Wer im Rentenalter arbeitet, soll das in einem bestimmten Umfang steuerfrei bezahlt kriegen - so der Plan der Bundesregierung. Doch das IW hat Bedenken.
Quelle: dpa
Die von der Regierung geplante Aktivrente für das Arbeiten im Rentenalter würde nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Steuerausfälle in Milliardenhöhe verursachen. Schon bei den gut 600.000 Menschen, die Ende 2023 im Rentenalter beruflich tätig waren, gäbe es "Mitnahmeeffekte" von 2,8 Milliarden Euro, heißt es in einem IW-Kurzbericht.
Das arbeitgebernahe Institut äußert zudem Zweifel, ob sich mit der Maßnahme wirklich zusätzlich Ältere im Arbeitsmarkt halten lassen.
Gerade erst hat das Bundeskabinett ein milliardenschweres Rentenpaket beschlossen. Renten sollen nun etwas höher ausfallen. Doch der Beschluss ist umstritten.06.08.2025 | 2:45 min
Geplant: 2.000 Euro im Monat steuerfrei
Die Aktivrente ist im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart. Für die Zeit nach der Sommerpause hat Sozialministerin
Bärbel Bas (SPD) einen Gesetzentwurf angekündigt. Den Plänen zufolge soll man als Rentner oder Rentnerin bis zu 2.000 Euro im Monat oder 24.000 Euro im Jahr steuerfrei dazuverdienen können.
Das bedeutet Steuerausfälle in den öffentlichen Haushalten. Die vom IW genannte Zahl von gut 600.000 Menschen bezieht sich auf Ende 2023 berufstätige Rentner und Selbstständige im Rentenalter, die mehr als einen Minijob hatten. Die meisten von ihnen hätten weniger als 24.000 Euro im Jahr verdient, hieß es.
Ausnahme seien viele Selbstständige im Rentenalter: Mehr als die Hälfte von ihnen habe mehr als 24.000 Euro erzielt, und zwar im Schnitt rund 68.000 Euro im Jahr. Allein für diese Gruppe würde die Aktivrente die Steuerzahler knapp 1,2 Milliarden Euro im Jahr kosten, rechnete das IW vor.
Steuerausfälle sind auch an anderer Stelle Thema: Nach einem Rekorddefizit 2024 warnen Länder und Kommunen vor Einnahmeverlusten durch das Investitionspaket. Mitte Juni trafen sie sich deshalb mit Kanzler Merz zum Austausch.18.06.2025 | 1:43 min
Idee gegen den Fachkräftemangel
Besonders kritisch sieht das IW eine mögliche Variante der Regierungspläne, auch Menschen die Steuervorteile zu gewähren, die vor der Regelaltersgrenze in
Rente gehen - entweder als "besonders langjährig Versicherte" mit 45 Beitragsjahren oder mit Abschlägen. Dies könnte "Ältere ab 63 Jahren dazu motivieren, ihren Renteneintritt vorzuziehen und parallel zur Altersrente weiterzuarbeiten", heißt es in dem Kurzbericht.
Die
schwarz-rote Koalition sieht die Aktivrente als Möglichkeit, Menschen freiwillig zu einer längeren Lebensarbeitszeit zu motivieren. Sie hofft auf Entlastung der Rentenversicherung und eine Linderung des
Fachkräftemangels.
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