Rentenpaket von Schwarz-Rot: Kommen die Jungen zu kurz?
Kabinett beschließt Reform:Kommen Junge beim Rentenpaket zu kurz?
von Stefanie Reulmann
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Die Regierung hat ein weiteres Rentenpaket beschlossen. Die Mütterrente wird ausgeweitet, das Rentenniveau stabil gehalten. Und für die Jungen? Für sie wird es vor allem teurer.
Das Bundeskabinett hat ein milliardenschweres Rentenpaket beschlossen. Renten sollen nun etwas höher ausfallen. Doch der Beschluss ist umstritten.06.08.2025 | 2:45 min
Es gibt immer mehr ältere Menschen, die in Rente gehen, und immer weniger Beitragszahler, die dafür aufkommen können. Die Folge: Die Beiträge zur Rentenversicherung werden in Zukunft steigen. Das wird vor allem die Jüngeren betreffen. Der Rentenversicherungsbeitrag, der aktuell bei 18,6 Prozent des Bruttolohns liegt, könnte bis 2040 auf 22,6 Prozent steigen.
Schwarz-Rot einigt sich auf Rentenpaket
Arbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel Bas sieht in dem Rentenpaket ein wichtiges Signal: "Gerade in unsicheren Zeiten sendet das Rentenpaket 2025 eine klare Botschaft an alle Generationen: Die Rente bleibt stabil und gerecht."
Das beschlossene Rentenpaket sei "kein guter Tag für die Generationengerechtigkeit". Keiner brauche Angst vor den Boomern zu haben, sagt der Chef der Jungen Union, Johannes Winkel.06.08.2025 | 5:59 min
Eine Botschaft an alle Generationen? Das sieht Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugend und Vertreterin der jungen Generation anders. Bei diesem Rentenpaket habe die Bundesregierung die Jungen nicht ausreichend im Blick gehabt, sagt sie ZDFheute: "Die Koalition von Union und SPD bleibt jede Antwort auf die Frage, wie unsere Rente in kommenden Jahrzehnten abgesichert werden kann, schuldig."
Grüne Jugend fordert Umverteilung
Als "einzig gutes Signal" bezeichnet die Chefin der Grünen Jugend die Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent, die sogenannte Haltelinie. Langfristig müsse das Rentenniveau aber wieder angehoben werden. Und es müsse Schluss damit sein, "Großeltern gegen ihre Enkel ausspielen", sagt Nietzard, denn:
Unsere Rente ist kein Generationen- sondern ein Verteilungskonflikt. Das heißt im Klartext: Umverteilung!
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Jette Nietzard, Vorsitzende der Grünen Jugend
Mit privaten Milliardenvermögen will die Grüne Jugend die Rentenlücke schließen. "Geld ist schließlich genug vorhanden, die Reichsten entziehen sich nur dem solidarischen Rentenprinzip", sagt Nietzard.
Wie die Maßnahmen finanziert werden
Die beiden im Rentenpaket beschlossenen Maßnahmen Mütterrente und Haltelinie werden komplett aus dem Bundeshaushalt finanziert. Die zusätzlichen Ausgaben liegen im Jahr 2030 voraussichtlich bei neun Milliarden und wachsen bis 2040 auf schätzungsweise 20 Milliarden an.
Im Haushalt 2026 ist insgesamt ein Bundeszuschuss von rund 127,8 Milliarden Euro an die Rentenversicherung geplant. Das Geld fehlt an anderer Stelle im Bundeshaushalt. So bleibe etwa weniger Steuergeld für wichtige Zukunftsinvestitionen, was wiederum zu Lasten der jungen Generation gehe, sagt Pacal Reddig, Vorsitzender der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.
"Voraussetzung" für ein funktionierendes Rentensystem sei jedoch "einen guten Arbeitsmarkt zu haben", so Bärbel Bas, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, SPD.06.08.2025 | 6:13 min
Reddig: Rentenpaket "völlig unzureichend"
Angesichts der hohen Ausgaben müssten nun strukturelle Reformen folgen, sagt Reddig. Er kritisiert "Rentengeschenke mit der Gießkanne" und fordert stattdessen, man müsse "zielgenauer vorgehen und alle Generationen im Blick haben".
Denn aus Sicht der jungen Generation sei der Beschluss zum Rentenpaket "völlig unzureichend", sagt Reddig. Es müsse nun "schnellstmöglich" die Rentenkommission eingesetzt werden, damit die Jungen "nicht weiter einseitig" mit der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme belastet würden. Vorschläge lägen bereits vor, sagt er ZDFheute:
Reformvorschläge, die die Rente wieder auf tragfähige Füße stellen und den Generationenvertrag sichern, liegen seit langem auf dem Tisch. Dazu gehört beispielsweise, dass wir insgesamt länger arbeiten müssen.
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Pascal Reddig, Vorsitzender Junge Gruppe der Unionsfraktion
Viel "wichtiger, als die Menschen länger arbeiten zu lassen" sei, "dass die Menschen vernünftig verdienen", so Ines Schwerdtner, Parteivorsitzende Die Linke.06.08.2025 | 5:31 min
Forscher: "Gestiegene Sorge" bei Jungen
Länger zu arbeiten, lehnen junge Menschen aber mehrheitlich ab, sagt Sozialforscher Kilian Hampel von der Universität Konstanz. Dieses Rentenpaket stabilisiere zwar "das System kurzfristig", aber für eine Generationengerechtigkeit brauche es mehr. Er sehe eine "gestiegene Sorge" bei jungen Menschen, "Sorge vor Altersarmut, Sorge vor Zusammenbruch des Rentensystems", sagt er.
Junge Menschen bräuchten mehr Perspektiven und Vertrauen in das System:
Man sollte nicht vernachlässigen, dass da junge Menschen nachkommen, die wir motivieren wollen, für Arbeit, für wertvolle Arbeit, für langfristige Arbeit. Und so schaffen wir das, glaube ich, noch nicht.
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Kilian Hampel, Sozialforscher Uni Konstanz
Im nächsten Rentenpaket dann plant die Bundesregierung eine konkrete Maßnahme für die Jungen - eine Frühstart-Rente. Jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr bekommt zehn Euro pro Monat vom Staat. Das Geld soll in ein Depot für die Altersvorsorge fließen, kann im Erwachsenenalter aufgestockt werden, wird aber erst mit dem Renteneintritt ausgezahlt.
Kritiker fürchten allerdings, dass den hohen Kosten wenig Ertrag gegenüberstehen könnte - und die Jungen am Ende wieder mit ziemlich leeren Händen dastünden.
Quelle: dpa
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