Renten-Diskussion in der Union:Rentenniveau, Haltelinie & Co: Worum geht's da eigentlich?
von Johannes Lieber
Spätestens seit dem Wochenende streitet die Union um die Zukunft der Rente. In diesem komplexen Thema verliert man schnell den Überlick. Wir machen Sie fit für die Diskussion.
Im Rentenstreit lehnte Kanzler Merz eine Änderung des Gesetzes zur Renten-Haltelinie von 48 Prozent bis 2031 ab, bot aber eine grundlegende Rentenreform ab 2032 an.
17.11.2025 | 1:54 minWas ist eigentlich das Rentenniveau?
Das Rentenniveau zeigt, wie hoch die Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen ist. Ein Rentenniveau von 48 Prozent bedeutet also folgendes: Ein Rentner, der 45 Jahre lang immer das Durchschnittseinkommen verdient hat, erhält 48 Prozent des Durchschnittseinkommens als Rente.
Das durchschnittliche Einkommen liegt in Deutschland vor Steuern bei 3.359 Euro im Monat. Die Standardrente beträgt also 1.613 Euro. Das Rentenniveau ist in den vergangenen Jahrzehnten bereits gesunken. Vor 40 Jahren lag es noch bei rund 57 Prozent.
Bundeskanzler Merz will am geplanten Rentenpaket der Koalition festhalten. In der Union gibt es Unmut über den Gesetzentwurf. Mehrere jüngere Abgeordnete sind gegen die Pläne.
17.11.2025 | 1:48 minWas passiert, wenn das Rentenniveau sinkt?
Sinkt das Rentenniveau, muss das nicht heißen, dass auch die Rente sinkt. Das ist in Deutschland sogar gesetzlich verboten, die sogenannte "Rentengarantie". Ein geringeres Rentenniveau bedeutet in diesem Fall also nur, dass sich das Durchschnittseinkommen schneller erhöht als die Standardrente. Die Rente steigt also trotzdem, nur nicht mehr so stark.
Die Rentendebatte sei derzeit nicht zielführend. Viele Pläne seien so nicht haltbar. „Was wir dringend brauchen ist ergänzende Kapitaldeckung“, sagte Professor Martin Werding.
16.11.2025 | 5:13 minWarum sinkt das Rentenniveau und was ist die "Haltelinie"?
In die Berechnung der Rente fließt ein, wie das Verhältnis zwischen Rentnern und Einzahlern ist. Das regelt der Nachhaltigkeitsfaktor. In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Rentner im Verhältnis zur Zahl der Einzahler immer weiter erhöhen, da die deutsche Gesellschaft älter wird. Durch die gestiegene Lebenserwartung erhalten die Rentner heute auch deutlich länger Rente als früher.
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Eigentlich würde das dafür sorgen, dass das Rentenniveau sinkt und die Renten damit weniger stark steigen. Seit 2019 wurde aber eine "Haltelinie" eingeführt. Das Rentenniveau darf nicht unter 48 Prozent sinken. Der Nachhaltigkeitsfaktor ist also ausgesetzt. Eigentlich müssten dafür die Rentenbeiträge der Einzahler erhöht werden. Um das zu verhindern, werden die Mehrausgaben aus Steuermitteln bezahlt.
Was steht im aktuellen Gesetzentwurf?
Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf geeinigt, die "Haltelinie" bis ins Jahr 2031 zu verlängern. Das allein sorgt für Mehrausgaben in Milliardenhöhe, die aus Steuermitteln bezahlt werden.
Ab 2032 soll der Nachhaltigkeitsfaktor wieder greifen. Das Rentenniveau wird dann also wieder sinken. Die Grundlage der Berechnung soll das Rentenniveau von 48 Prozent sein. Das sorgt dafür, dass das Rentenniveau auch über 2031 hinaus rund einen Prozentpunkt höher ist, als ohne die "Haltelinie".
Die Jungen in der Union kündigen Widerstand gegen das geplante Rentenpaket an. Kanzler Friedrich Merz und seine schwarz-rote Koalition könnten in eine Krise geraten.
16.11.2025 | 4:31 minWas ist die Kritik der Jungen Union?
Die Junge Union ist der Meinung, dass die Berechnung der Rente ab 2032 einen anderen Startwert haben müsste. Sie fordern, als Grundlage nicht die "Haltelinie" von 48 Prozent zu nehmen, sondern 47 Prozent. So hoch wäre das Rentenniveau im Jahr 2031, wenn es die Haltelinie nicht gegeben hätte. Dagegen sträubt sich die Regierung unter Kanzler Merz.
Schon ein Prozentpunkt Differenz bedeutet laut Junger Union Mehrausgaben von rund 120 Milliarden Euro bis 2040. Ausgaben, die auf dem Bundeshaushalt finanziert werden sollen. Laut Rentenexperte Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ist das eine seriöse Rechnung.
In der Union gibt es Widerstand gegen das geplante Rentenpaket, die SPD fordert aber die Zustimmung von CDU und CSU. Alexander Schweitzer (SPD) spricht sich gegen Nachverhandlungen aus.
16.11.2025 | 5:07 minWie reagiert die SPD?
Die SPD gibt sich in der Diskussion nicht verhandlungsbereit. "Der Gesetzentwurf von Bärbel Bas entspricht der Vereinbarung im Koalitionsvertrag und muss nun auch so beschlossen werden", heißt es in einem Schreiben, das ZDFheute vorliegt. Von der Union erwartet die Partei jetzt "Vertragstreue".
Wie könnte eine Rentenreform aussehen?
Friedrich Merz hat in den letzten Tagen mehrfach gesagt, dass noch vor der nächsten Bundestagswahl das Rentensystem als Ganzes reformiert werden soll, um besonders die junge Generation zu entlasten.
"Es könnte sein, dass diese Koalition jetzt in eine Krise schlittert", sagt ZDF-Korrespondent Feldhoff zum Streit über das Rentenpaket zwischen Kanzler Merz und der Jungen Union.
15.11.2025 | 1:06 minExperte Geyer hält es für wichtig, dass mit so einer Reform die Anreize zur Frühverrentung reduziert werden, eine Betriebsrente zur Pflicht wird und auch Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Geyer sagt zudem: "Für die Finanzierung der Rente ist der Arbeitsmarkt entscheidend." Wenn mehr Frauen und alte Menschen arbeiten und mehr Menschen in den Arbeitsmarkt migrieren, kann die Last auf mehrere Schultern verteilt werden.
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