Aktivrente: Mehr Netto vom Brutto im Alter?

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Steuerfreies Arbeiten im Alter:"Aktivrente": Mehr Netto vom Brutto?

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Die geplante "Aktivrente" könnte einer Studie zufolge bis zu 33.000 zusätzliche Vollzeitstellen bringen - für Arbeitnehmer von 66 bis 70 Jahren. Alles, was Sie dazu wissen müssen.

Ein älterer Herr arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen für Maschinenbauteile in Sigmaringen südlich von Stuttgart

Mit der "Aktivrente" will Schwarz-Rot die Wirtschaft ankurbeln und den Fachkräftemangel angehen. (Symbolbild)

Quelle: Imago

Mehr Rentnerinnen und Rentner als bisher sollen künftig an der Supermarktkasse sitzen oder weiter im Büro arbeiten. Und dabei ab Januar bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen können.

Durch die "Aktivrente" könnten 25.000 bis 33.000 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen. Das bedeute einen "moderaten Beschäftigungseffekt" für die Altersgruppe der 66- bis 70-Jährigen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung berechnet.

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Was ist die "Aktivrente" genau?

Die Aktivrente ist ein Steuerfreibetrag von 2.000 Euro monatlich für alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters. Dieser Freibetrag von 24.000 Euro im Jahr gilt für Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit für Menschen, die gleichzeitig Rente bekommen. Wer also trotz Rente weiter arbeitet und dabei monatlich 3.000 Euro brutto dazu verdient, müsste davon künftig nur 1.000 Euro versteuern - den Rest nicht.

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Was soll die Aktivrente bewirken?

Ziel ist es, Fachkräfte länger in den Betrieben zu halten. In vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel. Dazu zählen neben der Pflege auch der Bildungsbereich, das Handwerk, die Gastronomie und andere Dienstleistung-Berufe. Hier soll die "Aktivrente" ein Anreiz sein, länger in der bisherigen Stelle zu verbleiben oder einen neuen Job anzunehmen.

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Müssen Rentner nun länger in ihrem Leben arbeiten?

Nein, die "Aktivrente" ist freiwillig. Je nach Erfolg der "Aktivrente" könnte aber die Diskussion über eine unter anderem von Teilen der Union befürwortete Anhebung des Renteneintrittsalters belebt werden. Dieses wird derzeit schrittweise auf 67 Jahre angehoben.

Ist das ein Steuergeschenk für ältere Arbeitnehmer?

Im Grunde ja. Seit 2023 können Rentnerinnen und Rentner unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente gemindert würde. Bislang müssen sie Rente und Arbeitslohn aber gemeinsam versteuern. Das soll sich nun ändern. Ganz kurzfristig würden die Pläne der schwarz-roten Koalition diejenigen steuerlich begünstigen, die im Rentenalter auf Nebeneinkünfte angewiesen sind und ohnehin schon nebenher arbeiten.

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Steigt durch den Zusatzverdienst mein Steuersatz?

Nein. Die "Aktivrente" soll vom sogenannten Progressionsvorbehalt ausgenommen werden. Dieser hätte dazu geführt, dass der steuerfreie Zusatzverdienst die Steuerlast erhöht, weil der Steuersatz wegen des höheren Gesamteinkommens steigt. Trotzdem gilt bei der "Aktivrente" nicht brutto gleich netto, denn es fallen weiterhin Abgaben für die Sozialversicherung an.

Wie viele Menschen könnten davon profitieren?

Das Bundesfinanzministerium schätzt, dass etwa 168.000 Menschen den Steuervorteil in Anspruch nehmen könnten - ein Viertel der Anspruchsberechtigten. Die DIW-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Erwerbstätigkeit im gesetzlichen Rentenalter um bis zu zehn Prozent steigen könne. Das hieße demnach, dass umgerechnet rund 33.000 Vollzeitstellen entstehen könnten. Allerdings geht die Studie auch davon aus, dass der Staat finanzielle Verluste macht. Um die Kosten aufzufangen, seien rund 40.000 neu geschaffene Vollzeitstellen nötig.

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Was kostet das den Staat?

Das Finanzministerium von Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) rechnet mit einem Minus bei den Steuereinnahmen von rund 890 Millionen Euro jährlich. Davon entfallen jeweils rund 42,5 Prozent auf den Bund und die Länder und die restlichen 15 Prozent auf die Kommunen. Die Bundesregierung verbindet damit allerdings die Hoffnung, durch einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum auch wieder mehr Steuergelder einnehmen zu können.

Was bringt die "Aktivrente" wirklich?

Das ist umstritten. Gegner betonen, dass besonders in den Branchen mit Arbeitskräftemangel körperliche oder mentale Belastungen so hoch sind, dass nur wenige Menschen länger als bis zum Renteneintritt arbeiten können oder wollen. Zudem ist unklar, wie viele Arbeitgeber tatsächlich gezielt Menschen im Rentenalter beschäftigen wollen. Kritiker beklagen auch, dass Angestellte bevorteilt und Selbstständige benachteiligt werden. Auch Beamte sind von der "Aktivrente" ausgeschlossen.

Ist die Aktivrente bereits beschlossen?

Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Aktivrente am 15. Oktober beschlossen. Jetzt müssen noch der Bundestag und der Bundesrat darüber abstimmen.

Quelle: AFP, dpa

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