JU-Chef Winkel bei "illner":Renten-Rebellen: Rückenwind vom Kanzler
von Torben Schröder
Die jungen Unionsabgeordneten, die gegen das Rentenpaket aufbegehren, sehen sich von Kanzler und Fraktion unterstützt. SPD-Generalsekretär Klüssendorf hat da andere Informationen.
Sehen Sie hier die Sendung "maybrit illner" vom 6. November 2025 in voller Länge.
06.11.2025 | 63:30 min"Wie ist die Rente noch zu retten?", fragt die ZDF-Sendung "maybrit illner". Die Frage ist auch, ob das von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) vorgelegte Rentengesetz die Rebellion von 18 jungen CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten übersteht.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Winkel, Chef der Jungen Union, freut sich jedenfalls über das Eingreifen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in die Debatte:
Wenn der Kanzler das zur Chefsache erklärt, finde ich das gut.
Johannes Winkel, Chef der Jungen Union
Die 18 Abgeordneten, die angekündigt hatten, dem Rentenpaket nicht zuzustimmen, trügen genau das mit, was im Koalitionsvertrag stehe. "Der Kanzler hat gesagt, dass es nicht nur unser Recht ist, sondern auch unsere Pflicht, dagegen zu sprechen", sagt Winkel. Aus der Fraktion gebe es viel gute Rückmeldung.
Das Rentenpaket der Koalition droht zu scheitern. 18 Rebellen aus den Reihen der Union drohen mit Verweigerung. 18 Stimmen, die der Regierung zur Mehrheit fehlen könnten.
19.10.2025 | 4:01 minKlüssendorf: Es gibt Diskussionsbedarf
"Ich finde, wir erfüllen mit dem Paket genau das, was im Koalitionsvertrag steht", sagt SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf. Und verweist auf den Unionsfraktionschef Jens Spahn, der gesagt habe, am Ende werde das Paket durchgehen. Es gebe offenkundig Diskussionsbedarf.
Klüssendorf will das Argument, dass ein Reformansatz "immer nur über Kürzungen funktionieren kann", nicht gelten lassen. Immerhin zahle jeder sechste Erwerbstätige nicht in die gesetzliche Rentenkasse ein. Für die SPD habe hohe Priorität, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent fällt, denn es gebe eine große Gruppe Menschen, die darauf angewiesen seien.
Die Renten sind nicht hoch in Deutschland. Wir wollen nicht nur Stabilität bis 2031, sondern darüber hinaus.
Tim Klüssendorf, SPD-Generalsekretär
Deswegen solle nun in einer Kommission über die Zeit danach gesprochen werden.
Immer mehr Menschen, besonders Junge, zweifeln an der Sicherheit und Höhe der Rente. Die Deutsche Bank befragte dazu Bürgerinnen und Bürger und stellte heute die Ergebnisse vor.
04.11.2025 | 1:34 minÖkonom: Rentensystem ist eine Art Kettenbrief
"Im Gesetzesentwurf tauchen über die Zeit nach 2031 hinaus Folgekosten in Höhe von mehr als 118 Milliarden Euro auf, nur für die Zeit von 32 bis 40", hält Winkel fest. Das sei weder generationengerecht noch vernünftig. "Die Rente wird nicht mehr so stark steigen können. Da muss man den Nachhaltigkeitsfaktor beibehalten." Kritisch sieht Winkel die Mütterrente, für die die CSU sich stark gemacht hatte.
"Unser Rentensystem ist eine Art Kettenbrief", sagt der Ökonom Clemens Fuest (ifo-Institut), "wenn man zu wenig Kinder bekommt, gibt es nichts zu verteilen". Dann entstehe ein schwieriger Aushandlungsprozess, in dem es keine guten Botschaften gebe.
Das Thema gehöre in den Wahlkampf 2029. "Wir werden Mangel, wir werden Verluste zu verteilen haben", sagt Fuest. Wichtig sei, in der Gesellschaft offen darüber zu sprechen.
Wir können die Rentenversicherung nur entlasten, wenn wir Leuten etwas wegnehmen.
Clemens Fuest, Ökonom
Die Sozialversicherungsbeiträge könnten nicht unbegrenzt steigen, auch um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Wir müssen den Kuchen vergrößern, also müssen wir auch länger arbeiten", betont Fuest.
Innerhalb der Bundesregierung sorgt das Thema Rente für Streit. Die Junge Gruppe der Unionsfraktion hält die Pläne nicht für zustimmungsfähig.
16.10.2025 | 5:04 minDie Frage nach den Kosten
Die Journalistin Julia Friedrichs nennt die Rente eines der zentralen Themen, über die man streiten müsse "und das uns wahnsinnig auf die Füße fällt, und das mit Ankündigung". Die schnelle Alterung der Gesellschaft stehe erst noch bevor. Es müsse darüber geredet werden, wer diese Kosten trägt.
Dieses Thema nun in eine Kommission zu verlagern, nennt Friedrichs "fatal und fahrlässig".
Wir müssen auch zwischen den Rentnern umverteilen, niedrige Renten schneller steigen lassen und höhere Renten langsamer.
Julia Friedrichs, Journalistin
Im Moment, sagt Friedrichs, werde die Solidarität der Jüngeren eingefordert.
"Die Frage ist nicht jung versus alt, sondern ein gesetzliches Solidarprinzip mit sehr geringen Verwaltungskosten versus eine Finanzmarktsache", spricht Katja Kipping (Linke) für den Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Mehr Geld am Kapitalmarkt bei der Rente bringe eine höhere Krisenanfälligkeit mit sich. Ihre Forderung: Die Rente solle in eine Erwerbstätigenversicherung umgestaltet werden.
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