Über die Hälfte der Proben belastet:Öko-Test: Antibiotikaresistente Keime in Hähnchenbrustfilet
von Florence-Anne Kälble
Öko-Test hat 23 Hähnchenbrustfilets verschiedener Anbieter im Labor getestet. In einigen fanden sich antibiotikaresistente Keime. Wie sicher ist der Verzehr von Geflügelfleisch?
14 von 23 Hähnchenbrustfilets sind mit antibiotikaresistenten Keimen belastet - so das Ergebnis eines aktuellen Tests von Öko-Test. Was das für Verbraucher bedeutet.
29.12.2025 | 1:12 minHähnchenfleisch erfreut sich großer Beliebtheit, da es als fettarm gilt, einen milden Geschmack besitzt und sich vielseitig zubereiten lässt. Doch wie steht es um die Keimbelastung? Das wollte Öko-Test herausfinden und hat für die Januar-Ausgabe 23 Hähnchenbrustfilet-Marken auf antibiotikaresistente Keime testen lassen. Zwölf der geprüften Produkte stammten von Tieren aus ökologischer Haltung, der Rest von Tieren aus konventioneller Haltung.
Die Tester vermuteten bereits, dass sie auf antibiotikaresistente Keime stoßen würden - dennoch überraschte das Ergebnis: In mehr als der Hälfte der Proben - konkret in 14 von 23 - wurde das Labor fündig. "Bei den massiven Problemen, vor die uns Antibiotikaresistenzen stellen, ist es nur ein schwacher Trost, dass die resistenten Keime beim Durchbraten abgetötet werden", konstatierte Öko-Test-Lebensmittelchemikerin Jil Eichhorn.
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27.11.2025 | 0:35 minResistente Keime auch in Bio-Produkten verbreitet
Obwohl in Bio-Betrieben deutlich strengere Regeln für den Einsatz von Antibiotika gelten, zeigten die Laborbefunde, wie weit resistente Keime verbreitet sind - unabhängig von Haltungsform und Antibiotikaverwendung.
Die Tester entdeckten in jeweils sieben Bio-Produkten und sieben Produkten konventioneller Haltung antibiotikaresistente Keime, die sie als bedenklich bewerteten. Betroffen waren unter anderem das hochpreisige Freiländer Bio-Hähnchenbrustfilet für 35,90 Euro pro 1.000 Gramm und das Gut Langenhof Hähnchen-Brustfilet-Teilstück - für 8,32 Euro pro 1.000 Gramm das günstigste Produkt im Test.
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27.05.2025 | 9:54 minEiner der betroffenen Lieferanten erklärte auf Nachfrage von Öko-Test, dass es im Bio-Mastbetrieb, aus dem die analysierte Charge stammte, nachweislich keinen Antibiotikaeinsatz gegeben habe. Andere teilten mit, dass die bei Tieren häufig vorhandenen Keime - auch resistente Keime - beim Schlachtprozess auf das Fleisch übertragen werden können.
Vier Tipps zum Umgang mit rohem Geflügel
Keime vermehren sich bei Wärme schnell. Daher sollten Hähnchenbrustfilets möglichst kühl transportiert, in der kältesten Zone des Kühlschranks aufbewahrt und schnell verzehrt werden.
Keime können sich durch Spritzwasser in der Küche verbreiten. Deshalb sollte Hähnchenfleisch vor der Verarbeitung nicht abgewaschen, sondern höchstens trocken abgetupft werden. Das verwendete Küchenpapier und das Saugvlies gehören in den Restmüll, die leere Kunststoffverpackung in den Gelben Sack.
Rohes Geflügelfleisch sollte nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt kommen. Es werden daher separate Schneidebretter und Messer empfohlen. Die gebrauchten Utensilien sowie die Hände sollten anschließend heiß mit Spülmittel beziehungsweise Seife abgespült werden.
Bedenkliche Keime sterben bei Hitze ab. Hähnchenbrustfilets müssen daher immer vollständig durchgegart werden. Das bedeutet: Im Inneren des Fleisches sollte die Temperatur mindestens zwei Minuten lang über 70 Grad Celsius liegen. Im Zweifel ein Fleischthermometer verwenden.
Die Gefahr antibiotikaresistenter Keime auf Hähnchenfleisch
Im Labor wurden in neun Produkten sogenannte ESBL- und/oder AmpC-bildende Bakterien nachgewiesen - darunter auch Escherichia coli (E. coli). Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) können sie über verschiedene Wege in Mastbetriebe gelangen, etwa durch Küken aus der Brüterei, Nagetiere, Arbeitsgeräte oder Menschen.
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15.04.2025 | 1:57 minDiese Bakterien produzieren spezielle Enzyme, die bestimmte Antibiotikagruppen wie Penicilline und moderne Breitbandantibiotika (Cephalosporine) unwirksam machen. Das bedeutet: Viele gängige Antibiotika wirken bei Infektionen mit solchen Keimen nicht mehr, was die Behandlung von Krankheiten deutlich erschwert.
ESBL- und AmpC-bildende Bakterien sind in Kliniken gefürchtet. Manche können sogar gegen sogenannte Reserveantibiotika resistent sein - also Medikamente, die in der Humanmedizin als letztes Mittel eingesetzt werden, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken, mahnt Öko-Test.
Das Labor entdeckte außerdem in fünf Bio-Hähnchenfilets und drei Proben aus konventioneller Haltung MRSA - den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium, auch als Krankenhauskeim bekannt, kann beim Menschen Wund- und Harnwegsinfektionen sowie Entzündungen der Atemwege verursachen. Es ist resistent gegen eine bestimmte Gruppe von Antibiotika, die sogenannten Beta-Laktam-Antibiotika. Dazu zählen unter anderem Penicilline, Cephalosporine, Monobactame und Carbapeneme.
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21.08.2025 | 7:10 minHandlungsbedarf trotz geringer Infektionsgefahr
Eine Infektion mit MRSA über den Verzehr von Fleisch oder den Umgang mit kontaminierten Lebensmitteln sei laut dem Zoonosen-Monitoring des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) unwahrscheinlich. Der Keimgehalt gilt als gering und wird ebenso wie ESBL- und AmpC-bildende Bakterien beim gründlichen Durchgaren abgetötet. Dennoch mahnt Öko-Test, die Ergebnisse ernst zu nehmen.
Das BfR empfiehlt, den Antibiotikaeinsatz in der Geflügelhaltung weiter zu reduzieren und die Hygienestandards in der Schlachtung zu verbessern.
So wurde getestet
23 frische Hähnchenbrustfilets unterschiedlicher Haltungsformen wurden in Discountern und (Bio-)Supermärkten eingekauft, zwölf davon stammten von Tieren aus ökologischer Haltung. Der Kilopreis lag zwischen 8,32 Euro und 39,90 Euro.
Unter durchgehender Einhaltung der Kühlkette bei Einkauf, Transport und Versand sind - je nach Gewicht - zwischen zwei und vier Packungen einer Marke von einem zertifizierten Labor am Verbrauchsdatum untersucht worden. Fiel dieses auf ein Wochenende, fanden die Untersuchungen am Freitag davor statt. Das Fleisch wurde mikrobiologisch auf verschiedene krankheitserregende und potenziell antibiotikaresistente Keime analysiert.
Im Labor wurde unter anderem auf Salmonellen getestet, die in leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch nicht nachweisbar sein dürfen - hier ohne positiven Befund.
Zudem wurde auf das häufig und hauptsächlich in Geflügelfleisch und -innereien auftretende Bakterium Campylobacter getestet. Dieses kann bereits in geringen Mengen ansteckende Durchfallerkrankungen auslösen. Die Laborergebnisse waren hierzu nicht eindeutig.
Weiterhin sind die Hähnchenfleischproben auf verschiedene resistente Keime, darunter bestimmte Staphylokokken (MRSA), Enterokokken (VRE) - ohne Befund - sowie ESBL- und AmpC-bildende Bakterien gescreent worden. Bei positiven Befunden der ESBL- und AmpC-bildenden Bakterien setzten die Labore weitere Proben an, um einzelne Keime zu identifizieren.
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