Verfassungsrichter-Wahl: Ausschuss berät SPD-Vorschlag

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Ausschuss berät SPD-Vorschlag:Neuer Anlauf für Richterwahl - darum geht's

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Im Juli ist die Besetzung von Richterstellen am Bundesverfassungsgericht krachend gescheitert. Nun wird ein zweiter Anlauf genommen. Im Fokus: Die Juristin Sigrid Emmenegger.

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Im Bundestag steht diese Woche noch einmal die Besetzung von drei Richterstellen am Bundesverfassungsgericht auf der Tagesordnung. „Die Koalition kann es sich nicht leisten, es jetzt nicht zu schaffen“, so ZDF-Korrespondentin Patricia Wiedemeyer.

22.09.2025 | 1:50 min

Im Bundestag steht diese Woche noch einmal die Besetzung von drei Richterstellen am Bundesverfassungsgericht auf der Tagesordnung. Das sorgt für erhebliche Nervosität in den Fraktionen. Denn am 11. Juli war der Versuch, die vakanten Posten beim höchsten deutschen Gericht neu zu besetzen, im ersten Versuch gründlich schiefgegangen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie werden die Bundesverfassungsrichterinnen und -richter bestimmt?

Die Amtszeit der Richter am Bundesverfassungsgericht beträgt zwölf Jahre. Eine Wiederwahl ist nicht möglich. Sie werden je zur Hälfte vom Bundestag und vom Bundesrat gewählt. Aktuell geht es um drei neu zu besetzende Stellen in Karlsruhe, über die der Bundestag entscheidet. Die Wahl im Parlament erfolgt in zwei Schritten:

  • Zuerst entscheidet der Richterwahlausschuss des Bundestages, dem zwölf Abgeordnete angehören. Er tritt am Montagabend um 20.00 Uhr zusammen. Ein Wahlvorschlag gilt dort mit mindestens acht Ja-Stimmen als beschlossen.
  • Danach wird in einer geheimen Wahl im Bundestag über die vorgeschlagenen Kandidaten abgestimmt. Das ist für diesen Donnerstag geplant. Als Richter gewählt ist ein Kandidat dann, wenn er eine Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen und mindestens die Mehrheit der Stimmen der Mitglieder des Bundestages erhält.

Das Bundesverfassungsgericht mit einem Hinweisschild. Symbolbild

Wie Richter ans höchste Gericht kommen: Die Wahl ans Bundesverfassungsgericht ist streng geregelt.

11.07.2025 | 0:50 min

Warum die Nervosität?

Der Richterwahlausschuss hatte den von der Union und dem Verfassungsgericht nominierten Arbeitsrichter Günter Spinner und zwei von der SPD nominierte Juristinnen, die Juraprofessorinnen Frauke Brosius-Gersdorf und Ann-Katrin Kaufhold, als Kandidatinnen empfohlen.

Wegen massiven Widerstands in der Unionsfraktion gegen Brosius-Gersdorf waren die geplanten Abstimmungen über die insgesamt drei Vorschläge für das Bundesverfassungsgericht im Juli kurzfristig von der Tagesordnung des Bundestages genommen worden.

Hintergrund der Kritik von Unionspolitikern war eine liberale Haltung der Juristin zu Abtreibungen, aber auch ihre Forderung nach einer Impfpflicht während der Corona-Pandemie. Die SPD hielt nach der geplatzten Abstimmung zunächst weiter an Brosius-Gersdorf fest. Im August zog diese dann allerdings ihre Kandidatur zurück.

15.04.2024, Berlin: Frauke Brosius-Gersdorf, Juristin stellt den Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin vor.

Die Rechtswissenschaftlerin Frauke Brosius-Gersdorf verzichtet auf ihre Bewerbung für das Bundesverfassungsgericht nach Widerstand aus der Unionsfraktion.

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Startet man jetzt wieder bei null?

Nein. Spinner und Kaufhold sind ja beide bereits vom Richterwahlausschuss vorgeschlagen worden. Der Ausschuss stimmt daher jetzt nur noch über die von der SPD anstelle von Brosius-Gersdorf neu nominierte Juristin Sigrid Emmenegger ab. Sie arbeitet derzeit als Richterin am Bundesverwaltungsgericht. Wird auch sie vom Ausschuss vorgeschlagen, können am Donnerstag im Plenum die Wahlen von zwei Richterinnen und eines Richters des Bundesverfassungsgerichts stattfinden.

ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann bei einem Schaltgespräch.

Sigrid Emmenegger ist die neue Kandidatin als Richterin am Bundesverfassungsgericht. Über die Gründe für ihre Nominierung, informiert ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann.

10.09.2025 | 1:24 min

Dass Emmenegger die notwendige Mehrheit im Richterwahlausschuss erreichen wird, gilt nach Angaben aus Fraktionskreisen als wahrscheinlich. Die schwarz-rote Koalition will sich diesmal keine Blöße geben.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU) betonte, Emmenegger sei ein "hervorragender Vorschlag" und habe in der Fraktionsführung der CDU/CSU bereits "viel Unterstützung" erhalten.

Was über die Kandidaten bekannt ist




Was ist von der Wahl im Bundestag zu erwarten?

Schwieriger könnte es bei der geheimen Wahl im Plenum werden. Die Koalition ist für die notwendige Mehrheit auf Stimmen aus der Opposition - vor allem von Grünen und Linken - angewiesen. Die hatten sich vergangene Woche verärgert über mangelnde Einbindung in das Verfahren gezeigt. Eine weitere offene Frage ist, ob der von der CDU/CSU aufgestellte Arbeitsrichter Spinner womöglich nur mit Stimmen der AfD ins Amt kommt.

Die Linksfraktion lässt bisher offen, ob ihre Abgeordneten ihn wählen werden. Nach einer geheimen Wahl ist es zwar eigentlich nicht möglich, zu sagen, wer für und wer gegen einen Kandidaten gestimmt hat. Allerdings ist es meist schon so, dass sich ein Großteil der jeweiligen Fraktion an die Empfehlung der Fraktionsspitze hält.

Und was passiert, wenn es mit der Wahl nicht klappen sollte?

Für die Koalition wäre das eine erneute Schlappe. Wenn es im Bundestag nicht gelingt, die nötige Zweidrittelmehrheit für die Kandidaten zustande zu bringen, kann das Wahlrecht auf den Bundesrat übergehen.

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Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat als Gericht und Verfassungsorgan eine besondere Rolle in der Bundesrepublik Deutschland. Aktuelle Nachrichten zu wegweisenden Urteilen.
Der Schriftzug "Bundesverfassungsgericht" ist auf einem Stein vor dem Gebäude des Bundesverfassungsgerichts angebracht.
Quelle: dpa

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