Rente verliert Vertrauen – Mehrheit sorgt sich um Altersvorsorge

Altersvorsorge-Report:Deutschlands Rentensystem in der Vertrauenskrise

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von Sina Mainitz

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Eine Mehrheit der Deutschen zweifelt an der langfristigen Verlässlichkeit der gesetzlichen Rente. Die private Altersvorsorge gewinnt daher immer mehr an Bedeutung.

Es sind Hände einer älteren Person zu sehen, die Geldscheine hält.

Immer mehr Menschen, besonders junge, zweifeln an der Sicherheit und Höhe der Rente.

04.11.2025 | 1:34 min

Die gesetzliche Rente reicht nicht mehr aus. So sieht es inzwischen die große Mehrheit der Deutschen - und das wird auch im heute veröffentlichten Altersvorsorge-Report 2025 deutlich. Er wurde von der Deutschen Bank und der Fondsgesellschaft DWS in Auftrag gegeben.

Im August und September wurden dafür insgesamt 3.200 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren online befragt. Demnach halten 83 Prozent die Rente nicht mehr für zukunftssicher; 2019 teilte diese Zweifel nur gut jeder Zweite (54 Prozent).

Deutsches Institut für Altersvorsorge: Zusammenbruch des Vertrauens

80 Prozent gehen demnach davon aus, dass die staatliche Rente künftig nur noch eine Grundsicherung bieten werde. Peter Schwark vom Deutschen Institut für Altersvorsorge sagt:

Wir haben einen regelrechten Zusammenbruch des Vertrauens in die gesetzliche Rentenversicherung.

Peter Schwark, Deutsches Institut für Altersvorsorge

Klaus Müntefering

"Die Rente ist sicher" so das legendäre Zitat des früheren Arbeitsministers Blüm. Mittlerweile ist klar, dass das Thema eine immer größer werdende Baustelle ist.

29.07.2025 | 2:31 min

Rente: Menschen werden selbst aktiv

Nicht nur das Vertrauen ist gesunken. Der demografische Wandel zeigt: Es gibt immer mehr Rentner*innen, aber weniger Beitragseinzahler*innen. Das Rentensystem funktioniert nicht mehr.

Ein Umdenken innerhalb der Bevölkerung hat längst stattgefunden, denn die Studie zeigt: 58 Prozent der Befragten sind bereit, selbst aktiv zu werden, wenn die Rahmenbedingungen seitens der Politik stimmen. Sie befürworten eine verpflichtende, private Altersvorsorge. Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Claudio de Sanctis erklärt:

Den Menschen wird immer klarer, dass sie ihren gewohnten Lebensstandard im Alter nur durch zusätzliche private Vorsorge sichern können.

Claudio de Sanctis, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank

Rentenvorsorge

Altersvorsorge ist besonders für junge Menschen ein immer wichtigeres Thema. Die gesetzliche Rente wird vielen nicht reichen, um den aktuellen Lebensstandard zu halten - wir geben Tipps.

27.10.2025 | 3:20 min

Private Altersvorsorge: Viele Deutsche unsicher

Ein zentraler Schlüssel für eine auskömmliche Altersvorsorge bleibe der Kapitalmarkt, der einen langfristigen Vermögensaufbau ermögliche, sagt de Sanctis. Doch der Schritt, in Aktien und ETFs zu investieren, erfordert oftmals Mut.

Die meisten Deutschen sind in diesem Punkt eher risikoscheu und unsicher. Obwohl sich 56 Prozent mehr Hilfe bei Finanzentscheidungen wünschen, haben 61 Prozent der Befragten noch nie eine persönliche Altersvorsorge-Beratung in Anspruch genommen, hieß es. 54 Prozent sagen, das Thema Altersvorsorge mache ihnen Angst - insbesondere Jüngere und Haushalte mit niedrigem Einkommen sehen das so.

Den Angaben zufolge spart fast jeder Dritte (31 Prozent) gar nicht für den Ruhestand. Weitere 23 Prozent legen monatlich maximal 50 Euro zurück. Gründe dafür seien nicht nur fehlende finanzielle Mittel, sondern auch ein Mangel an Informationen über geeignete Anlageformen und die eigene Vorsorgelücke.

Interview Annika Klose

Annika Klose, arbeits- und sozialpolitische Sprecherin der SPD, spricht sich gegen eine Anhebung des Renteneintrittsalters aus. Vermögensumverteilung könnte laut ihr eine Lösung sein.

29.07.2025 | 4:28 min

Kritik: Keine Regierung hat "heißes Eisen" Rente angepackt

Knapp ein Drittel (32 Prozent) fühlt sich finanziell so gut abgesichert, dass sie den Lebensstandard im Alter halten können. Dazu gehören laut Experte Schwark drei Punkte:

Die Kardinaltugenden der Alterssicherung sind: früh anfangen, regelmäßig einzahlen und dann durchhalten und das muss von der Politik gut begleitet werden.

Peter Schwark, Deutsches Institut für Altersvorsorge

Schwark fordert, die Politik solle sich ehrlich machen in Sachen Rente. Doch bislang hat keine Regierung dieses "heiße Eisen" Rente wirklich beherzt angepackt.

Derzeit steigt das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Deutschland schritweise auf 67 Jahre. Es gilt, sich so lange wie möglich sowohl körperlich, geistig als auch finanziell fit zu halten. Die Absicherung im Alter ist inzwischen zu einer zentralen Zukunftsfrage in den Köpfen geworden. Länger arbeiten wollen übrigens die meisten Deutschen nicht. Ein höheres Renteneintrittsalter lehnen 78 Prozent der Befragten ab.

Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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