ZDF-Politbarometer:K-Frage: Warum Habeck mit Merz gleichzieht
Robert Habeck holt auf. In der K-Frage liegt der Grüne jetzt gleichauf mit CDU-Chef Merz. Für Beobachter findet das eigentliche Duell zunehmend zwischen Union und Grünen statt.
Das ZDF-Politbarometer zeigt: Friedrich Merz und Robert Habeck liegen gleichauf. Olaf Scholz erreicht nur noch 14 Prozent.
10.01.2025 | 1:35 minMatthias Jung spricht schon von einer Aufholjagd. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck präsentiere sich für Grünen-Verhältnisse "relativ unaufgeregt und mittig", sagt der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, die das ZDF-Politbarometer erhebt.
Auch deswegen liegt Habeck in der K-Frage nun gleichauf mit CDU-Chef Friedrich Merz. Beide erreichen einen Wert von 27 Prozent. Habeck gewinnt zwei Prozentpunkte, Merz verliert zwei. Allerdings liege die Stärke von Habeck auch an der Schwäche von Merz. Jung sagt ZDFheute:
Friedrich Merz ist kein Zugpferd als Kanzlerkandidat.
Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen
Warum Merz sein Potenzial nicht ganz ausschöpft
Merz positioniere die Union bewusst im konservativen und wirtschaftsliberalen Bereich. Dadurch verzichte er darauf, die ganze traditionelle Bandbreite der Volkspartei CDU zu bespielen. Genau davon könne Habeck mit seinem mittigen Kurs profitieren, sagt Jung.
Zwar seien Umfragen immer nur Momentaufnahmen. In ihnen stecke viel Bewegung. Dennoch liege der Entwicklung eine strategische Grundausrichtung von Union und Grünen zugrunde. Die Grünen werben mit Habeck vermehrt um die Mitte. So sollen etwa Familien mit rund 1.000 Euro im Jahr entlastet werden, etwa durch günstigeren Strom.
"Markus Söder macht gedanklich einen schweren Fehler, wenn er glaubt, das Land würde besser regierbar sein, indem man die Position der Rechten übernimmt", so Robert Habeck (B‘90/Die Grünen), Kanzlerkandidat und Vizekanzler.
07.01.2025 | 9:13 minK-Frage: Scholz spielt kaum noch eine Rolle
Die guten Werte in der K-Frage haben laut Parteienforscher Karl-Rudolf Korte auch damit zu tun, dass Habeck vermehrt auf Merkel-Wähler der progressiven Mitte setze. Korte sagt:
Da ist noch viel Potenzial.
Karl-Rudolf Korte, Parteienforscher
Merz hingegen habe einen anderen Stil. Er setze auf Ansagen, auf bessere Zeiten, wenn Steuern gesenkt würden. "Dem scheinen keine zusätzlichen Wähler vermehrt Glauben zu schenken", sagt Korte.
Quelle: ZDF
Habeck liegt außerdem deutlich vor Amtsinhaber Olaf Scholz. Der SPD-Kanzlerkandidat kommt gerade einmal auf 14 Prozent, ein Minus von zwei Prozentpunkten. Von einem Duell zwischen Scholz und Merz könne keine Rede mehr sein:
Offenbar spielt sich das parteipolitische Kanzlerduell der Mitte zunehmend zwischen Union und Grünen ab.
Karl-Rudolf Korte, Parteienforscher
"Bisher ist die große Hoffnung der SPD, Merz aus der Defensive zu locken", so Albrecht von Lucke, Politikwissenschaftler, Merz sei in der Lage "etwas rauszuhauen, was dann ein großes Problem werden kann".
08.01.2025 | 5:32 min"Blöde Idee": Habeck auf Siegestor
Und dennoch sind die Chancen von Robert Habeck, tatsächlich Kanzler zu werden, gering. Schließlich gibt es keine Direktwahl und im ZDF-Politbarometer liegen die Grünen bei 15 Prozent, die Union bei 30. Matthias Jung sagt:
Aufgrund der unterschiedlichen Stärke von Union und Grünen ist das ja kein wirklicher Wettkampf ums Kanzleramt, genausowenig wie der zwischen Scholz und Merz.
Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen
Außerdem sind die schlechten Wirtschaftszahlen ein Problem für den noch amtierenden Wirtschaftsminister. Und Habeck begeht Fehler im Wahlkampf. Dass er sein Bild - recht unbescheiden - auf das Münchner Siegestor projizieren ließ, nennt selbst Grünen-Chef Felix Banaszak in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" einen Fehler:
Hätten wir länger darüber nachgedacht, hätten wir festgestellt: Ist eine blöde Idee.
Felix Banaszak, Grünen-Vorsitzender
Zur Programmatik der Grünen und zu Koalitionsoptionen im Bund, zur Wahlkampfstrategie des grünen Kanzlerkandidaten Robert Habeck sowie über Reaktionen auf Trumps Pressekonferenz, die Kontrolle über den Panamakanal und Grönland erlangen zu wollen.
08.01.2025 | 75:27 min
AfD profitiert vom Thema Migration
Hinzu kommt die Stärke der AfD. Zwar sind die Werte von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel mit 15 Prozent eher schwach. Ihre Partei gewinnt aber deutlich und liegt aktuell bei 21 Prozent. Das liegt laut Matthias Jung zum einen an der großen Medienaufmerksamkreit für die AfD - Stichwort Musk, Trump, FPÖ. Aber nicht nur:
Es liegt zu einem großen Teil auch an einer falschen Wahlkampfstrategie der etablierten Parteien.
Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen
Die AfD profitiere vom Thema Flüchtlinge und vom "Überbietungswettbewertb der anderen Parteien" beim Thema Verschärfung des Ausländerrechts.
Insofern gelte für die anderen Parteien, "bei diesem Thema den Ball möglichst flach zu halten und sich auf die Themen zu fokussieren, bei denen die Wähler ihr eine überlegene Kompetenz zuweisen".
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