Bundesverfassungsgericht: SPD schlägt Emmenegger als Richterin vor

Bundesverfassungsgericht:SPD schlägt Emmenegger als Richterin vor

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Die SPD schlägt als Nachfolge-Kandidatin für Frauke Brosius-Gersdorf Richterin Sigrid Emmenegger vor. Das erfuhr ZDFheute aus Fraktionskreisen.

Sigrid Emmenegger

Sigrid Emmenegger soll statt Frauke Brosius-Gersdorf Richterin am Bundesverfassungsgericht werden.

Quelle: Justizministerium Rheinland-Pfalz

Die SPD hat nach dem Rückzug von Frauke Brosius-Gersdorf die Verwaltungsrichterin Sigrid Emmenegger als neue Kandidatin für die Wahl als Richterin am Bundesverfassungsgericht benannt. Das geht aus einem Brief der parlamentarischen Geschäftsführer von Union und SPD an die Fraktionen hervor, der dem ZDF vorliegt.

In dem Schreiben heißt es, Emmenegger könne auf eine "lange und erfolgreiche Praxiserfahrung an verschiedenen Verwaltungsgerichten sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht zurückblicken".

ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann bei einem Schaltgespräch.

Sigrid Emmenegger ist die neue Kandidatin als Richterin am Bundesverfassungsgericht. Über die Gründe für ihre Nominierung, informiert ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann.

10.09.2025 | 1:24 min

Emmenegger ist seit 2021 Richterin am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Sie ist 48 Jahre alt, war bereits von 2009 bis 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und später Richterin und Vizepräsidentin am Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz.

Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag nötig

Die Fraktionsführung habe jeweils in persönlichen Gesprächen ein sehr positives Bild von Emmenegger gewinnen können und sei von ihrer fachlichen und persönlichen Eignung überzeugt, heißt es in dem Schreiben weiter. Nach ZDFheute-Informationen ist die Wahl Emmeneggers noch im September geplant. Der SPD sei wichtig gewesen, dass eine progressive Frau für den Posten vorgeschlagen werde.

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Frauke Brosius-Gersdorf verzichtete auf eine Kandidatur, nachdem es eine große Debatte um ihre Person gab.

07.08.2025 | 2:49 min

Die Richterinnen und Richter müssen mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit vom Parlament geheim gewählt werden. Dies setzt voraus, dass die Koalition auch Gespräche mit den Grünen und der Linkspartei führt.

Die CDU hat aber einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD und der Linkspartei, weshalb Gespräche mit den Linken über die SPD geführt werden müssen. Die Linken pochen als Bedingung für eine Zustimmung auf direkte Gespräche auch mit der Union und wollen bei künftigen Besetzungen für das Gericht in Karlsruhe ebenfalls berücksichtigt werden.

Schmiese Schaltgespräch

Nach dem Rückzug von Brosius-Gersdorf war die Regierung erleichtert, die Opposition triumphierte. Wulf Schmiese berichtete aus Berlin.

07.08.2025 | 2:12 min

Kandidatin aus der Justiz

Mit der Nominierung setzt die SPD auf eine aktive Richterin von einem obersten Bundesgericht und nicht auf eine Kandidatin aus der Wissenschaft. Traditionell teilen sich die Sitze innerhalb der Senate des Bundesverfassungsgerichts auf. Vorgeschrieben ist, dass mindestens drei von acht Richtern zuvor als Bundesrichter tätig gewesen sein müssen. Im zweiten Senat, für den Sigrid Emmenegger in Frage kommt, ist diese Quote bereits erfüllt.

Sonja Eichwede, in der SPD-Bundestagsfraktion unter anderem für die Bereiche Innen und Recht zuständig, nannte Emmenegger gegenüber ZDFheute "wieder einen hervorragenden Vorschlag für das Bundesverfassungsgericht", "fachlich und menschlich". Eichwede lobte Emmenegger als "herausragende Juristin" mit "ausgewiesener verfassungsrechtlicher Expertise".

Brosius-Gersdorf verzichtete auf Kandidatur

Vor der Sommerpause des Bundestags hatte die schwarz-rote Koalition die Abstimmung über drei Richterposten verschieben müssen, weil die CDU/CSU-Fraktion in Teilen der von der SPD vorgeschlagenen und von den Fraktionsspitzen bereits akzeptierten Juristin Frauke Brosius-Gersdorf nicht mehr zustimmen wollte. Kritikpunkt war vor allem ihre Position zum Abtreibungsrecht. Brosius-Gersdorf verzichtete nach einer mehrwöchigen öffentlichen Debatte schließlich auf ihre Kandidatur.

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15.07.2025 | 1:31 min

Der Vorgang hatte eine Krise in der noch jungen Koalition ausgelöst, weil die Unionsspitze ihre Zusage für Brosius-Gersdorf erst am Tag der angesetzten Wahl zurückgenommen hatte. In der SPD wird es zudem als Fehler von Kanzler Friedrich Merz bezeichnet, dass dieser die geheime Wahl eine "Gewissensfrage" genannt hatte. Dies könne künftige Abstimmungen erschweren.

Die beiden anderen Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sind der von der Union aufgestellte Bundesarbeitsrichter Günter Spinner und die von der SPD nominierte Staatsrechtlerin Ann-Katrin Kaufhold. Die SPD-Abgeordnete Sonja Eichwede rief das Ziel aus, "dass es noch im September zu einer Abstimmung im Bundestag kommt, um die entsprechenden Stellen am Bundesverfassungsgericht nachzubesetzen".

Quelle: ZDF, Reuters, dpa

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