

Tanja Brunnert, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen

Strand
In Deutschland steigen die Temperaturen bis zu 40 Grad. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor extremer Hitze, besonders im Süden und Südwesten. Vorsicht ist geboten.01.07.2025 | 3:00 min
Zudem mache das Verhältnis zwischen kleinem Körpervolumen und großer Hautoberfläche sie anfälliger. Da die Haut noch dünn und empfindlich ist, erfährt sie bis zum 18. Lebensjahr rund 80 Prozent der gesamten UV-Lebensbelastung, so das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Deshalb erhöhen Sonnenbrände insbesondere in Kindheit und früher Jugend deutlich das Risiko für die spätere Entwicklung verschiedener Hautkrebsarten.

Hitzebelastung kann bei Kindern verschiedene Beschwerden und Erkrankungen auslösen:
  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
  • Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen
  • Hitzekrämpfe (schmerzhafte Muskelkrämpfe)
  • Hitzschlag - ein medizinischer Notfall
  • Verschlechterung einiger chronischer Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Asthma

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen

Sonnenschutz und Flüssigkeit helfen nur kurzfristig

Kurzfristig helfen die klassischen Hitzemaßnahmen, sagt die Kinderärztin Tanja Brunnert: ausreichend trinken, Schatten suchen, Sonnencreme, leichte Kleidung aus Naturfasern, gut durchlüftete Räume - Hitzevermeidung. Das sei aber nur für den kurzfristigen Schutz.
Mittel- und langfristig seien es gesellschaftliche und strukturelle Fragen, so die Expertin. Diese würden sich nur teils von den Anpassungen für Erwachsene unterscheiden.

Den Klimawandel aufhalten, das werden wir nicht mehr. Wir müssen aber einfach gucken, dass wir die Erderweärmung so gut es noch geht weiter verhindern.

Tanja Brunnert, Kinderärztin

ZDF-Reporter Kai Wittvrouwen berichtet aus Mannheim
In stark versiegelten Städten belastet Hitze die Bevölkerung zusätzlich. Dazu gehört auch Mannheim - wie sich die Stadt auf hohe Temperaturen vorbereitet, berichtet Kai Witvrouwen.02.07.2025 | 0:50 min

Eltern und Erzieher müssen besser aufklären

Kinder seien auch deshalb besonders gefährdet, weil sie die Gefahren dauerhaft hoher Temperaturen schlechter abschätzen könnten, erklärt Brunnert. Sie hätten weniger Gefühl dafür, wann es sinnvoll sei, "sich ein bisschen zurückzunehmen". Deshalb müssten die Schutzbefohlenen gut aufgeklärt sein. Dies betreffe nicht nur die Eltern:

Da geht es auch um eine Aufklärung der Erziehenden, denn einen großen Teil des Tages verbringen diese Kinder unter deren Aufsicht in den Kindertagesstätten.

Tanja Brunnert, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen

Ältere Kinder würden gut die Gefahren verstehen, wenn sie entsprechend aufgeklärt seien, so die Ärztin.

Nachrichten | Wissen
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Globus als Vorschaubild für die 3D-Story "Wie der Klimawandel die Erde verändert"

Früherer Schulstart für besseren Hitzeschutz?

Im Umgang aller Menschen mit Hitzeextremen gibt es aktuell auch Überlegungen, Arbeits- und Pausenzeiten anzupassen. Das sei bei Kindern gerade im Bereich der Schulbildung aber deutlich schwieriger, meint die Expertin. Zwar sei ein früherer Start des Schultages aus Sicht des Hitzeschutzes sinnvoll, gleichzeitig seien Kinder und Jugendliche zu diesen Uhrzeiten weniger leistungsfähig. Solche Anpassungen müssten gesamtpolitisch angegangen werden und müssten auch dem Alltag der Familien, auch mit Blick auf die Arbeitszeiten der Eltern, angepasst werden.

Ich plädiere eher dafür, dass die Schulen so ausgestattet sind, dass auch bei Hitze ein Schulalltag gut verbracht werden kann.

Tanja Brunnert, Kinderärztin

Kai Remen ist Reporter im ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz.
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